Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
Aurora.«
Mira senkte den Blick. Furcht durchzuckte ihre Gedanken, bevor sie es vor mir verbergen konnte. Die Königin der Naturi bewegte sich jetzt frei in unserer Welt, und niemand hatte auch nur die geringste Ahnung, wie sich die Spielregeln damit verändern würden. Würden die Naturi jetzt stärker und mächtiger werden, weil sie endlich wieder mit ihrer Königin vereint waren? Vielleicht. Ob das Gewächshaus eine Falle für Mira gewesen war? Möglich.
Und fischte ich gerade völlig im Trüben? Absolut.
»Wir sollten gehen«, sagte ich schließlich. Vom Rumsitzen wurde nichts besser. Immerhin hatten wir noch einen Mordfall aufzuklären. Ein paar Naturi, die sich in einem Gewächshaus versteckten, mussten da zurückstehen.
Mira nickte und kam langsam zu mir. Gerade wandte sie sich der Tür zu, als ihr Blick plötzlich wieder zu mir herumfuhr. Selbst im Schatten erkannte ich, wie sie verwundert das Gesicht verzog.
»Was zur Hölle hast du denn hier angestellt?«, fragte sie.
»Ich habe Windclan-Naturi umgebracht, während du damit beschäftigt warst, ein nicht vorhandenes Baby zu suchen«, knurrte ich. Ich war immer noch durchnässt und halb erfroren, das musste sie mir nicht erst auf die Nase binden. Alles, was ich jetzt wollte, war ein Ort, an dem ich in warme, trockene Klamotten schlüpfen konnte.
»Und dafür musstest du unbedingt ein Bad im Teich nehmen?«, forschte sie weiter.
Ich verkniff mir einen beleidigten Kommentar, ließ sie stehen und verließ die Bonsaiausstellung in Richtung Eingangshalle. Meine Füße schmatzten unangenehm in den Schuhen, und da ich mir jetzt keine Mühe mehr gab, besonders leise zu sein, quietschten die Gummisohlen auf dem Marmorboden.
In der Eingangshalle blieb ich stehen und warf Mira, als sie durch die Tür kam, über die Schulter einen Blick zu. »Sollten wir wegen der Naturi irgendwas unternehmen?«
»Ich dachte, du hättest sie umgelegt«, fauchte sie. Ihre Linke fuhr in die Jackentasche und riss die Pistole heraus.
»Klar sind sie tot. Ich meinte die Leichen«, berichtigte ich. Sofort entspannte sich die Nachtwandlerin wieder und ließ die Waffe sinken. Ihr Gesicht nahm den vorherigen ruhigen, unergründlichen Ausdruck an.
»Ich hinterlasse dem Anführer des hiesigen Rudels eine Nachricht, sobald ich nach Hause komme. Die sollen hier aufräumen, bevor die Ausstellung wieder geöffnet wird«, sagte sie und wischte meine Bedenken damit beiseite.
Ich folgte ihr auf dem gleichen Weg, den wir gekommen waren, zum Auto. Doch statt die Türverriegelung zu öffnen, ließ sie erst mal den Kofferraum aufspringen. Mira langte hinein und griff nach meiner Tasche. Als sie sie mir herüberwarf, fing ich sie mit Leichtigkeit auf. Der Waffenstahl im Inneren klimperte leise.
»Umziehen!«, befahl sie.
»Was?«, fragte ich begriffsstutzig. Ich dachte, sie meinte, ich sollte mir einen Ort suchen, an dem ich den Tag alleine verbringen konnte.
»Du bist nass, und du stinkst nach Fisch«, verkündete sie und lehnte sich an ihre Wagenseite. Sie verschränkte die Arme und stellte einen Fuß vor den anderen. »So kommst du mir nicht ins Auto. Zieh dich da hinter dem Baum um. Es sei denn, du möchtest nackt fahren.« Auf ihrem Gesicht breitete sich ein anzügliches Grinsen aus und brachte ihre Augen zum Funkeln. Ja, sie war schon wieder ganz die Alte.
Mit zusammengebissenen Zähnen machte ich auf dem Absatz kehrt und trottete den Weg zurück, bis ich hinter einer großen Pinie verschwand. Ich hatte keine Ahnung, ob Mira mich noch sehen konnte, aber im Moment war mir das auch egal. Rasch durchwühlte ich meinen Seesack und zog das erstbeste Hemd heraus. Mit ein paar hastigen Bewegungen streifte ich meine klitschnassen Klamotten ab und zog mir das kurzärmelige schwarze Hemd über, dazu Boxershorts und Jeans. Immer noch barfüßig schulterte ich die Tasche. Die Stiefel in der einen Hand, die zusammengeknüllten nassen Sachen in der anderen, stakste ich zum Wagen zurück. Mir war immer noch kalt, aber ich war dem Erfrieren nicht mehr ganz so nahe wie noch gerade eben. Als ich näher kam, blickte Mira demonstrativ auf die nicht vorhandene Uhr an ihrem Handgelenk.
»Na, das ging ja schnell«, neckte sie mich.
»Lass uns fahren«, grummelte ich und ließ die nassen Klamotten und die Tasche mit einem dumpfen Aufprall in den Kofferraum fallen. Ich hob meine Lederjacke auf und schlüpfte hinein.
»Du hättest wirklich nackt fahren können, weißt du. Mir hätte das nichts ausgemacht«,
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