Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
James, ein Bücherwurm, der keine Ahnung von der Realität zu haben scheint."
Schweigen breitete sich aus, und ich wartete geduldig ab, während der Wagen sanft um die Kurven schaukelte und wir der Themis-Zentrale immer näher kamen, die noch mehr Menschen beherbergte, die meinesgleichen jagten.
„Das Ziel von Themis ist ein Gleichgewicht der Kräfte", sagte Danaus schließlich. „Die meisten Mitglieder sind wie James Parker Gelehrte, die das Okkulte studieren. Sie beobachten, und sie katalogisieren Ereignisse und Kreaturen. Und dann sind da noch die Jäger. Sie werden ausgeschickt, wenn ihr die Menschheit bedroht. Wir versuchen aber, euer Geheimnis wie auch das aller anderen zu wahren, damit die Menschen nicht davon erfahren."
„Und ihr werdet von weisen, sachkundigen Männern wie James ausgeschickt, um meinesgleichen zu vernichten?", fragte ich sarkastisch. „Nein, der Anführer von Themis ist der Einzige, der Jäger ausschicken kann." „Ryan?", fragte ich, denn diesen Namen hatte Danaus am Abend genannt, als er James angewiesen hatte, Sadira in die Zentrale zu bringen. „Ja." „Ich freue mich schon darauf, ihn kennenzulernen", sagte ich forsch, obwohl mein Blut inzwischen Tristans Hemd und das Sitzpolster durchtränkt hatte.
Danaus gab ein merkwürdiges Prusten von sich. Seine Stimme klang heiser und rau wie ein Reibeisen. Er lachte über mich! Ich versuchte zu lächeln, doch es kostete mich viel Mühe, die richtigen Muskeln zu bewegen. Aber das war egal. Der Anflug von Heiterkeit verdrängte die Schmerzen einen Moment lang. Er war wie ein Sonnenstrahl zwischen Gewitterwolken, und ich wollte ihn genießen, bevor er wieder von dunklen Wolken verdeckt wurde. „Ryan kannst du nicht so einschüchtern und manipulieren wie James", sagte Danaus amüsiert.
„Und wenn ich ihn mit den Waffen einer Frau verführe?", erwiderte ich. Tristan entfuhr ein Laut, der ein Lachen hätte sein können, doch er räusperte sich rasch, um es zu überspielen. Ich wusste nur zu gut, dass ich in diesem Moment nicht besonders attraktiv war. Und wenn ich nicht in den nächsten Minuten zu Sadira kam, war ich nur noch eine blutüberströmte Leiche. „Das wage ich zu bezweifeln", entgegnete Danaus.
Ich seufzte übertrieben und schaffte es, kurz die Augen aufzuschlagen, bevor ich den Kampf aufgab. „Ich werde wohl einfach herausfinden müssen, was er wirklich will." „Und wie willst du das anstellen?" „Keine Ahnung", gestand ich, was mir erneut ein belustigtes Grunzen einbrachte. „Und das beunruhigt dich nicht?"
„In weniger als einer Stunde geht die Sonne auf, und ich fahre mit einem Jäger im Auto zu einer Jägerhochburg. Die Naturi sitzen mir buchstäblich im Nacken, und meine letzte Hoffnung darauf, sie zu besiegen, wurde vor meinen Augen getötet. Vorausgesetzt, dass ich die nächste Stunde überlebe, ist da noch Jabari, der mir die Kehle herausreißen wird, weil ich Thorne nicht beschützt habe. Ich glaube, im Moment ist meine kleinste Sorge ein Mensch, der irgendeinen geheimen Plan hat." Ich hörte das leise Knirschen von Plastik, als Danaus seine Hände fester um das Lenkrad schloss. „Ich hoffe, du hast recht." „Angesichts meiner Erfolgsbilanz der letzten Tage bezweifle ich das. Aber was habe ich schon zu verlieren?"
„Stimmt", pflichtete er mir bei. Als sich erneut Stille im Wagen ausbreitete, merkte ich, wie Tristan unruhig wurde. Ich wusste warum. Ich spürte es auch. Uns lief die Zeit davon. Wenn Sadira nicht genug Zeit blieb, um meine Wunden gründlich zu heilen, bevor die Sonne aufging, würde ich bei Sonnenuntergang nicht wieder aufwachen. Blut und Leben würden aus meinem Körperweichen, und ich wäre tot.
„Wie weit ist es noch?", fragte Tristan. „Nicht mehr weit." Die Morgendämmerung war bedrohlich nah, und mir machte zu schaffen, was auf Tristan und Sadira zukam, wenn ich nicht durchkam. Würde Danaus sie vor seinen Brüdern schützen? Darüber wollte ich lieber gar nicht erst nicht nachdenken. „Wie lange bist du schon bei Themis?", fragte Tristan, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Mir gelang es, den rechten Arm so zu drehen, dass ich Tristans Bein berühren könnte. Ich tätschelte sein Fußgelenk, um ihn wenigstens ein bisschen zu beruhigen.
„Ein paar Jahrhunderte." „Warum bist du dem Verein beigetreten? Du scheinst eigentlich nicht der Typ zu sein, der sich einer Sekte anschließt", neckte ich Danaus. „Das ist keine Sekte!" „Beantworte meine Frage!" „Um das innere
Weitere Kostenlose Bücher