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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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konnte sich nicht erinnern dass sie aufgestanden und die Treppe hinuntergegangen war Sie konnte sich an überhaupt nichts erinnern.
    Es war wieder passiert.
    Verwirrt wischte sich Lily den Schweiß von der Stirn. Sie hätte es ja verstanden, wenn sie etwas getrunken hätte.
    Oh, wenn sie betrunken war, dann konnte sie durchaus irgendwelche Dummheiten begehen. Aber gestern Abend hatte sie nach dem Abendessen lediglich ein paar Schlucke Likör getrunken und danach sogar noch einen starken Kaffee.
    Das war ihr schon bei zwei anderen Gelegenheiten passiert. Einmal war sie abends in ihr Schlafzimmer in ihrem Reihenhaus in London gegangen und am nächsten Morgen in der Küche aufgewacht, und ein anderes Mal hatte Burton, der Butler, sie schlafend im Salon gefunden. Burton hatte angenommen, sie habe unter dem Einfluss eines starken alkoholischen Getränks oder irgendeines anderen Giftes gestanden, und Lily hatte sich nicht getraut, ihm zu erklären, dass sie vollkommen nüchtern war. Herr im Himmel, sie konnte doch keinem sagen, dass sie im Schlaf durchs Haus lief – das tat doch keine Frau, die bei Verstand war, oder?
    Die Zofe beobachtete sie und wartete auf eine Erklärung.
    »Ich … ich war so unruhig gestern Abend und … bin hierher gekommen, um etwas zu trinken«, sagte Lily und knüllte nervös ihr Nachthemd zusammen.
    »Wie dumm von mir, hier in diesem Sessel einzuschlafen.« Das Mädchen blickte sich im Zimmer um und wunderte sich offenbar darüber, dass nirgends ein Glas zu sehen war. Irgendwie gelang es Lily, leichthin zu lachen. »Ich habe mich hierhin gesetzt um … über etwas nachzudenken … und dann muss ich eingeschlafen sein, noch bevor ich mir etwas zu trinken holen konnte.«
    »Ja, Miss«, erwiderte die Zofe zweifelnd.
    Lily fuhr sich mit den Fingern durch ihre zerzausten Locken. Sie bekam Kopfschmerzen. »Ich glaube, ich gehe jetzt wieder auf mein Zimmer. Lasst mir bitte einen Kaffee hinaufbringen, ja?«
    »Ja, Miss.«
    Lily raffte ihr Nachthemd um sich herum, krabbelte aus dem großen Sessel und verließ die Bibliothek, wobei sie versuchte, nicht zu schwanken. Sie durchquerte die Eingangshalle. Aus der Küche hörte sie das Klappern von Geschirr und Töpfen und das Schwatzen der Dienstboten, die ihren morgendlichen Pflichten nachgingen. Sie musste in ihr Zimmer gelangen, bevor sie jemand sah. Eilig lief sie auf bloßen Füßen die Treppe hinauf.
    Sie hatte noch nicht ganz die oberste Stufe erreicht als sie eine dunkle Gestalt sah. Ihr Herz sank. Es war Lord Raiford auf dem Weg zu seinem morgendlichen Ausritt. Er trug Reitkleidung und glänzende schwarze Stiefel.
    Verlegen zog Lily an ihrem Nachthemd und versuchte, so viel wie möglich von sich zu verbergen. Wolvertons Blick schien ihr Nachthemd zu durchdringen und jedes Detail ihres Körpers aufzunehmen.
    »Warum lauft Ihr so durchs Haus?«, fragte er barsch.
    Lily stand da wie erstarrt. Dann hob sie aus einem Impuls heraus das Gesicht und starrte ihn so hochnäsig wie möglich an. »Vielleicht habe ich die Nacht mit einem Diener verbracht. Sollte man ein solches Benehmen von einer Frau wie mir nicht erwarten?«
    Er schwieg. Lily ertrug seinen durchdringenden Blick eine Ewigkeit lang, dann versuchte sie, wegzusehen. Aber es war unmöglich. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass seine Augen heiß leuchteten, statt eisig zu funkeln. Obwohl sie bewegungslos dastand, kam es ihr so vor, als drehte sich die Welt um sie. Sie schwankte leicht und legte die Hand aufs Geländer.
    Als Wolverton endlich sprach, war seine Stimme noch rauer als sonst.
    »Solange Ihr Euch unter meinem Dach befindet Miss Lawson, gestatte ich nicht dass Ihr Euren geübten kleinen Körper zur Schau stellt weder für die Dienstboten noch für irgendjemanden sonst. Habt Ihr mich verstanden?«
    Seine Verachtung war schlimmer als ein Schlag ins Gesicht. Geübt? Lily holte tief Luft. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie jemanden so sehr gehasst. Außer Giuseppe natürlich. Am liebsten hätte sie ihm eine heftige Erwiderung entgegen geschleudert aber auf einmal wollte sie nur noch fliehen. »Verstanden«, sagte sie rasch und eilte an ihm vorbei.
    Alex drehte sich nicht um, um ihr nachzublicken. Er stieg die Treppe genauso schnell hinunter, wie sie die Stufen hinaufeilte. Statt zu den Ställen zu gehen, trat er in die leere Bibliothek und schlug die Tür so heftig hinter sich zu, dass der Rahmen bebte. Dann atmete er tief durch. In dem Moment, in dem er sie in ihrem dünnen,

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