Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
beinahe zu einer Katastrophe geführt.
»Sind die Naturi in unserer Nähe?«, fragte sie, ohne auf meinen Kommentar einzugehen.
»Nein. Am anderen Ende der Stadt, und sie entfernen sich immer weiter von uns.«
»Gut. Dann setzen wir unsere Ermittlungen fort, indem wir herauszufinden versuchen, warum der Täter sich ausgerechnet Abigail Bradford als Opfer ausgesucht hat und nicht irgendjemand sonst.« Mira griff nach dem Schlüssel und ließ den Wagen an. Das tierische Grollen des Motors hallte durch die leere Lagerhalle.
»Wo fahren wir hin?«, fragte ich, als sie das Auto langsam auf die Straße zurücksetzte.
»Zum Umschlagplatz Nummer eins für Nachtwandler-Klatsch. Ins Dark Room. «
21
Ich blieb zögernd im Eingang zum Dark Room stehen, bis sich meine Augen an das Zwielicht gewöhnt hatten. Ich gehöre hier nicht her – dieser Gedanke hämmerte mir im Kopf. Der Boden bestand aus schwarzem Marmor und erinnerte mich allzu deutlich an den des Thronsaals im Hauptquartier des Konvents in Venedig. Der kleine Vorraum wurde von einer einsamen Glühbirne erhellt, die ein rotes Dämmerlicht verbreitete. Links und rechts von mir befanden sich Garderoben.
Mira ging in den Nachtclub der Verdammten voran und wiegte sich dabei in den Hüften, als bewegte sie sich bereits im Takt der Musik, die aus dem großen Saal wummerte. Wir blieben auf der Schwelle stehen und ließen den Blick über die Menge schweifen. Mira schien eine düstere Freude zu empfinden, obwohl sie sich äußerlich nichts anmerken ließ. Ich hingegen kämpfte gegen aufsteigende Panik an. Eine schnelle Bestandsaufnahme ergab, dass über zwei Dutzend Nachtwandler im Club versammelt waren, dazu noch einmal fast genauso viele menschliche Begleiter. Ein kleines Grüppchen Lykanthropen drängte sich zu meiner Linken an der Bar und gab sich sichtlich Mühe, den Nachtwandlern nicht zu nahe zu kommen und gleichzeitig demonstrativ auf das Recht zu pochen, ebenfalls hier zu sein.
Was mache ich hier bloß? Ich schickte den Gedanken direkt in ihren Kopf, da ich nicht wollte, dass einer der Vampire mithörte.
Wir führen hier eine Ermittlung durch. Gregor kann uns mehr über Abigail erzählen , antwortete sie, aber der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
Wir hätten uns auch an tausend anderen Orten mit ihm treffen können.
Mira sah mich stumm über die Schulter an und hob eine schmale rote Augenbraue.
Erstkommunion, dann die offizielle Einführung bei Barrett und jetzt das Dark Room. Ganz blöd bin ich auch nicht – also, was soll das? , drängte ich.
Miras Lächeln wurde noch strahlender, als sie die Finger der linken Hand durch die meiner rechten schob und mich weiter in den Club hineinzog. Ihre Berührung war kühl, ein Hauch von Lilien wehte zu mir herüber. Wie willst du meine Welt denn sonst verstehen, wenn du nie mit ihr in Berührung kommst?
Ich bin kein Teil deiner Welt , knurrte ich im Geiste, aber sie lächelte mich nur noch inniger an, bevor sie wieder nach vorne sah.
Dafür ist es jetzt ein bisschen spät.
Bevor ich mir eine passende Antwort überlegen konnte, ließ Mira meine Hand los und griff grob nach der Schulter eines Nachtwandlers, der sich an ihr vorbeidrückte.
»War Knox heute Nacht schon hier?«, fragte sie herrisch.
»Ja, ist aber vor ’ner Stunde wieder gegangen«, antwortete der Nachtwandler und blickte irritiert zwischen Mira und mir hin und her.
Mira ließ ihn nickend ziehen. Ich hätte mich wesentlich wohler gefühlt, wenn Knox mir mit seiner ruhigen Art in dieser Situation zur Seite gestanden hätte. Bisher war ich Miras Stellvertreter zwar nur ein paarmal begegnet, aber er schien mir ein kühler Kopf zu sein, der immer vernünftig blieb, und so jemanden hatte ich gerade bitter nötig.
Seit meiner Ankunft hatte sich die Anspannung im Club merklich erhöht. Viele der Nachtwandler hatten sich von der Tanzfläche in die dunklen Sitznischen zurückgezogen, die die Wände des großen Saals säumten. Nur das Geflüster der Menschen untermalte noch die hypnotische Musik, die die Luft erfüllte. Die Nachtwandler hingegen hatten auf telepathische Kommunikation umgestellt, um sich ungestört über den Vampirjäger in ihrer Mitte unterhalten zu können.
Sollen wir nicht warten, bis Knox wiederkommt? , fragte ich auf telepathischem Wege. Ich wollte, dass dieses Treffen so reibungslos wie möglich über die Bühne ging, und Knox wäre mir dabei eine große Hilfe gewesen.
Er ist mit Amanda losgezogen, um sich mit den
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