Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
Vom Netzwerk:
„Machu Picchu", ergänzte ich. Ich konnte mich ehrlich nicht mehr daran erinnern, dass er dort gewesen war, aber das hatte er nun schon mehr als einmal behauptet. Und vielleicht stimmte es sogar. Es gab eine Menge Dinge während meiner zweiwöchigen Gefangenschaft auf diesem Berg, an die ich mich nicht mehr genau erinnerte. Vielleicht hatte ich seine Anwesenheit nur verdrängt.
    Rowe ließ sich von dem Ast fallen, auf dem er gestanden hatte, und landete nur ein paar Schritte von mir entfernt. Ich stürmte sofort zurück und sorgte für mehr als zehn Meter Abstand zwischen uns, und sogar das fühlte sich noch viel zu nah an. Zu meiner Überraschung hob er die Hände mit nach außen gekehrten Handflächen und gab so das international gebräuchliche Zeichen für „Alles in Ordnung". Jedenfalls hoffte ich, dass die Geste das auch bei den Naturi bedeutete.
    „Du erinnerst dich wirklich nicht an mich", sagte er leise und musterte mich seltsam eindringlich. Seine großen schwarzen Flügel waren jetzt verborgen, und er erinnerte mich ein wenig an einen etwas zu muskulösen Elfen, ohne die spitzen Ohren natürlich. „Nein, ich erinnere mich nicht an dich", fuhr ich ihn an, machte einen Schritt nach links und wieder zurück. Der Boden war abschüssig, und das Gras war rutschig unter meinen Füßen. Nicht der beste Ort für einen Kampf.
    „Ich erinnere mich an vieles, was mit dem Machu Picchu zu tun hat, nicht besonders gern." „Wir haben uns in Spanien getroffen", korrigierte Rowe. Ich blieb abrupt stehen und sperrte angesichts dieser unerwarteten Neuigkeit den Mund auf. War er einer von denen gewesen, die mich in Spanien entführt und nach Peru gebracht hatten? „Das ist über sechshundert Jahre her", fuhr er fort. „Ich habe damals anders ausgesehen, aber du hast dich nicht sehr verändert. Dein Haar schien mir etwas länger gewesen zu sein, und du warst noch ein Mensch. So ziemlich jedenfalls."
    „Du lügst", flüsterte ich bis ins Mark erschüttert. Er hatte mich als Mensch gekannt. Das schien unmöglich zu sein. Zog ich solche merkwürdigen Wesen eigentlich an? Sadira hatte mich auf einem kleinen Bauernhof in Griechenland entdeckt, beinahe einen Tagesmarsch vom nächsten Dorf entfernt. Und jetzt behauptete Rowe, dass er mich während meiner kurzen Zeit als Mensch gekannt hatte. „Es war vier Stunden vor Sonnenuntergang, und du hast am Ufer eines Sees gesessen", erklärte Rowe. Mit jeder neuen Einzelheit wurde seine Stimme härter und kälter. Die Hände fielen kraftlos an seiner Seite herab. „Du hast in der Sonne gesessen, in einem grünen Kleid, eine schwarze Perlenschnur war in die Haare geflochten."
    Während meine Erinnerung an diesen Tag im Laufe der vielen Jahre verblasst war, war seine offenbar klar und deutlich geblieben. Aber es gab keinen Zweifel, an welchen Tag er sich erinnerte. Ich hatte dieses Kleid nur ein einziges Mal getragen und es dann verbrannt, um den letzten Überrest meines Lebens als Mensch zu vernichten. Rowe war mir am letzten Tag begegnet, an dem ich noch ein Mensch gewesen war.
    Meine Finger begannen leise zu zittern, und in meiner Magengrube bildete sich ein harter Knoten. Ich schüttelte langsam den Kopf, wollte nicht wahrhaben, was er sagte, als sich der Nebel über meiner eigenen Erinnerung zu lichten begann. Ein Mann war aus dem nahen Wald auf mich zugekommen. Er war groß und schlank gewesen, mit leuchtenden grünen Augen von der Farbe feuchten Grases nach einem Sommergewitter.
    Sein schulterlanges Haar war aschblond, fast wie dunstiges Sonnenlicht. „Ich habe dich gewarnt .. dass der Grundbesitzer .. " „. . keine Eindringlinge mag", beendete Rowe den Satz. Er lehnte sich gegen den Baum, in dem er noch vor wenigen Augenblicken gehockt hatte. Ein leises Lachen entschlüpfte ihm, als er den Kopf zurücklehnte und zum Firmament emporblickte. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass du von einem Vampirrudel gesprochen hast."
    „Ich wollte dich nur davor bewahren, als Abendessen zu enden", antwortete ich. Ich konnte die Stimme kaum zu einem Flüstern erheben, während mein Verstand darum kämpfte, diese neue Information zu verarbeiten. „Und du bist mir durch die Finger geschlüpft", murmelte er und sah mich erneut an. „Ich bin aus dem Wald gekommen, weil ich dich gespürt habe. Etwas Seltsames saß da am Seeufer. Keine Naturi. Und doch auch nicht ganz menschlich. Ein kleines Energiebündel, warm und süß wie ein Windhauch."
    „Ein Mensch", sagte ich fest. „Ich war ein

Weitere Kostenlose Bücher