Jägerin des Herzens
ihren Fächern darüber lustig machten, wie viel Aufmerksamkeit Alex ihr schenkte. Ihre eigenen Ehemänner benahmen sich recht gleichgültig und verbrachten jede Nacht im Bett ihrer Geliebten. Zu Lilys Überraschung machte sogar Penelope eine Bemerkung über Alex’ besitzergreifendes Verhalten und erklärte, Zachary würde sich nie so eingehend mit ihr beschäftigen, wie Alex es mit Lily tat.
»Worüber redest du mit ihm die ganze Zeit?«, fragte Penelope neugierig während der Pause eines Theaterstücks, das sie gemeinsam in der Drury Lane besuchten. »Was sagst du zu ihm, was er so interessant findet?« Die beiden Schwestern standen in einer Ecke des Foyers und fächelten sich Luft zu. Bevor Lily antworten konnte, traten Lady Elizabeth Burghley und Mrs. Gwyneth Dawson, beide respektable junge Damen, mit denen Lily sich angefreundet hatte, auf sie zu. Lily mochte vor allem Elizabeth, die einen lebhaften Sinn für Humor hatte.
»Darauf muss ich einfach die Antwort hören«, erklärte Elizabeth lachend. »Wir haben uns alles schon gefragt wie wir es schaffen könnten, unsere Ehemänner so eng an unserer Seite zu halten, wie das Lily gelingt. Was findet er so spannend an dem, was du sagst meine Liebe?«
Lily zuckte die Schultern und blickte zu – Alex. Er stand am anderen Ende des Saals mit ein paar Männern zusammen und war ins Gespräch vertieft. Als ob er ihren Blick gespürt hätte, blickte er auf und lächelte leicht. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den Frauen zu. »Wir reden über alles«, sagte sie lächelnd. »Billard, Bienenwachs und Bentham. d ich sage immer meine Meinung, auch wenn sie ihm nicht gefällt.«
»Aber wir sollten mit unseren Männern nicht über Politiker wie Mr. Bentham reden«, erwiderte Gwyneth verwirrt.
»Dafür haben sie doch ihre Freunde.«
»Anscheinend habe ich da schon wieder einenfaux pas begangen«, sagte Lily lachend und tat so, als streiche sie das Thema von einer unsichtbaren Liste. »Keine unangebrachten Diskussionen über Politiker mehr.«
»Lily, bleib so, wie du bist«, entgegnete Elizabeth ihr augenzwinkernd. »Offensichtlich mag Lord Raiford alles so, wie es ist. Vielleicht sollte ich meinen Mann auch mal nach seiner Meinung über Bienenwachs und Mr. Bentham fragen.«
Lächelnd ließ Lily ihre Blicke über die Menge wandern. Plötzlich sah sie tiefschwarze Haare und ein vertrautes Gesicht. Ein Schauer überlief sie. Sie kniff die Augen zusammen und suchte noch einmal nach der Erscheinung, aber sie war verschwunden. Eine weiche Hand legte sich auf ihren Arm.
»Lily?«, fragte Penelope. »Stimmt etwas nicht?«
Kapitel 12
Abwesend blickte Lily weiter auf die Menge. Dann fasste sie sich wieder, zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht und schüttelte den Kopf. Es konnte nicht Giuseppe gewesen sein. In den letzten Jahren war er zu sehr heruntergekommen, um sich an so einem Ort aufzuhalten. Aristokratische Abstammung oder nicht man würde ihm nicht erlauben, sich unter die Gäste zu mischen, er dürfte sich nur bei den unteren Klassen aufhalten. »Nein, Penny, es ist nichts. Ich dachte nur, ich hätte ein bekanntes Gesicht gesehen.«
Es gelang ihr, das dunkle Gefühl so weit zu verdrängen, dass sie den Rest des Abends genießen konnte, aber sie war doch erleichtert als er vorbei war. Als er ihren Gesichtsausdruck sah, lehnte Alex einige Einladungen, sich nach dem Stück noch mit Freunden zu treffen, ab und fuhr mit Lily nach Swan’ s Court zurück.
Lily blickte Burton an, als er sie willkommen hieß und Alex’ Hut und Handschuhe entgegennahm. Mit diesem Blick bedachte sie ihn immer, wenn sie ihn fragte, ob eine gewisse Nachricht eingetroffen sei. Auf ihre schweigende Frage schüttelte Burton leicht den Kopf, und ihr Herz sank. Sie wusste nicht wie lange sie es noch ertragen könnte, wie viele Nächte sie noch auf Neuigkeiten von ihrer Tochter würde warten können.
Obwohl Lily versuchte, leichthin über das Stück zu plaudern, spürte Alex ihre düstere Stimmung. Sie bat ihn um einen Brandy, aber er wies das Mädchen an, ihr ein Glas heiße Milch zu bringen. Lily verzog das Gesicht widersprach ihm aber nicht. Nachdem sie die Milch getrunken hatte, zog sie sich aus und ging zu Bett. Dankbar kuschelte sie sich in Alex’ Arme. Er küsste sie, und sie drückte sich bereitwillig an ihn; aber zum ersten Mal rührte sie sich nicht als er mit ihr schlafen wollte. Sanft fragte er sie, was los sei, aber sie schüttelte nur den Kopf. »Ich bin müde«, flüsterte sie
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