Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
fliehen, während der letzte Rest Blut, den Knox mühsam in Kevin hineingepumpt hatte, aus ihm herausströmte. Beim nächsten Sonnenuntergang würde Kevins Seele den Weg in den Körper nicht mehr zurückfinden, und damit wäre er endgültig tot.
Ich verschwendete keine Zeit mit der Frage, ob es noch einen anderen Weg gab oder ob Knox wirklich alles versucht hatte. Es war sinnlos, eine endlose Reihe von Blutspendern durch die Tür marschieren zu lassen, bis die Sonne endlich über den Horizont lugte. Knox und ich hatten beide im Laufe unseres langen Lebens genug tödliche Wunden gesehen, um zu erkennen, wann das Ende gekommen und jeder weitere Kampf zwecklos war.
Kevin lag auf dem blutbefleckten Sofa und rührte sich nicht. Ich spürte das schwache Flackern seiner Seele in dem zerbrechlichen Körper. Seine Haut hatte unter dem geronnenen Blut bereits eine hässliche Graufärbung angenommen. Man hatte ihm Handtücher auf Brust und Bauch gepresst, um die Blutung zu stoppen, aber sie waren bereits vollgesogen. Wir konnten nichts mehr tun, als ihm beim Sterben zuzusehen.
Verzweifelt fuhr ich mir mit der Hand durchs Haar und ging langsam von dem Nachtwandler zum anderen Ende des Raumes. Hilflosigkeit ertrug ich nur schwer, sie machte mich nervös und aufgekratzt. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob meine Rückkehr nach Savannah ein Fehler gewesen war.
Ich setzte mich in einen der Sessel neben dem Sofa, beugte mich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Ich würde so lange bleiben, wie ich konnte. Ich würde diese Totenwache gemeinsam mit Knox abhalten. Leider konnten wir Kevins Körper hier tagsüber nicht einfach so herumliegen lassen. Wenn jemand ins Dark Room einbrach, während wir schliefen, und die Leiche entdeckte, konnten wir alle auffliegen. Falls Kevin nicht innerhalb der nächsten Stunde sterben würde, müsste ich der Sache ein Ende machen, damit uns noch genug Zeit blieb, die Leiche noch vor Sonnenaufgang zu Archie zu schaffen. Ich würde Kevin töten müssen. Es war meine Pflicht.
„Du musst nicht bleiben", sagte Knox und ließ sich in den Sessel neben mir fallen. „Ich gehöre heute Nacht hier und nirgendwo sonst hin", murmelte ich. „Und falls es nötig ist, werde ich es zu Ende bringen." „Er hat von Tristan gesprochen, als er noch bei Bewusstsein war. Wenn Tristan auch verletzt wurde, glaube ich, du solltest jetzt bei ihm sein", sagte Knox.
Stirnrunzelnd musterte ich meine blutigen Hände.
„Tristan wurde nicht so schwer verwundet. Er wird den Morgen ohne Probleme überleben." Ich hielt inne und leckte mir die Lippen, während ich überlegte, wie viel Kevin ihm wohl von dem Kampf erzählt haben mochte. Ich wusste immer noch nicht allzu viel, aber es gab möglicherweise ein Detail, von dem Knox noch keine Ahnung hatte. „Amanda war auch dabei. Die Naturi haben sie entführt." „Was meinst du mit entführt?", fuhr er auf und lehnte sich erwartungsvoll im Sessel nach vorne. „Das, was ich sage. Entführt. Gekidnappt. Als Geisel genommen."
Knox sprang auf und wanderte unruhig von seinem Sessel zum anderen Ende des Raumes. Seine Wut übertrug sich durch das kleine Zimmer auf mich, ohne dass er ein Wort sagte. Er war ein kluger Kerl. Ihm war klar, dass Amanda als Köder entführt worden war, um an mich ranzukommen. Ihm war ebenfalls klar, dass ich mein Leben nicht für eine Nachtwandlerin aufs Spiel setzen würde, wenn ich gleichzeitig den Ort des nächsten Opfers aufsuchen und alle Nachtwandler vor der Bedrohung durch die Naturi retten musste.
„Ich habe sie gemocht", sagte er schließlich ins Leere hinein, wobei er mir nach wie vor den Rücken zuwandte. In seiner Stimme lag Niedergeschlagenheit. „Sie war schon immer ein bisschen impulsiv, aber sie war eine gute Seele, hat immer ihre Befehle befolgt." „Wie kannst du nur so reden!", fauchte ich, sodass er endlich herumfuhr und mich ansah. „Sie ist noch nicht tot. Ich habe vor ..."
Ein resolutes Klopfen an der Tür schnitt mir das Wort ab. Bevor ich noch irgendetwas sagen konnte, steckte der Barkeeper den Kopf ins Zimmer. „Mira, Barrett ist hier und will dich sehen." Überrascht vom unerwarteten Auftauchen des Lykanthropen scannte ich unwillkürlich die Bar und stellte rasch fest, dass er nicht allein gekommen war.
Mindestens ein Dutzend Lykanthropen begleitete ihn. Das konnte ungemütlich werden.
Ich stand mit besorgter Miene auf und begleitete den Barkeeper zurück in den großen Saal. Knox folgte mir auf dem Fuße. Die
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