Jägerin der Dunkelheit - Feehan, C: Jägerin der Dunkelheit - Shadow Game (Ghost Walkers # 1)
Komplikationen erzielen lassen, und die Information könnte ohne weiteres an eine andere Nation verkauft werden.«
»Woher könnte jemand wissen, dass Elektroden im Kopf Gehirnblutungen verursachen? Ich habe es nicht gewusst«, gab Ryland zu. »Falls Higgens dahintersteckt, woher wüsste er das?«
»Thornton wüsste es. Der Vorstandsvorsitzende von Donovans«, erklärte sie, als sie seinen fragenden Blick und das finstere Stirnrunzeln sah. »Vor ein paar Jahren haben Ärzte ein Forschungsprojekt in Angriff genommen, bei dem es um den Einsatz tiefer Hirnstimulation bei der Parkinsonkrankheit ging. Die Idee hat gewiss ihre Vorzüge,
und andere Forscher haben großes Interesse daran gezeigt, wofür sich das möglicherweise sonst noch einsetzen ließe. Vor ein paar Monaten hatten Thornton und ich eine lange Diskussion darüber. Ich erinnere mich deshalb noch daran, weil er großes Interesse an diesem Verfahren und seinen Anwendungsbereichen gezeigt hat. Und falls Dad erwähnt haben sollte, er hätte es in Betracht gezogen und die Idee als zu gefährlich aufgegeben, könnte auf der Stelle Interesse erwacht sein, wenn wir voraussetzen, dass man dort nach Wegen gesucht hat, um das Experiment zu sabotieren.«
Sie schien so fasziniert zu sein, dass es ihn erboste. »Verflucht noch mal, Lily, besteht die Möglichkeit, dass wir Elektroden in unseren Gehirnen haben und sie nicht spüren können? Und wenn ja, was stellen diese Elektroden dann mit uns an?«
»Es gäbe unverkennbare Anzeichen dafür, Ryland. Außerdem hat Dad klipp und klar gesagt, er würde die Probleme, die bei dem ersten Experiment aufgetreten sind, nicht noch einmal riskieren, obwohl er mittlerweile in der Lage wäre, die Zielorte haargenau zu bestimmen.« Sie sah ihn an. »Der eine Autopsiebericht war bei Donovans angefertigt worden, und Dad hat nicht geglaubt, was darin stand. Er hatte den Verdacht, dass sich jemand an dir und deinen Männern zu schaffen macht, aber er war sich nicht sicher. Sieh dir das an, Ryland.« Sie blickte mit zusammengekniffenen Augen auf den Bildschirm. »Dad hat wiederholt versucht, mit General Ranier zu sprechen, und tatsächlich hat er diverse Gespräche mit seinem Adjutanten geführt, die anscheinend von Dads Seite aus aufgezeichnet wurden, was heißt, dass die Bänder irgendwo hier zu finden sein müssen. General Ranier ist ein Freund
der Familie, aber er hat ihn nie zurückgerufen. Dad hat ihm vier Briefe und etliche E-Mails geschickt, die ausnahmslos unbeantwortet geblieben sind.«
Ryland lief auf und ab und fluchte tonlos. Lily schwankte vor Erschöpfung, und die dunklen Ringe unter ihren Augen zeichneten sich deutlicher denn je ab. Am liebsten hätte er sie in seine Arme gezogen und sie an sich gedrückt. Sie zu ihrem Bett getragen und seinen Körper schützend an ihren gepresst. Seine Hände legten sich auf ihre Schultern und massierten sie sanft. »Du musst dich ein Weilchen hinlegen, Lily. Du solltest ins Bett gehen. Wenn Jeff im Moment nichts passieren kann, solltest du jetzt besser sehen, dass du ein paar Stunden Schlaf bekommst.«
»Ich bin müde«, gab sie zu. »Ich muss mir hier nur noch schnell ein paar Kleinigkeiten ansehen, und dann schaue ich noch mal bei Jeff rein.«
»Wie würden sie die Stromstöße verabreichen?«, fragte Ryland neugierig.
Sie überflog eilig den Inhalt der dritten Diskette und hielt zweimal kurz inne, um komplizierte technische Daten zu verarbeiten. »Wenn dieses Vorgehen legitim wäre, hätte man euch eine Art Schrittmacher eingesetzt, ein magnetisches Gerät, das ihr selbst aktivieren würdet. Damit könntet ihr euch den kleinstmöglichen Stromstoß verabreichen, der etwas bewirkt. Aber keiner von euch hat ein solches Gerät, und das heißt, falls es Jeff widerfahren ist, sind die Stimulationselektroden ohne sein Wissen und ohne seine Zustimmung implantiert worden, und dann wäre er einer magnetischen Frequenz ausgesetzt worden, die von einer äußeren Quelle ausgesandt wird. Ich stelle hier nur Hypothesen auf, Ryland. Ich bin nicht sicher, wie oder auch nur ob das machbar gewesen wäre.«
»Aber warum? Wozu sollte es gut sein, ihm das anzutun?«
»Um ihn zu töten, was denn sonst?« Lily schaltete den Computer aus. »Komm, lass uns nach ihm sehen. Es war eine lange Nacht.«
Er nahm ihre Hand. »Und ein noch längerer Tag«, stimmte er ihr zu.
10
ICH BRAUCHE DICH. Furcht oder vielleicht auch Vorfreude ließ Lilys Herz heftig pochen, als sie aus dem Schlaf aufschreckte und
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