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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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von ihrem Sommersitz auf dem Land. Da sie wusste, dass prüfende Blicke auf ihr ruhen würden, beschloss Lily, ein neues Kleid von Monique zu tragen, züchtig, aber wunderschön. Tagelang hatten zwei von Moniques begabten Assistentinnen unermüdlich daran gearbeitet. Das Kleidungsstück bestand aus dünnem, blassrosa Stoff, der über und über mit Gold bestickt war. Der Rock war so lang geschnitten, dass sie beim Gehen eine Schleppe hinter sich her zog.
    Alex wartete in der Bibliothek auf sie, über die Papiere auf seinem Schreibtisch gebeugt. Er hob den Kopf, als sie den Raum betrat. Als Lily den Ausdruck auf seinem Gesicht sah, lächelte sie und drehte sich, damit er ihre Gesamterscheinung bewundern konnte. Goldene, mit Diamanten verzierte Nadeln steckten in ihrem Haar und glitzerten in ihren dunklen Locken. An den Füßen trug sie flache Brokatschuhe mit Bändern, die um ihre Knöchel geschlungen waren. Alex streckte unwillkürlich die Hand aus, um über ihren schlanken Körper zu streichen. Sie war bezaubernd und vollkommen, wie eine Porzellanpuppe.
    Lily lehnte sich verführerisch an ihn. »Geht es so?«, murmelte sie.
    »Es geht«, brummte er und drückte ihr einen keuschen Kuss auf die Stirn. Alles andere hätte seine Selbstbeherrschung untergraben.
    Der Ball, der im Londoner Haus der Lyons stattfand, war sogar noch prächtiger, als Lily erwartet hatte. Das riesige Haus, auf mittelalterlichen Fundamenten erbaut und im Laufe der Jahrhunderte ständig erweitert, war hell erleuchtet und mit frischen Blumen und teurer Dekoration aus Kristall, Seide und Gold geschmückt. Im Ballsaal spielte ein großes Orchester. Sofort bei ihrer Ankunft nahm Lady Lyon Lily unter ihre Fittiche. Lily wurde zahlreichen Leuten vorgestellt – Kabinettsministern, Opernsängern, Botschaftern und ihren Gattinnen und Mitgliedern des Hochadels.
    Sie zweifelte, ob sie sich auch nur einen Bruchteil der Namen würde merken können.
    Lächelnd und plaudernd nippte Lily an einem Glas Punsch und sah zu, wie Alex von Ross und ein paar anderen Männern davongezogen wurde. Er sollte als Schiedsrichter bei einer Wette fungieren.
    »Männer«, sagte Lily trocken zu Lady Lyon. »Wahrscheinlich geht es darum, wie schnell ein bestimmter Regentropfen die Fensterscheibe herunterrollt oder wie viele Gläser Brandy ein bestimmter Lord trinken kann, bevor er umkippt.«
    »Ja«, erwiderte Lady Lyon, und ihre Augen glitzerten spöttisch. »Es ist erstaunlich, was manche Menschen für eine Wette alles tun.«
    Lily unterdrückte ein verlegenes Lachen, da sie wusste, dass sich die alte Dame auf den berüchtigten Abend bei Craven’ s bezog. »Diese Wette«, sagte sie, wobei sie erfolglos versuchte, Würde zu bewahren, »hat lediglich auf den Vorschlag Eures Neffen hin stattgefunden, Ma’ am. Ich hoffe, ich lebe so lange, dass die ganze Geschichte endlich einmal in Vergessenheit gerät.«
    »Wenn Ihr erst einmal in meinem Alter seid, werdet Ihr diese Episode Euren Enkelkindern erzählen, um sie zu verblüffen«, prophezeite Lady Lyon. »Und sie werden Euch um Eure finstere Vergangenheit beneiden. Erst mit der Zeit habe ich gelernt das alte Sprichwort zu verstehen: ›Wenn die Jugend wüsste, wenn das Alter nur könnte‹.«
    »Enkel …«, sann Lily, und ihre Stimme wurde weich vor Melancholie.
    »Dazu habt Ihr noch viel Zeit«, versicherte die ältere Frau ihr da sie den Grund hinter der plötzlichen Traurigkeit missverstand. »Jahre. Ich war fünfunddreißig als Ross zur Welt kam, und vierzig bei der Geburt meines letzten Kindes, Victoria. Ihr habt noch viele fruchtbare Jahre vor Euch, Kind. Alexander wird sich ja sicher bald daranmachen.«
    »Tante Mildred«, rief Lily lachend aus »Ihr schockiert mich!«
    In diesem Moment näherte sich ein Diener diskret Lily. »Mylady, ich bitte um Verzeihung, aber in der Eingangshalle ist ein Herr, der sich nicht ausweisen kann. Er behauptet er sei. auf Eure Einladung hier. Vielleicht möchtet Ihr mit mir kommen und seine Angaben bestätigen?«
    »Ich habe niemanden …«, begann Lily überrascht brach aber ab, als ihr ein hässlicher Verdacht kam. »Nein«, flüsterte sie, woraufhin der Diener sie verwirrt ansah.
    »Mylady, sollen wir ihn auffordern zu gehen?«
    »Nein«, keuchte Lily und bemühte sich um ein schwaches Lächeln, da Lady Lyons Blick auf ihr ruhte. Ach glaube, ich werde dieses kleine Geheimnis erforschen.« Sie blickte die ältere Frau an und zuckte mit den Schultern. »Ich war schon immer

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