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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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dass ich Wort halten und ihn von unserer Schöpferin befreien würde.
    Er hatte an meine Ehre geglaubt. Statt Blut raste Wut durch meine Adern. Ich verfluchte ihn. Ich verfluchte mich selbst. Ich verfluchte das Schicksal, das uns an diesen Abgrund geführt hatte. Ich konnte mein Versprechen einfach nicht brechen - oder mir noch selbst in die Augen sehen, wenn ich auch nur daran dachte. Ohne Sadira und die anderen im Raum zu beachten, marschierte ich auf Tristan zu. Brutal packte ich ihn bei den Haaren und riss ihn an mich. „Nein!" Sadiras panischer Aufschrei hallte durch die Stille des Raumes.
    Ihr war schlagartig klar geworden, was ich vorhatte. Ich konnte gerade noch Tristans Haare loslassen, bevor sie gegen mich krachte und mich gegen die Wand schleuderte, während sie Tristan aus meiner Reichweite schubste. Ich versuchte sie abzuschütteln, aber ihre Fingernägel gruben sich in meine nackten Arme, und ich bekam sie nicht richtig zu fassen.
    „Du kannst ihn nicht bekommen!", fauchte sie. „Und du lieferst ihn dem Hofstaat aus", konterte ich, während ich sie endlich an den knochigen Schultern packen konnte. „Für eine Nacht, zum Spielen." „Sie werden ihn umbringen!", schrie ich und stieß sie weg. Sofort stürzte sie sich erneut auf mich, aber ich versetzte ihr eine Ohrfeige mit dem Handrücken, sodass ihr Kopf herumgerissen wurde, als der Schlag sie zu Boden streckte. „Das kannst du gar nicht wissen", behauptete sie. „Doch, ich weiß es. Und du weißt es auch."
    Tristan ist mein Kind. Diese Feststellung drang als tückisches Flüstern in mein Hirn, sodass ich zusammenzuckte, als hätte Sadira mich geschlagen. Genau wie auch du immer mein Kind bleiben wirst. Meine Mira. Du kannst ihn nicht bekommen. Jede Faser meines Daseins schrie danach, ihr zu gehorchen und in ihre weit geöffneten Arme zu kriechen. Aber ich konnte es nicht. Ich hatte es Tristan versprochen.
    Zu meiner eigenen Überraschung gelang es mir, den Arm zu heben und Tristan herbeizuwinken. Sadira vermochte zwar, meine Gedanken und Gefühle zu manipulieren, aber sie war nicht so stark wie Jabari. Sie konnte meinen Körper nicht lenken wie eine Marionette. Wieder packte ich ein paar Strähnen von Tristans Haaren und riss ihn an mich. Sadiras Präsenz in meinem Kopf wurde immer stärker, bis der Schmerz fast unerträglich wurde. Aus den zusammengekniffenen Augen liefen mir Tränen über die Wangen. Ohne mich um den Schmerz zu kümmern, den ich Tristan zufügte, schlug ich ihm die Zähne in den Hals und trank aus vollen Zügen. Nach ein paar Schlucken war alles vorbei.
    Mit dem Blut schien auch Sadiras Präsenz aus meinem Kopf gewaschen zu werden. In diesen wenigen Augenblicken saugte ich Tristans gesamte Lebensgeschichte und all seine Gefühle in mein Hirn. Blitzartig sah ich in einer grauenhaften Diashow das Haus in Genf vor mir, in dem er aufgewachsen war, das wunderschöne Gesicht seiner toten Frau, das Versprechen einer Tochter, die nicht überlebt hatte, und seine Jahre mit Sadira.
    Ich löste meinen Mund von seinem Nacken und zwang ihn vor mir in die Knie. „Du gehörst jetzt mir. Du bist mein, bis ich beschließe, dich freizugeben", sagte ich mit zitternder Stimme und fixierte seine weit aufgerissenen blauen Augen. Als ich von ihm abließ, wandte ich mich wieder den anderen zu und richtete meine Aufmerksamkeit auf Roberto. „Er gehört mir", verkündete ich. Für ein paar Sekunden hingen die drei Wörter wie eine baumelnde Henkersschlinge mitten im Raum, als Herausforderung an alle, meine Entscheidung infrage zu stellen. „Wenn ihm jemand auch nur ein Haar krümmt, werde ich es wissen. Wer ihm schadet, hat sich vor mir zu verantworten."
    „Aber die Ältesten haben schon versprochen . .", setzte Roberto an, aber ich ließ ihn den Satz nicht zu Ende führen. „Keiner rührt ihn an", warnte ich ihn und senkte meine Stimme zu einem bedrohlichen Knurren. „Sag es auch den anderen." Roberto nickte kurz angebunden, während seine Wut förmlich mit Händen zu greifen war. Der Konvent mochte zwar die Erlaubnis erteilt haben, mit Tristan zu spielen, aber jeder, der sich dem jungen Nachtwandler näherte, würde meinen Zorn zu spüren bekommen. Und dieser Vampir würde sich dann entscheiden müssen, ob er darauf vertraute, dass der Konvent ihn vor mir beschützte - und die Chancen dafür standen nicht allzu gut.
    Mein Blick wanderte zu Danaus hinüber, der mich mit finsterer Miene anstarrte, die Stirn in verwirrte Falten gelegt. Ich konnte

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