Jägerin des Herzens
weißen Nachthemd sah, hatte er sie begehrt. Sein Körper war immer noch angespannt und zitterte vor Erregung. Am liebsten hätte er sie gleich auf den Treppenstufen genommen, sie auf den Teppich gedrängt und wäre in sie eingedrungen. Ihre Haare, diese verdammten kurzen Locken, die er am liebsten mit den Fingern zerzaust hätte …
ihr zarter weißer Hals, die kleinen, verführerischen Spitzen ihrer Brüste …
Alex fluchte und rieb sich heftig über das Kinn. Bei Caroline war sein Begehren mit Zärtlichkeit und Liebe vermischt gewesen. Aber diese Art von Begehren hatte nichts mit Liebe zu tun. Es kam ihm so vor, als habe er mit seiner Erregung die Liebe zu Caroline verraten. Lily war gefährlicher, als er angenommen hatte. Es gelang ihm nur, sich und seine Umgebung zu beherrschen, wenn sie nicht in der Nähe war. Aber er würde der Versuchung, die sie darstellte, nicht erliegen … bei Gott, das würde er nicht und wenn es ihn umbrächte.
Kapitel 4
»Zachary! Lieber, lieber Zachary, wie nett von dir, dass du mich besuchen kommst!« Lily trat vor und klatschte in die Hände. Sie hieß ihn auf dem Besitz willkommen, als sei sie die Hausherrin. Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen, und er küsste sie pflichtschuldig auf die Wangen. Mit der schwarzen Seidenkrawatte und in Reitkleidung sah Zachary vom Scheitel bis zur Sohle wie ein attraktiver Landedelmann aus. Diskret nahm der Butler Zacharys Umhang, Hut und Handschuhe entgegen und entfernte sich. Lily zog Zach in eine Ecke der Eingangshalle und flüsterte ihm ins Ohr: »Sie nehmen gerade alle den Tee im Salon – Mutter, Penny und Wolverton. Denk daran, dich so zu benehmen, als seist du in mich verliebt und wenn du meiner Schwester schöne Augen machst, dann kneife ich dich! Und jetzt komm …«
»Warte«, flüsterte Zachary besorgt und hielt sie fest. »Wie geht es Penelope?« Lily lächelte. »Schau nicht so ängstlich. Du hast immer noch eine Chance, alter Junge.«
»Liebt sie mich noch? Hat sie das gesagt?«
»Nein, das wird sie nicht zugeben«, erwiderte Lily zögernd. »Aber Wolverton liebt sie ganz bestimmt nicht.«
»Lily, ich sterbe an meiner Liebe zu ihr. Unser Plan muss einfach gelingen!«
»Das wird er«, erwiderte sie entschlossen und legte ihre Hand in seine Armbeuge. »Und jetzt … auf in den Kampf!
« Zusammen gingen sie durch die Eingangshalle.
»Ist es zu spät für einen Besuch?«, fragte Zachary so laut, dass alle im Salon ihn hören konnten.
Lily zwinkerte ihm zu. »Überhaupt nicht, Liebster. Genau rechtzeitig zum Tee.« Mit breitem Lächeln zog sie ihn in den Salon, einen behaglichen, weitläufigen Raum mit blassgelben Seidentapeten, glänzenden Mahagonimöbeln und großen Fenstern. »Hier sind wir«, sagte sie fröhlich. »Und wir kennen uns alle, ich brauche also niemanden vorzustellen – wie angenehm!« Liebevoll drückte sie Zacharys Arm. »Ich muss dir sagen, Zach, der Tee in Raiford Park ist ausgezeichnet. Fast so gut wie der Tee, den ich zu Hause in London serviere.«
Zachary lächelte, als er sich im Zimmer umsah. »Lily macht den besten Tee, den ich je getrunken habe – sie bestellt immer eine besondere Mischung, die niemand genau nachvollziehen kann.«
»Ich habe sie auf einer meiner Reisen gefunden«, erwiderte Lily und setzte sich in einen zierlichen Stuhl mit Klauenfüßen. Verstohlen warf sie ihrer Schwester einen Blick zu. Entzückt bemerkte sie einen kurzen, aber intensiven Blickkontakt zwischen Penny und Zachary. Einen Moment lang sah Penny ganz traurig und hoffnungslos aus. Arme Penny, dachte Lily, ich bringe alles wieder in Ordnung. Und dann könnt du und Zach mir vielleicht beweisen, dass es die wahre Liebe gibt.
Höflich trat Zachary zu dem Sofa, auf dem Penelope und Totty saßen. Da er Penelopes tiefes Erröten bemerkt hatte, wandte er sich nicht direkt an sie, sondern an ihre Mutter. »Lady Lawson, ich freue mich, Euch und Eure reizende Tochter wiederzusehen. Ich hoffe, es geht Euch gut?«
»Recht gut«, erwiderte Totty leicht unbehaglich. Sie hatte zwar etwas dagegen gehabt dass Zachary um ihre Tochter warb, aber ihn hatte sie eigentlich immer recht gern gehabt. Und sie hatte wie jeder andere auch gewusst dass Zacharys Liebe zu Penelope aufrichtig und ehrenhaft gewesen war. Aber eine Familie mit beschränkten finanziellen Mitteln musste praktisch denken. Lord Raiford war eine weit vorteilhaftere Partie für ihre Tochter.
Alex stand an der Marmoreinfassung des Kamins und zündete sich eine Zigarre
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