Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker
rief eine melodische Stimme von draußen. „Komm du lieber rein! Ich führe dich mit deinem Bruder Nerian zusammen!", entgegnete ich und umklammerte entschlossen mein Schwert. Ein Teil von mir war erleichtert, dass es nicht schon wieder Rowe war, der mich zum Kampf forderte.
Zu meiner Überraschung kam der Naturi tatsächlich mit einem kurzen Schwert in der Hand ins Haus. Danaus zog seine Pistole, doch ich legte die Hand auf die Waffe und hielt ihn zurück. „Kümmere du dich um unsere anderen Gäste und halt mir den Rücken frei", sagte ich, wies mit dem Kopf Richtung Hintertür und stand auf. Das verräterische Scharren von Klauen auf dem glatten Holzboden sagte mir, dass mehrere Wölfe ins Haus eingedrungen waren. Danaus und Michael hatten also genug zu tun, während ich mir den Naturi an der Haustür vornahm.
Er war gerade mal eins fünfzig groß, trug eine verschlissene Jeans und wirkte sehr knabenhaft. Mit seinem schlanken Wuchs war er einer jungen Weide jedoch ähnlicher als einem Menschen. Sein langes blondes Haar hatte er zum Zopf gebunden, und mit den frechen Sommersprossen und den großen grünen Augen wirkte sein Gesicht wie das eines Fünfzehnjährigen. Doch sein Aussehen täuschte über seine große Lebenserfahrung hinweg, die aus seinen zusammengekniffenen Augen sprach.
„Ich dachte, wir suchen Nerian gemeinsam auf. Er hatte doch etwas ganz Besonderes mit dir vor." Er schenkte mir ein boshaftes Grinsen, und es überlief mich eiskalt. Er war ganz ohne Zweifel vom Lichtclan. Mit Feuer konnte ich ihn also nicht vernichten.
Ich ging etwas dichter an ihn heran und schwang mein Schwert so kraftvoll, dass ich seinen Körper in zwei Hälften hätte zerlegen können. Er wich jedoch rasch zur Seite aus und wehrte den Hieb mit seinem Schwert ab. Er war schneller als die meisten Naturi, denen ich bisher begegnet war, und seine Bewegungen waren präzise und geschmeidig wie die eines Tänzers. War er so einer wie Danaus? Jemand, der die Kunst der Vampirjagd studiert hatte?
Ich nahm das Chaos ringsum nicht mehr wahr, und die Geräusche drangen nur noch gedämpft an mein Ohr. In diesem Moment existierte für mich nur noch der Naturi, der, mit einer verschlissenen Jeans bekleidet, vor mir stand. In seinen mandelförmigen Augen loderte der blanke Hass.
Unsere Klingen kreuzten sich mehrmals und suchten Zugang zu den weichen, fleischigen Körperteilen. Während ich einem Hieb auswich, der zwischen meine Rippen zielte, holte ich zum Schlag aus. Er wich geschmeidig aus der Gefahrenzone zurück. Mit zusammengebissenen Zähnen warf ich den Kopf nach hinten, um eine Haarsträhne wegzuschleudern, die mir vor die Augen gefallen war. Mein Gegner nutzte den Moment der Ablenkung und versuchte, meinen Bauch zu treffen, doch ich blockte seine Klinge mit meiner ab und schob ihn auf die Wand zu.
Plötzlich jagte ein brennender Schmerz durch meine linke Schulter, als hätte jemand eine glühend heiße Stricknadel hineingestoßen, und ich schrie auf. Ich war von einem Naturi-Pfeil getroffen worden. Der Schmerz kroch unter mein Schulterblatt und breitete sich wie flüssiges Feuer in der Muskulatur aus. In meiner Benommenheit gelang es mir nur mit knapper Not, die nächsten zwei Angriffe des Naturi abzuwehren.
„Danaus!", rief ich und trieb meinen blonden Gegner mit einem Tritt gegen den Türpfosten. „Wir werden von hinten überrannt!", bellte der Jäger mit seiner tiefen Stimme über den Lärm von Schüssen und zerbrechendem Mobiliar hinweg. „Beeil dich!" „Na gut", knurrte ich. Mein linker Arm wurde allmählich taub und war praktisch nutzlos. Mit der linken Hand konnte ich keine Waffe mehr halten. „Du siehst müde aus", sagte der Naturi spöttisch. „Willst du was zu trinken?" Er legte den Kopf schräg und zeigte mir seinen langen Hals. Ich täuschte einen Hieb auf seine Kehle an, änderte blitzschnell die Richtung und rammte ihm das Schwert bis zum Heft ins Herz.
„Ich stehe nicht auf Junkfood", sagte ich, zog das Schwert langsam aus seinem Oberkörper, um ihm mit einem schwungvollen Hieb den Kopf abzuschlagen. Er kullerte durch den Raum, und als er liegen blieb, starrten seine großen, edelsteingleichen Augen mit leerem Blick unter die Decke. „Grüß Nerian von mir!"
Als ich mich umdrehte, sah ich meine Gefährten am anderen Ende der Eingangshalle. Sie hatten Mühe, sich gegen die angreifenden Naturi und Wölfe zu behaupten. Aus dem Salon, in dem Sadira und die anderen fochten, hörte man immer noch
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