Jägerin des Herzens
Empfehlung hin akzeptieren?« Sie brach in ein spöttisches, bitteres Lachen aus und rang um Fassung. »Mein Gott Giuseppe, ich bin kaum besonders respektabel. Ich habe nicht den geringsten Einfluss!«
»Du bist die Gräfin von Wolverton«, sagte er mit harter Stimme.
»Diese Leute dulden meine Gegenwart nur aus Achtung vor meinem Mann!«
»Ich habe dir gesagt was ich will«, sagte er hartnäckig. »Und jetzt tust du es für mich. Dann gebe ich dir Nicoletta zurück.«
Lily schüttelte heftig den Kopf. »Giuseppe, das ist lächerlich«, brach es verzweifelt aus ihr hervor. »Bitte, gib mir einfach nur meine Tochter. Selbst wenn ich wolle, ich könnte nichts für dich tun. Du gehörst nicht zu den oberen Zehntausend. Du benutzt die Menschen nur, und du verachtest sie – glaubst du, das sähen sie dir nicht an? Weißt du denn nicht dass sie ganz schnell herausfinden würden, wer du bist?«
Sie zuckte angeekelt zusammen, als Giuseppe plötzlich auf sie zutrat und seine drahtigen Arme um sie legte. Er fuhr mit seiner heißen, feuchten Hand über ihr Kinn und ließ sie über ihre Kehle gleiten. »Du fragst mich immer, wann ich dein Baby zurückbringe, wann ich das hier beende«, sagte er mit seidiger Stimme. »Und jetzt sage ich dir, dass es zu Ende ist. Aber zuerst musst du mir helfen, ein Teil dieser Welt zu werden.«
»Nein«, erwiderte sie und schluchzte angewidert auf, als seine Hand über ihre Brust glitt.
»Kannst du dich noch daran erinnern, wie es mit uns beiden war?«, flüsterte er. Er war sich seiner Verführungskunst sicher, und sie spürte, wie sein Körper hart wurde vor Erregung. »Weißt du noch, wie ich dir die Liebe beigebracht habe? Wie wir uns zusammen im Bett bewegt haben, die Lust, die ich dir bereitet habe, als wir unser wunderschönes Kind gemacht haben …«
»Bitte«, sagte sie erstickt und wollte ihn weg drücken. »Lass mich gehen. Mein Mann wird bald hier sein, um mich zu suchen. Er ist sehr eifersüchtig, und er …«
Eine schreckliche, lähmende Kälte überfiel sie plötzlich. Zitternd brach sie mitten im Satz ab. Langsam drehte sie sich um und sah Alex auf der Schwele stehen. Er starrte sie ungläubig an, und sein Gesicht war leichenblass.
Giuseppe folgte Lilys Blick und stieß einen überraschten Laut aus. »Lord Raiford«, sagte er glatt und ließ Lily los.
»Das ist ein kleines Missverständnis. Ich gehe jetzt und erlaube Eurer Frau, alles zu erklären, si?« Er zwinkerte Lily verstohlen zu und verließ grinsend das Zimmer, überzeugt davon, dass Lily schon alles mit ein paar Lügen glätten würde. Schließlich hatte sie einiges zu verlieren.
Alex blickte seine Frau unverwandt an. Sie schwiegen beide und standen wie erstarrt mitten in dem eleganten Raum. Das Lachen und die Musik aus dem Ballsaal drangen zu ihnen, aber sie hätten sich genauso gut auf einem anderen Stern befinden können. Lily war klar, dass sie etwas sagen, sich rühren musste, irgendetwas tun musste, damit dieser schreckliche Ausdruck aus seinem Gesicht verschwand, aber sie konnte nur dastehen und zittern.
Schließlich redete er. Seine Stimme war leise und so rau, dass sie sie kaum wiedererkannte. »Warum hast du zugelassen, dass er dich umarmt hat?«
Fieberhaft suchte Lily nach einer Lüge, irgendeiner Geschichte, mit der sie ihn überzeugen konnte, dass er sich irrte, dass alles ganz anders war. Früher einmal wäre ihr das leichtgefallen. Aber sie hatte sich geändert. Sie stand nur wie betäubt da. So musste sich ein Fuchs fühlen, wenn er in die Enge getrieben wurde – wie gelähmt, hilflos auf das Ende wartend.
Als sie nicht antwortete, sagte Alex mit verzerrtem Gesicht: »Du hast eine Affäre mit ihm.«
Lily starrte ihn stumm und gequält an. Ihr Schweigen war, beredter als jede Antwort. Mit einem rauen Schmerzenslaut wandte Alex sich ab. Kurz darauf hörte Lily ihn abgehackt flüstern: »Du kleine Hure.«
Tränen brannten Lily in den Augen, als sie sah, wie er auf die Tür zutrat. Sie hatte ihn verloren. Lady Lyon hatte Recht gehabt … nur Tod oder Betrug konnten ihn zerstören. Ihre Geheimnisse spielten jetzt keine Rolle mehr.
Irgendwie gelang es ihr, flehend seinen Namen zu krächzen. »Alex.«
Er blieb stehen, die Hand auf dem Türknauf, und wandte ihr den Rücken zu. Seine Schultern hoben und senkten sich rasch, als versuche er, seine Gefühle zu meistern.
»Bitte bleib«, sagte sie gebrochen. »Bitte, lass mich dir die Wahrheit erzählen.« Sie konnte es nicht ertragen, dass
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