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Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter

Titel: Jägerin der Nacht 02 - Day Hunter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jocelynn Drake
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Flügel streiften und kratzten über Blätter und Zweige, als er sie neu ordnete. „Geh du. Ich war zuerst hier."
    War es wirklich so einfach? Ich war von seiner Anwesenheit in Venedig nicht überrascht, nachdem ich die Naturi im Thronsaal gesehen hatte. Verdammt, ich war mir sogar sicher, dass noch ein paar andere Naturi in der Stadt herumspazierten oder vielleicht sogar in der Lagune schwammen. Aber ehrlich gesagt sah ich ihn nicht in dieser Position; seine beste Waffe war schließlich das Überraschungselement.
    Ich beugte die Knie, bis ich im Gras kniete, und warf einen raschen Blick über die Schulter, in die Richtung, in die Rowe schaute. Soweit ich das einschätzen konnte, sah er nach San Clemente und zum Thronsaal hinüber.
    Ich musste von der Insel runterkommen und einen Weg finden, Jabari oder Macaire zu alarmieren. Wenn ich die Naturi aufhalten wollte, musste ich auch Rowe aufhalten, aber das konnte ich allein nicht schaffen. Ich hatte keine Ahnung, wozu der Windclan in der Lage war, aber ich ging jede Wette ein, dass er mehr auf Lager hatte als ein paar hübsche Flügel. Leider hatte ich es erfolgreich fertiggebracht, dass der gesamte Konvent stinksauer auf mich war, und dabei auch noch allen Höflingen eine Heidenangst eingejagt. Jabari konnte ich nicht erreichen, Elizabeth würde mich nach dem, was ich mit Gwen angestellt hatte, lieber von Rowe umbringen lassen und Macaire .. na ja, Macaire konnte ich nur durch die Höflinge erreichen, und da bestand nicht die geringste Chance. Mein einziger vielversprechender Kontakt im Thronsaal war Sadira. Ich hätte am liebsten geschrien. Was ich auch tat, ich wurde tiefer und tiefer in diesen Schlamassel hineingezogen, bis es irgendwann kein Entkommen mehr gab.
    Achselzuckend klopfte ich mir demonstrativ die Hände ab, als ich aufstand. Ich war ganz auf mich gestellt. „Schön. Du kannst die Insel haben. Ist mir klar, dass das hier die einzig menschliche Gesellschaft ist, die du erträgst." „Ich muss etwas wissen, Mira", begann Rowe und ließ mich innehalten, bevor ich auch nur einen Schritt machen konnte. „Bereust du deine Entscheidung?" „Nein", antwortete ich viel zu hastig, um glaubwürdig zu wirken.
    Ein leises Lachen plätscherte von Rowe auf mich herab, als er den Kopf schüttelte. Es war keine Frage, welche Entscheidung er gemeint hatte. Er hatte mir die Gelegenheit gegeben, die Seiten zu wechseln und den Naturi im Tausch für deren Schutz zu helfen. Ich hatte mich, ohne zu zögern, für meine Rasse entschieden, mich aber schon Minuten später gefragt, ob das wirklich die klügste Entscheidung gewesen war. Immerhin war mir klar geworden, dass ich mich nach einer dritten Möglichkeit umsehen sollte, anstatt herauszufinden, welches das kleinere der beiden Übel war.
    „Nein? Du bist zufrieden, und doch flüchtest du dich an den einen Ort in dieser verfluchten Stadt, an dem es keinen einzigen Vampir gibt?", sagte er. Rowe strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr, die über sein intaktes Auge gefallen war. Mit dem langen schwarzen Haar und der ledernen Augenklappe erinnerte er mich immer noch an einen Piraten aus einem Liebesroman. Ein Grinsen verzog meine Lippen, als ich in den Baum zu meinem Feind hinaufsah. „Mir gefällt der Blick auf die Stadt von hier."
    Sein Kopf zuckte hoch, und er ließ den Blick über die Insel schweifen. Ein weiteres leises Lachen wehte aus dem Baum zu mir hinunter. Vom Boden aus war in alle Richtungen nichts als die massive Steinmauer zu erkennen, die die Insel wie ein enormes Korsett umschloss. Ich wollte dafür sorgen, dass er auch weiterhin lachte. So lange würde er wenigstens nicht versuchen, mich umzubringen. Rowes Gelächter war immer noch besser als das von Nerian. Das Gelächter meines alten Peinigers verfolgte mich immer noch und hallte von Erinnerungen wider, die unter Stein- und Betonblöcken versiegelt waren. Nerians Gelächter war der Klang von Wahnsinn und Schmerz.
    „Ich habe bei dir etwas falsch gemacht", verkündete Rowe plötzlich und ließ mich auf meinem Weg zurück zu dem Friedhofstor, durch das ich hineingekommen war, erneut innehalten. „Was denn? Dass du Nerian geholfen hast, mich zu foltern? Oder dass du in Ägypten versucht hast, mich zu erwischen?" Mein gleichgültiger, beiläufiger Ton wurde brüchig. „Nein, warte! Du meinst sicher, dass du in London versucht hast, mich zu vergiften." „Nichts davon war falsch", antwortete er und winkte ab.
    „Ich meine bei unserer ersten Begegnung."

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