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Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker

Titel: Jägerin der Nacht 01 - Nightwalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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„Weil es stillos wäre?"
    Danaus beugte sich über mich, bis sein Mund nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt war. „Weil es anstrengend ist! Wenn es einem nicht auf Anhieb gelingt, alle zu töten, bringt man sich in eine gefährliche Lage. Im Kampf sind unsere Kräfte der letzte Ausweg."
    Als das Taxi am Straßenrand anhielt, lehnte er sich wieder zurück und kramte in seiner Brieftasche, um den Fahrer zu bezahlen. Froh, der Enge des Wagens zu entkommen, stieg ich aus. Es gab weiter nichts zu sagen. Danaus hatte recht. Mit der Zeit gewann ich zwar an Kraft und Ausdauer, aber der Einsatz meiner einzigartigen Fähigkeit blieb trotzdem eine anstrengende Sache.
    Im Hotel gingen wir schweigend die Treppe zu meinem Zimmer hoch. Jeder hing seinen düsteren Gedanken nach. Ich maß den Blicken, mit denen uns die anderen Gäste bedachten, keine große Aufmerksamkeit bei.
    Charlotte hatte das Savoy für uns ausgesucht, das durch prunkvolle Eleganz und jede Menge goldenes Zierwerk bestach. Die Gäste dieses Hotels gehörten zur obersten Gesellschaftsschicht, und ich trug Lederhose, Seidenhemd und eine blau getönte Brille. Vermutlich sah ich für die Leute wie ein Rockstar aus, was ich sehr amüsant fand. Und den höchst muskulösen, auf finstere Art gut aussehenden Mann an meiner Seite hielten sie natürlich für meinen Bodyguard oder einen glücklichen Verehrer. Danaus hatte klugerweise Krummschwerter und Dolche im Zimmer gelassen und stattdessen diverse Messer an seinem Körper versteckt. In Assuan konnte man vielleicht noch offen bewaffnet herumlaufen, doch London vermittelte zumindest den Anschein, etwas zivilisierter zu sein.
    Als wir vor der Flügeltür zu meiner Suite ankamen, blieb ich ruckartig stehen. Irgendetwas stimmte nicht.
    Eine rasche Überprüfung von Gabriels und Michaels Bewusstsein ergab, dass außer den beiden noch jemand im Raum sein musste. Sie wirkten angespannt und besorgt. Doch als ich kurz meine Kräfte in die Suite entließ, fand ich nur meine beiden menschlichen Engel. Mit einem vergnügten Lächeln öffnete ich schwungvoll die Flügeltür und trat ein. Doch meine gute Laune war schlagartig dahin, als ich Sadira erblickte. Ich fauchte sie wütend an, bleckte die Zähne und ballte die Hände so fest zu Fäusten, dass sich meine Nägel in meine Handteller bohrten, bis Blutstropfen heraussprangen.
    „Was für ein Benehmen!", schalt sie kopfschüttelnd. Ihre sanfte, freundliche Stimme hatte etwas Hypnotisches und trachtete danach, sich in mein Gehirn zu graben. Sadira saß kerzengerade und hoch erhobenen Hauptes da wie eine Königin auf ihrem Thron.
    Ich straffte die Schultern und sah sie warnend an. Ich hatte gewusst, dass meine erste Begegnung mit ihr nach so langer Zeit nicht allzu positiv verlaufen würde, aber ich hatte nicht erwartet, dass ich mit einer derart unkontrollierbaren Feindseligkeit auf sie reagieren würde.
    „Warum konnte ich dich nicht spüren?", fragte ich grimmig. „Jabari hat sich mit mir in Verbindung gesetzt. Er sagte, ich soll mich verbergen und dass er jemanden zu meinem Schutz schickt. Ich hatte keine Ahnung, dass du es bist." Sie klang ganz ruhig und gelassen. Nichts schien sie aus der Fassung bringen zu können. Ihr Anblick verursachte mir Übelkeit. Alles an Sadira war eine einzige große Lüge, und dafür hasste ich sie.
    Sie war gerade mal eins fünfzig groß und sah aus wie ein Hausmütterchen. Ihr langes dunkles, von grauen Strähnen durchzogenes Haar hatte sie zu einem Knoten hochgesteckt. Mit ihren weichen runden Gesichtszügen wirkte sie weder besonders verführerisch noch bedrohlich. Sie trug einen langen schwarzen Rock und eine blassgelbe Bluse mit Perlmuttknöpfen und sah elegant und adrett, absolut harmlos und fast zerbrechlich aus.
    Aber das war alles nur Fassade. Ich hatte gesehen, wie sie einem Mann die Kehle, herausriss, während sie trank, und das Blut von ihrem Kinn triefte. Ich hatte gesehen, wie sie einer Frau das Herz aus der Brust gerissen hatte, um das Blut direkt aus der Wunde zu schlürfen. Doch nicht einmal, wenn sie tötete, sah sie aus wie ein Raubtier. Eher wie ein furchtbarer Albtraum.
    „Wer ist dein finsterer Begleiter?", fragte sie in die Stille hinein, die sich im Raum ausgebreitet hatte. Ihr Akzent war unvergleichlich; ein exotischer Einschlag, den es auf dieser Welt eigentlich gar nicht mehr gab. Altpersisch. Nach über tausend Jahren hatte Sadira ihn immer noch nicht abgelegt. Die meisten von uns befreiten sich von

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