Jägerin der Nacht: Firestarter (German Edition)
Jetzt lag ich nämlich hier am Boden und mühte mich damit ab, alles wieder unter Kontrolle zu kriegen und den Deckel zuzuklappen. Sämtliche Schmerzen, sämtliche Qualen fielen mir wieder ein. Die kalten, feuchten Klamotten klebten mir am Körper. Ich klapperte mit den Zähnen. Aber ich war froh darüber. Mir war alles recht, was mich daran erinnerte, dass ich immer noch ein Mensch war. Alles, wenn es mir nur den Dämon vom Leib hielt, der meine Seele in seinen Klauen hielt.
Ich zitterte und rappelte mich langsam auf. Die Hand Halt suchend an der Felswand, legte ich den Rest des Weges zum anderen Ende des Raumes zurück. Vor den Marmorstufen, die zum Haupteingang des Gewächshauses zurückführten, blieb ich stehen und durchforstete den Rest des Gebäudes nach Naturi. Diese Kraft einzusetzen kam mir jetzt viel schwieriger vor, als nach der zu greifen, die sich in meine Seele verbissen zu haben schien. Sie existierte außerhalb meiner selbst und vibrierte in der Luft. Es fühlte sich an, als würde ich eine Augenbinde lupfen, um mich kurz umzusehen. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte ich versucht, ganz ohne Augenbinde auszukommen, aber das war mir bald zu anstrengend und zu verwirrend geworden.
Eine rasche Durchleuchtung des gläsernen Gebäudes ergab, dass ich allein war; nur Mira konnte ich schattenhaft erkennen. Ich runzelte die Stirn, als mir plötzlich klar wurde, dass sie immer noch nicht zurückgekommen war. Und sich die Gelegenheit entgehen zu lassen, ein paar Naturi kaltzumachen, sah ihr gar nicht ähnlich. Irgendetwas musste ihr dazwischengekommen sein, aber ich konnte weit und breit niemanden entdecken. Natürlich bedeutete das nicht unbedingt, dass sie auch wirklich alleine war. Ältere Vampire konnten ihre Anwesenheit eine Zeit lang verschleiern.
Ich zog das Messer aus der Scheide an der Hüfte und eilte leise die Stufen empor, durch die Eingangshalle und in den anderen Ausstellungsraum. Ein Blick durch die Schiebetür enthüllte mir einen weitläufigen, leeren Bereich, der in silbriges Mondlicht getaucht war. In diesem Raum gab es keine riesigen Bäume, die die Fenster verdeckten. Wogende Blumenbeete zogen sich an den Wänden entlang, leises Plätschern erfüllte die Luft, vermutlich von einem weiteren kleinen Springbrunnen. Die Mitte des Raumes war leer.
Ich schlüpfte durch die Tür und stutzte, als links von mir etwas aufflackerte wie Flammen. Das war kein besonders gutes Zeichen. Hatte man sie bedroht? Ich streckte meine geistigen Fühler nach Mira aus, um ihr zu sagen, dass ich unterwegs war, prallte aber gegen eine undurchdringliche Mauer. Mira hatte mich schon früher aus ihrem Geist ausgesperrt, aber selbst dann war eine Art Gefühlsabdruck zurückgeblieben, eine Schwingung, die mir verriet, in welchem Zustand sie sich gerade befand. Jetzt gab es nur kaltes, abweisendes Schweigen.
Ein Schrecken fuhr mir in die Glieder. Ich packte das Messer fester und hastete auf die Tür in den nächsten Raum zu. Kaum hatte ich die Hand am Griff, erstarrte ich, und mein Herz machte einen Satz, als ich durch das Fenster in der Tür sah. Mira kniete in der Mitte des Raumes. Sie hatte sich zusammengekrümmt, die Stirn auf den Knien, die Hände gegen die Ohren gepresst. Ein Ring aus gelb-orangefarbenen Flammen züngelte aus dem Steinboden um sie herum. Sie war vollkommen alleine.
Ich riss die Tür auf und stürmte hinein. Mein Messer behielt ich in der Hand, obwohl ich niemanden sonst sehen oder spüren konnte. Ob der Angreifer unmittelbar vor meiner Ankunft verschwunden war? Aufmerksam ließ ich den Blick durch den großen, schmalen Raum wandern. Schatten tanzten und flackerten im Feuerschein, trotzdem erkannte ich die zwei Dutzend Bonsaibäumchen, die auf hölzernen Podesten an beiden Wänden aufgereiht standen, ohne Probleme.
Erneut tastete ich nach ihrem Geist, prallte aber gegen dieselbe Mauer.
»Mira!«, schrie ich durch das Knistern und Prasseln der brusthohen Flammen. Ihre Hitze fraß sich durch die Kälte, die meinen Körper im Griff hielt, sodass ich aufhörte, mit den Zähnen zu klappern.
Die Vampirin hob ruckartig den Kopf. Ihre violetten Augen glühten von innen heraus. Die Flammen brüllten und flackerten, als mehrere Bonsais explosionsartig Feuer fingen wie trockenes Laub vor der Flammenwalze eines Waldbrandes. Sie sprang auf, eine Kraftwelle loderte, und sie packte mit raschem Griff die beiden Messer, die sie an den Hüften trug.
»Wo ist er hin?«, rief sie rau. Sie umklammerte die
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