Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
Aufschriften der beträchtlichen Sammlung von Disketten zu überfliegen. »Alle schienen es als völlig normal hinzunehmen, aber das ist es eben nicht. Gehirnblutungen wären eine unglaubliche Seltenheit. Die Anfälle müssten ganz massiv sein und ständig wieder auftreten, um die Blutungen hervorzurufen. Und was löst die Anfälle überhaupt erst aus? Enorm aufwühlende Energieströme, denen die Testperson über einen längeren Zeitraum hinweg ausgesetzt ist? Der Einsatz von Telepathie ohne einen Anker oder sonstige Vorsichtsmaßnahmen? Das könnte passieren, denn das Gehirn ist überstrapaziert, und zu viel nutzloses Zeug gerät hinein, aber es wäre wahrscheinlicher, dass dadurch heftige Migräneanfälle hervorgerufen werden. Ich selbst habe jahrelang die Überflutung mit gefühlsmäßigen Reizen und unerwünschten Informationen unbeschadet überstanden. Ja, ich bekomme durchaus ab und zu Migräne, und es ist sehr anstrengend, aber ich habe keine Anfälle und schon gar nicht Gehirnblutungen.«
»Ich weiß immer noch nicht, was das bedeutet. Wir haben zwei Männer durch Gehirnblutungen verloren. Oder zumindest hat man uns gesagt, das sei die Todesursache gewesen.«
Lily schob eine Diskette in den Computer. »Mein Vater hat bei seinen ursprünglichen Experimenten versucht, kleine Stromstöße einzusetzen, um die Gehirntätigkeit zu stimulieren. Durch einen chirurgischen Eingriff hat er Elektroden direkt über den Bereichen angebracht, die er verstärken wollte. Die Mikroelektroden haben Aktivitäten aufgezeichnet, die durch einzelne Neuronen erzeugt worden sind. Die elektrischen Signale wurden verstärkt und gefiltert und konnten optisch dargestellt und sogar in Geräusche umgewandelt werden.«
»Er hat die Reaktionen der Hirnwellen beobachtet?« Ryland sah die Daten mit einer Geschwindigkeit, bei der er nicht folgen konnte, über den Bildschirm ziehen, doch selbst während sie mit ihm sprach, schien Lily sie auszuwerten. Er sah zu, wie ein Ausdruck nach dem anderen über ihr Gesicht jagte – Interesse, ein Stirnrunzeln, ein kurzes Zögern, dann ein Kopfschütteln und gleich darauf Aufmerksamkeit für weitere Daten.
»Und sie belauscht. Neuronen haben charakteristische Aktivitätsmuster, die sowohl optisch als auch akustisch wahrnehmbar sind.« Sie murmelte diese Information geistesabwesend vor sich hin und sah dabei noch intensiver auf den Monitor.
»Verflucht noch mal, Lily! Willst du mir damit etwa sagen, abgesehen von allem anderen, was uns angetan worden ist, hätten wir auch noch etwas ins Gehirn eingepflanzt bekommen? Dazu hat keiner von uns seine Einwilligung gegeben.« Er rieb sich die pochenden Schläfen. Wut brodelte in seinen Eingeweiden.
»Jeff Hollister weist Spuren eines Eingriffs auf. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Dad einen so furchtbaren Fehler wiederholt hat – eine der seltenen Nebenwirkungen, die er vor vielen Jahren entdeckte, waren Gehirnblutungen, und er hatte beschlossen, das sei es nicht wert.«
»Dann glaubst du also nicht, wir alle hätten diese Dinger implantiert bekommen?« Er fuhr sich unwillkürlich immer wieder mit den Händen über den Kopf und suchte nach Narben. Die Vorstellung machte ihn krank.
Lily schüttelte den Kopf. »Das ist ein komplexes Verfahren. Sie hätten ihm ein Kopfgestell anpassen und es an seinem Schädel befestigen müssen. Die Operation lässt sich nur durchführen, wenn der Patient bei Bewusstsein
ist. Er hätte also von dem Eingriff gewusst. Für die exakte Darstellung wird ein Computer benutzt. Das ist Präzisionsarbeit, Ryland. Dazu muss man schon ganz genau wissen, was man tut.«
Ryland fluchte jetzt tonlos; seine Schritte entfernten sich und kehrten dann wieder zu ihr zurück.
»Andererseits … Wenn jemand Unfälle arrangiert oder versucht haben sollte, das Experiment mit übersinnlichen Fähigkeiten als einen Fehlschlag hinzustellen, dann hätten sie jedem von euch auf der chirurgischen Station von Donovans etwas antun können. Entsprechend ausgerüstet sind sie dort mit Sicherheit.«
»Wofür? Für Sabotage?« Ryland fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Der Teufel soll sie alle holen.«
Lily zuckte die Achseln. »Bei dieser Art von Verschwörung ist fast immer Geld im Spiel. Oder politische Interessen. Es könnte sein, dass sie es so hinstellen, als wäret ihr alle in der Außenwelt in Gefahr und könntet für militärische Zwecke nicht genutzt werden, aber in Wahrheit hat sich die Intensivierung ohne allzu viele
Weitere Kostenlose Bücher