Jägerin der Nacht 03 - Dawnbreaker
gar nicht bewegt hatte. „Wir haben all die Jahre gut zusammengearbeitet. Unsere Völker haben gelernt, einander zu achten."
Nur ein lautes Knurren warnte mich, bevor Barrett den Abstand zwischen uns mit einigen schnellen Sätzen durchquerte. Er packte mich an den Oberarmen, stürmte weiter und schleuderte mich endlich gegen die Hohlziegelwand hinter mir. Vor meinen Augen explodierten Sterne, als mein Kopf gegen die Wand knallte und ich in Dunkelheit zu versinken drohte.
„Respekt! Warum hast du meinen Leuten nicht etwas mehr Respekt gezeigt? Du trägst die Verantwortung für jeden einzelnen Toten, weil du .. " „Weil ich was getan habe? Weil ich mich geweigert habe, einfach so aufzugeben und mich euretwegen umbringen zu lassen? Mein Tod würde die Naturi nicht stoppen. Er würde weder deine Mutter retten noch deine Schwestern, noch dein ganzes Rudel." „Er würde uns Zeit verschaffen", knurrte er, und seine braunen Augen wurden zu glühenden Kupferseen.
„Zeit wofür? Um euch zur Wehr zu setzen?" Wir wussten beide, wie Erfolg versprechend das wäre. Seine Hände krampften sich einen Augenblick lang fester um meine Arme und drohten mir die Knochen zu brechen, bevor er den Griff lockerte. „Warum musstest du zurückkommen?", flüsterte er. Er war grenzenlos frustriert. Seine Leute starben, und er konnte so gut wie nichts dagegen tun. „Das hier ist mein Zuhause. Ich kann nirgendwo sonst hin", gestand ich, und mir war, als würde in meiner Kehle etwas zerreißen. Das war eine Wahrheit, der ich mich nur ungern hatte stellen wollen. Es gab für mich auf der Welt keinen Zufluchtsort mehr außer meiner Heimat Savannah. Zwei der anderen drei Konventsmitglieder wünschten meinen Tod, und das dritte Mitglied wollte schlichtweg jede meiner Bewegungen und jeden Gedanken kontrollieren. Die Naturi waren mir bei jedem Schritt auf den Fersen. Ich hatte mehr Feinde, als ich zählen konnte, und viel zu wenig Verbündete.
„Geh fort von hier, Mira. Such dir irgendein anderes Versteck, und nimm die verfluchten Naturi mit", bellte Barrett. Erneut schlossen sich seine Hände fester um meine Arme und verursachten mir blaue Flecke auf der bleichen Haut. „Du kannst mich nicht rauswerfen", stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Dies ist mein Zuhause, und hier leben meine Leute. Ich habe das Recht, sie zu beschützen." „So wie ich das Recht habe, meine Leute vor dir und den Naturi zu beschützen. Du hast es in der Hand, mein Volk zu retten, und dein eigenes dazu - geh fort von hier", schleuderte er mir wutentbrannt entgegen. Sein Südstaatenakzent ließ die Worte noch gedehnter klingen.
„Ich kann noch nicht weg. Die Naturi haben jemanden aus meiner Familie in ihrer Gewalt. Ich lasse sie nicht im Stich, damit sie gefoltert wird. Ich muss wenigstens versuchen, sie da rauszuholen." Das war ein Selbstmordkommando, aber mir blieb keine andere Wahl. Es war das Mindeste, was ich für Amanda tun konnte. Ich hatte ihr einen Platz in meiner Familie angeboten und sie mit meinem ach so großartigen Schutz geködert.
„Dann mach das gefälligst, ohne noch mehr von meinen Leuten umzubringen. Es sind schon genug von uns für dich gestorben. Warum versuchst du zur Abwechslung nicht mal, die Naturi auszuschalten, anstatt dich vor ihnen zu verstecken?"
„Ich bin kein Feigling, falls du das damit sagen willst, Werwolf', fauchte ich und stieß ihn von mir weg. Barrett stolperte ein paar Schritte zurück, bevor er sich umdrehte und die Oberlippe kräuselte, sodass ich seine ausgefahrenen Eckzähne sehen konnte. „Ich habe schon öfter gegen die Naturi gekämpft, als mir heb ist. Ich habe sie bekämpft und dafür bezahlt. Meine Leute sind bei dem Versuch gestorben, deinesgleichen und die Menschen zu schützen."
„Erwartest du etwa Dankbarkeit von mir?", stieß er ungläubig hervor. „Nein. Alles, was ich erwarte, ist ein bisschen Geduld." „Ich war mit meiner Geduld am Ende, als mein erster Bruder starb. Finde deine vermisste Vampirin. Bring alle Naturi um. Geh fort von hier und komm nie wieder. Es ist mir egal, was du dafür tun musst, aber wenn auch nur noch eines meiner Rudelmitglieder stirbt, müssen uns die Naturi nicht mehr zusammenrufen. Dann bist du zusammen mit allen Nachtwandlern in Savannah zum Abschuss freigegeben."
Damit stapfte Barrett aus der Leichenhalle, ohne sich noch einmal nach mir und seinen toten Brüdern umzusehen. Ich ließ mich an der Wand hinunterrutschen, bis ich auf dem kalten Linoleum
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