Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
wichtig?", fragte Danaus hitzig. Er saß am Steuer. „Sie haben Tabor getötet, und jetzt sind sie hinter Mira her. Beide waren in Machu Picchu dabei." „Machu Picchu ist deshalb so wichtig, weil es die letzte Schlacht war", erklärte ich leise. Tristan zuckte erschrocken zusammen. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich so schnell wieder wach wurde. „Nach einer ganzen Reihe von Schlachten gegen die Naturi war es die letzte."
„Und was ist passiert?", fragte Danaus etwas sanfter. „Ich kann mich an nichts erinnern." „Das ist verständlich", murmelte er leise, und ich schnappte seine Worte gerade noch auf, bevor der Fahrtwind sie davontrug. „Wieso?" Ich wollte mich zu ihm umdrehen, aber mein Kopf war so schwer wie ein kleiner Elefant, und ich ließ es bleiben. „Manchmal verdrängt das Bewusstsein Dinge, um sich zu schützen."
Mir jagte ein eiskalter Schauer über die Haut, und das hatte nichts mit dem Wind zu tun. Ich wollte unwillkürlich die Arme vor dem Bauch verschränken, während ich gegen die schlimmen Erinnerungen an die Naturi ankämpfte, die in mir aufstiegen. „Was hat Nerian dir erzählt?" „Genug, dass es mich immer noch verfolgt."
Eigentlich wollte ich gar keine Einzelheiten über jene Nacht erfahren. An die Naturi erinnerte ich mich noch mit erschreckender Klarheit. Es kam mir vor, als wären die Bilder verhext, damit ich dem Schmerz niemals entfliehen konnte. Und nun war auch noch Rowe aufgetaucht, dessen Stimme mir keine Ruhe ließ und mir das Gefühl gab, ich müsse mich an ihn erinnern.
„Ich erinnere mich an Nerian", hauchte ich fast tonlos. „Ich weiß noch, was die Naturi mir angetan haben. Sie haben mich fast zwei Wochen gefangen gehalten. Sie wollten mich dazu benutzen, die Nachtwandler bei ihrer Ankunft in Machu Picchu zu vernichten. Wir hatten schon mehrere Jahrhunderte lang immer wieder gegen sie gekämpft. Vor Machu Picchu war es ihnen gelungen, mithilfe der Energie, die in Petra in der Erde gespeichert ist, das Siegel zu brechen. Sie waren nach Machu Picchu gekommen, um das Tor zwischen den Welten zu öffnen und endlich ihre Königin Aurora zu befreien." Ich hielt inne und versuchte, die Augen zu öffnen, aber es kostete einfach zu viel Kraft. Ich war schon froh, dass ich überhaupt sprechen konnte.
„Ich weiß noch, wie die Nachtwandler anrückten, aber ich erinnere mich nicht mehr an ihre Gesichter, nur an Jabari. Ich habe ihn damals zum ersten Mal gesehen. Und danach .. nichts mehr. Ich weiß nicht, was passiert ist, nachdem ich sie auftauchen sah." „Und was ist das Nächste, an das du dich erinnerst?" „Dass ich mich über Nerian beugte. Es war kurz vor Sonnenaufgang, und er lag im Sterben. Ich bin vor dem Licht in den Dschungel geflohen. In der darauf folgenden Nacht hat Jabari mich geholt." „Und was ist mit Rowe?" „Vor dem Angriff in Ägypten hatte ich Rowe noch nie gesehen", sagte ich seufzend.
„Er scheint dich zu kennen." „Ich weiß, aber ich kenne ihn nicht. Ich bin ziemlich sicher, dass ich mich an einen einäugigen Elf erinnern würde." Ich verstand es einfach nicht. In den vergangenen Tagen hatte ich immer wieder mein Gedächtnis durchforstet, aber an einen Naturi namens Rowe oder einen, der ihm irgendwie ähnelte, konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern. „Ich weiß noch, dass ich Sadira in Machu Picchu gespürt habe, aber ich kann mich nicht daran erinnern, sie gesehen zu haben. Ich erinnere mich auch daran, Tabors Stimme gehört zu haben. Er sprach mit Jabari. Er klang müde . . und wütend."
„Wo fahren wir eigentlich hin?", fragte Tristan unvermittelt. Seine Anspannung war deutlich zu spüren. Ich nahm meine Kräfte zusammen, um in sein Bewusstsein einzudringen. Es war relativ einfach, da er mich in seinen Armen hielt, aber ich hatte nicht genug Energie, um die Verbindung lange aufrechtzuerhalten. Ich schnappte Bilder von Bäumen auf; von einem Wald, der immer dichter an die Straße heranrückte. Es schien eine einsame Gegend zu sein - perfekt geeignet für einen Angriff.
„Zur Themis-Zentrale. Sadira ist dort", entgegnete Danaus. „Was ist Themis?", fragte Tristan. „Ein Vampirjäger-Verein", murmelte ich. „Das stimmt nicht!", fuhr der Jäger auf. Mir entfuhr ein ungläubiges Schnauben, obwohl ich eigentlich nicht in der Verfassung war, einen Streit vom Zaun zu brechen. „Dann klär mich doch mal auf! Mir ist das Ganze äußerst schleierhaft. Auf der einen Seite du, ein Nachtwandlerjäger, und auf der anderen
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