Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
Enttäuscht griff ich nach dem Schwert des gefallenen Naturi, fest entschlossen, meine Feinde der Reihe nach auszuschalten. Aber sie waren uns fünfzig zu eins überlegen.
Danaus, ich brauche deine Energie!, rief ich ihm zu, als mich vier Naturi umringten und sich stumm darüber zu verständigen suchten, wer mich als Erster angreifen sollte. Das hat doch letztes Mal auch nicht funktioniert, entgegnete er und klang dabei fast so aufgewühlt wie ich. Du musst zuerst die Erdenergie aus mir herausdrängen. Genau wie auf Kreta.
Der erste Naturi attackierte, und ich lenkte den Hieb ab, während ich dem nächsten auswich und dabei nach dem dritten Naturi schlug, dem ich eine Wunde quer über den Bauch zufügte, sodass er sich einen Schritt zurückzog.
Und dann traf es mich. Die warme Erdenergie wurde schlagartig aus meinem Körper gespült und von Danaus' überwältigender Energie ersetzt. Als der Schmerz mit beängstigender Wucht durch meinen Körper raste, fiel ich erneut auf die Knie. Ich schrie auf, und das Schwert glitt mir aus den erschlafften Fingern.
Für bewusste Gedanken oder Konzentration blieb keine Zeit. Ich spürte den Bori in Danaus, den ich von unserer früheren Begegnung her erkannte, und er stand kurz davor, zu verhungern. Seine Kraft durchlief mich von Kopf bis Fuß und strömte dann aufs Schlachtfeld hinaus.
Ich konnte nur zusehen, wie die vier Naturi um mich herum augenblicklich zu Asche zerfielen, als wir in Sekundenschnelle ihre Seelen zerstörten. Ich wirbelte herum und entdeckte Danaus und Jabari in einigen Schritten Entfernung, von Naturi umzingelt. Sekunden später verpufften auch diese Naturi zu einem grauweißen Aschewölkchen.
„Tötet sie! Tötet sie alle!", kreischte Aurora den Naturi um uns herum zu. „Nein", schrie Cynnia zugleich. Sie wollte auf mich zurennen, aber Nyx packte sie an den Armen und hielt sie zurück. „So sollte es nicht sein! Ihr solltet uns nicht alle vernichten!"
Ich wusste, was sie damit meinte. Sie hatte geglaubt, ich würde nur Aurora und ihre Anhänger auslöschen. Dass ich so viele von ihrem Volk umbringen würde, um an ihre geliebte Schwester heranzukommen, hatte sie nicht geplant.
Und tatsächlich fand ich auch, dass ich Zeit und Danaus' Energie damit verschwendete, sämtliche Naturi um uns herum zu töten. Mein Ziel war Aurora. Seit jeher. Ich raffte so viel von der Energie des Jägers zusammen, wie ich konnte, und wandte mich der Königin zu, die mit dem Rücken zur Mauer stand und von einem Schutzwall aus Naturi umgeben war. Ihr schönes Gesicht war wutverzerrt, während sie ihren Leuten schreiend befahl, mich zu töten. Nach der Machtdemonstration, die Danaus und ich geliefert hatten, zögerten sie allerdings, sich uns zu nähern.
Ich verengte die Augen und tastete im Geist nach der Seele der Naturi-Königin. Sie war nicht schwer zu finden. Inmitten der Finsternis, die das Tal erfüllte, erstrahlte sie wie ein gewaltiges Leuchtfeuer. Im Vergleich zu dem Licht, das sie verströmte, waren die Seelen der übrigen Naturi nur dünne Rauchfäden. Ich stürzte mich mit Danaus' geballter Energie in meinem Inneren auf dieses Signalfeuer. Doch nichts geschah. Ich steckte meine gesamte Energie in den Versuch, ihre Seele zu zermalmen und sie von innen heraus zu Asche zu verbrennen, fügte ihr aber nicht einmal einen Kratzer zu.
Hinter mir hörte ich Danaus aufschreien, und im selben Augenblick entwich seine Energie schlagartig aus mir.
Vor mir hallte Auroras Gelächter über den Berg. Sie wusste, dass ich sie nicht einfach töten konnte, wie ich so viele andere ihres Volkes umgebracht hatte. Sie bestand aus reiner Erdenergie, und etwas, das halb Bori und halb ich war, was auch immer das sein mochte, konnte ihr nicht gefährlich werden.
„Töte sie, Mira!", stieß Jabari hinter mir hervor. „Du bist die Waffe des Konvents. Ich befehle dir, sie zu töten!" „Mich töten? Du kommst ja nicht mal nahe genug an mich ran, kleine Nachtwandlerin", höhnte Aurora. „Ich bin die Königin der Naturi, die Wächterin der Erde. Mir kannst du nichts anhaben."
Ich sprang auf und hob den Blick zu der Frau mit dem goldenen Haar, die das Ende meines Volkes einläuten würde. Im Geist tastete ich nach Danaus, konnte ihn aber nicht länger spüren. In meiner Brust wallte Schmerz auf. In meinen Adern kochte Zorn. Den Bori an meiner Seite, der sie hätte besiegen können, gab es nicht mehr. Jetzt musste ich mich auf die andere Kraft verlassen, die ich beherrschte, und darauf
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