Jägerin des Herzens
zurück.«
»Du kannst nichts tun«, erwiderte Lily erschöpft. »Nichts, was Derek nicht schon versucht hätte.«
Trotz seines Mitgefühls und seiner Liebe blickte Alex sie kühl und herausfordernd an. »Offensichtlich ist es dir entgangen«, sagte er liebenswürdig, »dass ich Einfluss an Stellen besitze, die Craven verschlossen sind. Trink jetzt deinen Brandy, Liebling.«
Verärgert über seine herablassende Art öffnete Lily den Mund zu einer Erwiderung, aber er hatte sich bereits umgedreht und ging die Treppe hinunter. Auf der letzten Stufe blieb er stehen und sagte: »Sag mir den Namen des Mannes, den du engagiert hast.«
»Knox. Alton Knox.« Sie lächelte bitter. »Ein hervorragender Detektiv. Der Beste, den man für Geld kaufen kann.«
Sir Joshua Nathan war vor einigen Jahren als oberster Richter der Stadt eingesetzt worden, weil Alex seinen Einfluss geltend gemacht und einen Erlass bewirkt hatte, durch den einige öffentliche Ämter neu geschaffen worden waren. Es hatte einen erbitterten politischen Kampf gegeben, da zahlreiche korrupte ›Handelsgerichtbarkeiten‹, die Urteile im Austausch gegen Geld, Frauen und sogar Alkohol fällten, Widerstand leisteten. Alex hatte monatelang debattieren, Reden halten und um persönliche Gefälligkeiten bitten müssen, damit der Erlass durchkam. Das alles hatte Alex nicht nur getan, weil der Erlass es ihm wert war, sondern auch, weil Nathan, ein integrer und mutiger Mann, ein enger Freund aus der Schulzeit war.
Nathans Name wurde immer in einem Atemzug mit dem von Donald Learman genannt einem wackeren jungen Richter, der im Büro von Westminster arbeitete. Die beiden vertraten die gleiche unorthodoxe Auffassung von Polizeiarbeit, da sie sie als eine Wissenschaft ansahen, die ständig reformiert und verbessert werden musste. Sie betrieben die Ausbildung ihrer Offiziere mit einer Genauigkeit, als seien sie beim Militär. Anfangs waren sie verlacht worden, da die Gesellschaft an den dürftigen Schutz der Wachmänner gewöhnt war. Und obwohl sie nicht besonders beliebt waren, hatten ihre Anstrengungen bald Erfolge gezeitigt und mittlerweile waren andere Bezirke ihrem Beispiel gefolgt. Die Mitglieder von Nathans und Learmans Fußpatrouillen wurden oft privat von Banken und reichen Bürgern als Detektive angeheuert.
Nathan war ein schlanker, gepflegter Mann von unauffälliger Erscheinung. Er begrüßte Alex mit einem ruhigen, freundlichen Lächeln. »Hallo, Alex. Ein willkommenes Gesicht aus der Vergangenheit.«
Alex schüttelte ihm die Hand. »Es tut mir Leid, dass ich dich zu so später Stunde aufsuche.«
»Daran bin ich gewöhnt das liegt in der Natur meiner Arbeit. Meine Frau behauptet immer, sie habe nur mitten am Tag eine Chance mich zu Gesicht zu bekommen.« Nathan führte Alex in seine Bibliothek, und sie setzten sich in die schweren dunklen Ledersessel. »Nun«, sagte er ruhig, »genug der Freundlichkeiten. Je eher du mir sagst, welches Problem du hast desto schneller können wir es lösen.«
Alex beschrieb die Situation so knapp wie möglich. Nathan hörte nachdenklich zu und unterbrach ihn gelegentlich mit einer Frage. Der Name Gavazzi sagte ihm nichts, aber dass Alex Alton Knox erwähnte, schien von höchster Bedeutung zu sein. Als Alex fertig war, lehnte sich der Richter in seinem Sessel zurück und legte die Finger zu einem Dreieck aneinander, während er nachdachte. »Kindesraub floriert in London«, sagte Nathan zynisch.
»Hübsche kleine Jungen und Mädchen sind ein einträgliches Geschäft, das in Läden, Parks und manchmal sogar schon im Kinderzimmer betrieben wird. Oft werden sie ins Ausland verkauft. Es ist ein angenehmes Geschäft leicht zu vertuschen bei den ersten Anzeichen von Problemen und genauso leicht wieder aufzunehmen, wenn die Luft rein ist.«
»Glaubst du, dass Gavazzi in solche Geschäfte verwickelt ist?«
»Ja. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er zu einer Bande gehört. Deiner Beschreibung nach kann er das nicht alleine bewerkstelligen.«
Sie schwiegen beide, bis Alex es nicht mehr aushielt. »Verdammt was ist los?«
Nathan lächelte spöttisch über die Ungeduld seines Freundes, aber dann wurde sein Gesicht ernst. »Ich habe gerade über ein paar äußerst beunruhigende Möglichkeiten nachgedacht«, sagte er schließlich. »Der Mann, den deine Frau engagiert hat Mr. Knox, gehört zu den besten Detektiven in Learmans Büro. Lady Raiford hat ihn sicher zu Recht für vertrauenswürdig gehalten.«
»Und, ist er es?«, fragte
Weitere Kostenlose Bücher