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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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Frieden und unerschütterlichem Vertrauen. „Ich bin deine Mutter, liebste Mira. Du wirst mich immer beschützen." „Verschwinde", grollte ich und zeigte die Eckzähne hinter den zurückgezogenen Lippen. Ihr Lächeln zitterte nicht eine Sekunde, als sie von Bord und elegant den Pier entlang ins Hotel ging. Sie hatte Tristan geopfert, um die eigene Haut zu retten, weil sie gewusst hatte, dass ich einschreiten und sie beide beschützen würde.
    Ich hätte am liebsten geschrien. Meine Entscheidungen waren richtig gewesen. Ich musste dafür sorgen, dass die Triade intakt blieb, also musste ich Sadira beschützen, auch wenn ich ihr am liebsten die Kehle aufgeschlitzt hätte. Es wäre verrückt gewesen, sie zu bekämpfen, denn ein Sieg hätte letztendlich ihren Tod bedeutet, und das konnte ich nicht zulassen.
    Ich setzte das Boot zurück und fuhr erneut auf die Wasserstraße hinaus. Nachdem ich den ersten Gang eingelegt hatte, hielt ich auf den Canale Grande zu. Der Weg war kurz, aber ich war nicht in der Stimmung, mich mit Wassertaxis oder Fähren herumzuschlagen. Ich ging an einem Liegeplatz auf der Insel Dorsoduro fast genau gegenüber dem Markusplatz vor Anker.
    Danaus sprang direkt hinter mir an Land, als ich das Boot vertäute. Ich hatte mich so sehr an die dunkle Regenwolke gewöhnt, die mir auf Schritt und Tritt folgte, dass ich ihn beinahe vergessen hatte. Natürlich hatte mich der Gedanke an den Konvent und seinen Ehrengast auch ein bisschen abgelenkt.
    „Mira ..." „Lass mich erst mal in Ruhe, ich bin immer noch sauer auf dich", presste ich durch zusammengebissene Zähne, während wir uns durch die gewundenen Gassen schoben, vorbei an Einheimischen auf dem Weg in Restaurants und Bars zu ein paar Drinks und ungezwungenen Unterhaltungen. „Du hast mir keine Wahl gelassen." Seine tiefe Stimme umfing mich wie eine starke Umarmung. „Du hättest mich sie umbringen lassen sollen." „Hättest du das denn gekonnt?"
    Ich erwiderte darauf nichts und stapfte weiter mit zusammengebissenen Zähnen die Straße hinunter. Ich hatte keine Ahnung. Vielleicht, aber nicht sehr wahrscheinlich. Die letzten Tage waren verwirrend gewesen, und ich war mir nicht länger sicher, wozu ich imstande war. Gemeinsam hätten wir sie allerdings mit ziemlicher Sicherheit vernichten können, aber er hatte sich ja nicht getraut. Ich wusste, dass er letzte Nacht, als wir allein auf dem Boot gewesen waren, mit dem Gedanken gespielt hatte, jeden einzelnen Nachtwandler auf der Insel zu töten. Aber als sich uns heute vor dem Konvent die Gelegenheit dazu geboten hatte, hatte er gekniffen.
    „Dachte ich's mir doch", sagt Danaus grimmig. „Du verstehst das nicht!", rief ich und wirbelte zu ihm herum. „Mein ganzes Leben habe ich darum gekämpft, niemandem Rechenschaft schuldig zu sein, ob Mensch oder Vampir. Und dann wache ich eines Nachts auf, trage plötzlich ein Halsband, und wer weiß wie viele Leute können mich nach Belieben daran herumzerren."
    Ich drängte ihn gegen eines der Gebäude, die den Gehsteig säumten, und stellte mich auf die Zehenspitzen, damit ich ihm in die Augen sehen konnte. „Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, kann der Feind es auch. Ich habe mich zu einer Bedrohung für jedes Lebewesen auf diesem Planeten entwickelt. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie sich das anfühlt?"
    Wir starrten einander einen Augenblick lang wortlos an. Sein Gesicht blieb undurchschaubar, aber ich spürte den Aufruhr in seiner Brust. Unsere Verbindung war seit dem kurzen Kontakt in jener Nacht ungebrochen stark. Ich spürte Traurigkeit, aber durchmischt mit etwas anderem. Ich war mir nicht sicher, ob es Mitgefühl, Reue oder vielleicht sogar Mitleid war. Danaus blockierte meine Einsicht einfach immer wieder. „Du schuldest mir was", murmelte ich, als ich die Straße entlangging.
    „Was denn?" „Hab ich noch nicht entschieden. Du schuldest mir jedenfalls irgendwas. Ich lass mir schon noch was einfallen." „Na, da sitz ich ja jetzt schon auf glühenden Kohlen", sagte er dermaßen trocken, dass ich ein Staubwölkchen erwartete. Obwohl ich mir große Mühe gab, auf ihn sauer zu sein, musste ich lächeln. Langsam wurde es lästig, dass er mich jederzeit aus meinen düsteren Gedanken reißen konnte. Finsteres Brüten war allerdings auch eher seine Stärke als meine. „Lässt sich einrichten", sagte ich gereizt, aber er ließ sich nicht täuschen. Wenn ich seine Gefühle empfangen konnte, dann wusste er umgekehrt auch, dass ich nicht

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