Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter
heben, um ihn anzusehen, nicht, solange ich wusste, dass mir das Entsetzen derart deutlich ins Gesicht geschrieben stand.
Meine Welt brach mit alarmierender Geschwindigkeit um mich herum zusammen. Jabari konnte mich kontrollieren, Rowe wollte mich benutzen, um Aurora für immer zu befreien, und Danaus mit seiner Verbindung zu den Bori konnte mich benutzen, um sowohl die Naturi als auch die Nachtwandler zu vernichten. Ich schloss die Augen und holte tief Luft, während ich eine steigende Panikwelle in meiner Brust niederkämpfte. Ich musste einen klaren Kopf behalten.
„Du bist ein Dämon?", fragte ich endlich und hob den Blick über den langen Mittelgang auf das Wesen, das mir mehr als einmal das Leben gerettet hatte. Danaus verengte die schönen blauen Augen und studierte auf der Suche nach meiner Reaktion auf diese Neuigkeit mein Gesicht. „Halb. Wie du bereits gesagt hast, ist ein Teil von mir immer noch menschlich."
Aber so einfach war das nicht. Die Bori waren keine Dämonen, und ich hatte noch nie von jemandem gehört, der ein halber Bori war. Es gab keine Mischlingskinder von Menschen und Bori. Was einer Mischung aus Bori und Mensch am nächsten kam, war ein Nachtwandler, und ich wusste ohne jeden Zweifel, dass Danaus keiner von uns war. Es klang, als ob der Bori, der den Pakt eingegangen war, eher ein Parasit an Danaus' Seele war, die ihm Kraft gab, während er auf den richtigen Moment wartete. Und während die Naturi sich an die zwölf Brunnen der Erdmacht klammerten, war Danaus möglicherweise zu einem wandelnden Portal für die ganze Bori-Rasse geworden. Sie mussten nur noch herausfinden, wie sie ihn aufsperren konnten.
Und doch hatte Danaus nicht ein einziges Mal das Wort „Bori" benutzt. Er kannte es nicht und wusste nichts von ihrer langen Geschichte. Er lebte noch mit der alten Vorstellung dessen, was ein Dämon war, und traf seine Entscheidungen auf dieser Grundlage. Er wusste nicht, was er eigentlich war.
„Also versuchst du, deine menschliche Hälfte zu beschützen, indem du die Welt vom Bösen befreist, insbesondere von Vampiren", sagte ich und versuchte, meine aufsteigende Panik zu ersticken, bevor er sie spüren konnte. Was sollte ich ihm sagen? Dass es gar kein Dämon war, der einen Teil seiner Seele in Besitz genommen hatte, sondern etwas Schlimmeres und Komplexeres? Ich hatte keine Antworten für ihn. Und das Wenige, das ich ihm geben konnte, würde alles nur noch schlimmer machen. Ich brauchte Zeit und mehr Informationen, bevor ich den Mund auftat.
„Ich habe nicht die Absicht, nur wegen des Rachedurstes meiner Mutter alle Ewigkeit in der Hölle zu schmoren", sagte er kühl und kam langsam auf mich zu. Ich fuhr mir zitternd durchs Haar und strich es mir aus den Augen. „Woher weißt du, dass dir das bevorsteht?" „Das steht allen Dämonen bevor", sagte er. Er hielt inne, als er ein paar Meter von mir entfernt war, und senkte den Blick. „Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Ich habe noch keinen Beweis gesehen, der mich von der einen oder anderen Ansicht überzeugt hätte." „Kennst du denn irgendwelche Dämonen?"
Ich konnte meinen Gefährten nur vage anlächeln. Nichts, was ich hätte sagen können, hätte ihm geholfen. Ich war den Bori nie persönlich begegnet. Die Erfahrungen in meinem Leben hatten sich darauf beschränkt, die Naturi zu bekämpfen, und das war immer mehr als genug für mich gewesen. „Sie sind böse", fuhr er fort, als ich stumm blieb.
„Höchstwahrscheinlich", stimmte ich zu und rieb mir die Hände, um etwas Schmutz abzustreifen. „Aber alles, was auf dieser Erde lebt, hat eine Wahl. Du hast dich entschieden, nicht böse zu sein. Außerdem bist du teilweise menschlich. Das muss sich doch zu deinen Gunsten auswirken." Danaus hob langsam den Blick und sah mir tief und forschend in die violetten Augen. Er wollte mir glauben. Er wollte wirklich nach der Rettungsleine greifen, die ich ihm bei seinem Überlebenskampf im dunklen Abgrund zuwarf, aber er kämpfte auch gegen Jahrhunderte religiöser Lehren und Prägungen an. Er würde seinen Glauben nicht einfach so über Bord werfen, nur weil ihm dann fröhlicher zumute war und weil es sein Gewissen erleichterte.
„Ich verlange nicht, dass du alles glaubst, was ich dir erzählt habe. Denk einfach mal drüber nach. Die Ideen, an die du dich bis jetzt geklammert hast, sind die Ideen von Menschen. Sie sind engstirnig und falsch. Vorhin haben wir noch über das Große Erwachen gesprochen. Die menschlichen Begriffe
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