Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
fuhr sie fort und schloss den Kofferraum. Dann zog sie die Fernbedienung aus der Jackentasche und sperrte die Wagentüren auf. Ich versuchte, Miras Gestichel an mir abprallen zu lassen, aber das fiel mir nicht gerade leicht. Es war zu viele Jahre her, dass mich zum letzten Mal eine Frau angebaggert hatte. Den meisten genügte ein kurzer Blick, bevor sie vor Angst davonrannten. Ich verkniff mir ein Grinsen, als ich die Beifahrertür öffnete. Nachdem ich mich hineingewuchtet hatte, schlüpfte ich mit nackten Füßen in die Stiefel.
Mira sprang ins Auto, legte eine schwungvolle Kehrtwende hin und brauste zurück in Richtung Innenstadt. Ich blieb stumm und war zufrieden damit, den Lichtern dabei zuzusehen, wie sie vor dem Fenster vorbeihuschten, und derweil darüber nachzudenken, was sich seit meiner Ankunft alles in der Domäne der Vampirin getan hatte. Ich war von Lykanern angegriffen worden, war Gast bei einer Erstkommunion gewesen und in der Wohnung eines toten Mädchens auf Spurensuche gegangen, bevor ich ihre Leiche obduziert hatte. Ich hatte einen Vampir verhört und in einem Gewächshaus ein paar Naturi gekillt. Ganz schön viel für eine Nacht. Aber das Schlimme war, dass ich trotzdem immer noch nicht die geringste Ahnung hatte, was hier eigentlich gespielt wurde. Dass Mira sich so merkwürdig aufführte, machte die Sache nicht gerade besser. Obwohl sie immer noch ab und zu einen schnippischen oder sarkastischen Spruch vom Stapel ließ, war sie doch deutlich in sich gekehrter als sonst.
Mira parkte den Wagen auf der Straße vor dem dreigeschossigen Haus, in dem ich schon bei meinem letzten Aufenthalt untergekommen war. Nachdem sie den Kofferraum geöffnet hatte, holte sie meine eine Tasche heraus und warf mir das Knäuel nasser Klamotten zu, bevor sie mir die zweite Tasche mit den Waffen reichte. Ich folgte ihr die Treppen hinauf auf die Veranda, wo sie die Tür aufschloss und sie mit dem Fuß aufstieß.
»Du kannst hierbleiben, solange du in der Stadt bist«, sagte sie.
»Genauso gut kann ich aber auch mein Hotelzimmer mit James behalten«, erinnerte ich sie.
»Darüber haben wir doch schon gesprochen«, sagte Mira und seufzte genervt. »In meiner Residenz kriegst du wahrscheinlich weniger Probleme.« Jeder weitere Kommentar wurde durch das Krachen der Tür erstickt, die sie hinter uns zuwarf. Ich machte mir nur Sorgen, dass wir in ihrer Domäne einen falschen Eindruck hervorrufen mochten. Mit meiner Rolle als erbarmungsloser Vampirjäger vom Dienst war es so auf jeden Fall vorbei.
Im Haus mit seiner Mischung aus Marmorböden und dunklem Parkett war alles noch genauso elegant und doch funktional, wie ich es in Erinnerung hatte. Rechts neben dem Flur lag das Empfangszimmer mit einem bequemen Sofa und ein paar Sesseln mit hohen Lehnen, die um ein Beistelltischchen aus dunklem Holz gruppiert waren. Gemälde schmückten die Wände. Es waren ausschließlich moderne, realistische Figurendarstellungen. Fast alle Porträts zeigten Frauen, alleine. Ihre Gesichter waren meist verborgen oder allenfalls undeutlich im Profil zu erkennen. Und doch verriet etwas an der Art, wie diese Frauen die schlanken Körper hielten, dass der Künstler sie tief in Gedanken eingefangen hatte, in einem Augenblick, in dem ihre Zukunft am seidenen Faden hing.
Ich folgte Mira mit gerunzelter Stirn durch das angrenzende Esszimmer mit dem ausladenden Tisch in die Küche. Hier herrschte Dunkelblau, Schwarz und Metall vor, von den Marmorverkleidungen bis zu den Geräten, die höchstwahrscheinlich noch nie benutzt worden waren. Alles in diesem Raum wirkte dunkel und kalt, und die Atmosphäre drohte jeden Besucher zu erdrücken.
Die Nachtwandlerin blieb einen Moment gedankenverloren stehen und riss dann eine der Schubladen neben der Spüle auf. Sie schnappte sich einen Schlüsselbund und warf ihn mir zu, bevor sie mir bedeutete, ihr ins Wohnzimmer voranzugehen.
»Die Schlüssel sind fürs Haus und den roten Lexus, der auf der anderen Seite des Häuserblocks steht«, sagte sie und führte mich in den einzigen Flur, der vom Wohnzimmer abzweigte. Sie trampelte die Treppe empor und betrat das erste Schlafzimmer auf der rechten Seite. Dort ließ sie meinen Seesack am Fuß eines Doppelbettes aus dunklem Kirschholz mit geschwungenem Kopfteil fallen. Hier dominierten tiefrote und dunkelgraue Farbtöne bis auf den Teppich, der schwarz wie die Nacht war. Selbst die überall verteilten Lampen brachten nur wenig Licht in das Dunkel im Zimmer.
»Ich
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