Jägerin des Herzens
protestierte Penelope und wurde scharlachrot. Nach kurzem Zögern jedoch beugte sie sich vor und sagte mit leiser Stimme: »Mit Hilfe der Dienstboten hat sich Zach ins Haus geschlichen, als Mutter und Vater zu Bett gegangen waren. Er kam in mein Zimmer, schlang die Arme um mich und sagte mir, ich würde seine Frau werden, und er würde nicht zulassen, dass ich mein Glück dem Wohl der Familie opfere.«
»Wunderbar!«, jubelte Lily.
»Ich habe ein paar Sachen in einen Koffer gepackt und bin mit ihm zu der Kutsche gegangen, die draußen wartete – oh, ich hatte so schreckliche Angst, dass wir erwischt werden, Lily! Mutter und Vater hätten jeden Moment meine Abwesenheit entdecken können, oder Lord Raiford hätte unerwartet zurückkommen können…«
»Nein«, erwiderte Lily trocken. »Ich habe dafür gesorgt, dass Lord Raiford an diesem Abend verhindert war.«
Penelope riss neugierig die Augen auf. »Um Himmels willen, was hast du mit ihm gemacht?«
»Frag mich nicht, Liebes. Sag mir nur eins – hat Zach den Gentleman gespielt und gewartet, bis ihr in Gretna Green wart, oder hat er dich schon während der Fahrt bedrängt?«
»Was für eine schreckliche Frage«, entgegnete Penelope vorwurfsvoll. »Du weißt sehr gut dass Zachary nicht im Traum daran denken würde, eine solche Situation auszunutzen. Zachary hat natürlich in einem Sessel am Kamin geschlafen.«
Lily verzog das Gesicht. »Hoffnungslos«, sagte sie lachend. »Ihr beide seid hoffnungslos ehrenhaft.«
»Nun, Lord Raiford auch«, erwiderte ihre Schwester. »Meiner Meinung nach ist er viel gesetzter und konventioneller als Zachary. Lord Raiford hätte in einer solchen Situation sicher genauso gehandelt wie Zachary.«
»Vielleicht«, sagte Lily grinsend. »Aber ganz gleich, was du vermutest … er hätte bestimmt nicht im Sessel geschlafen, Penny.«
Erst spät gingen die Gäste, und schließlich waren auch Henry und sein Lehrer in ihren Zimmern untergebracht.
Lily, die hin und her gerannt war, um mit dem Personal alles Nötige zu besprechen, konnte sicher sein, dass alles in Ordnung war. Sie ging mit Alex ins Schlafzimmer, glücklich darüber, wie der Abend verlaufen war. Alex schickte die Zofe zu Bett und half Lily beim Ausziehen. Sie, schwärmte vom Glück ihrer Schwester.
»Penny strahlt förmlich«, sagte sie, während Alex ihr Kleid im Rücken aufknöpfte. »Ich habe sie noch nie so glücklich gesehen.«
»Sie sieht gut aus«, gab Alex mürrisch zu.
»Was? Sie strahlt!« Lily zog ihr Kleid aus und setzte sich in der Unterwäsche auf die Bettkante, um ihre Strümpfe herunter zurollen. »Wenn ich sie jetzt so se he, dann merke ich überhaupt erst wie elend du sie gemacht hast mit deinem grimmigen Gesicht und deinem barschen Verhalten.« Sie lächelte ihn provozierend an und begann sein Hemd aufzuknöpfen. »Sie von dir weg zu bekommen war das Beste, was ich jemals gemacht habe!«
»Und mich hast du dabei beinahe umgebracht«, sagte Alex spöttisch, hielt einen der seidenen, bestickten Strümpfe hoch und betrachtete ihn interessiert.
»Oh, sei nicht so dramatisch. Das war nur ein kleiner Klaps auf den Kopf.« Lily fuhr ihm durch die goldenen Haare. »Ich hasste die Vorstellung, dir wehtun zu müssen, aber mir fiel keine andere Methode ein, um dich aufzuhalten. Du bist ein unglaublich eigensinniger Mann.«
Stirnrunzelnd zog Alex sein Hemd aus und enthüllte dabei seine breite, muskelbepackte Brust. »Du hättest dir ja etwas weniger Schmerzhaftes ausdenken können, um mich an diesem Abend von Raiford Park fern zu halten.«
»Ich hätte dich vermutlich verführen können.« Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Aber damals fand ich die Vorstellung noch nicht so reizvoll.«
Alex betrachtete sie prüfend, während er seine übrige Kleidung ablegte. »Ich habe dir diese Nacht immer noch nicht heimgezahlt«, sagte er. In seinen Augen war ein Funkeln, dem sie nicht traute.
»Heimgezahlt?«, echote sie. Züchtig schlüpfte sie aus ihrem Hemd und wollte die Decke über sich ziehen. »Heißt das, du willst mir eine Flasche über den Kopf schlagen?«
Mit spielerischer Grobheit drückte er sie in die Kissen. Lily lachte und strampelte, aber er hielt sie fest und küsste sie. Sie genoss das Gerangel, bis sie auf einmal spürte, dass er ihr Handgelenk mit einem ihrer Strümpfe am Bettpfosten festband. Verwirrt lachte sie auf. »Alex …« Bevor sie jedoch reagieren konnte, band er auch ihren anderen Arm fest. Ihr Lachen erstarb, und sie
Weitere Kostenlose Bücher