Jägerin des Herzens
dass es keine Veränderungen geben wird. Ich habe sogar Angst meinen eigenen Besitz zu verlassen – als Nächstes läse sie das Haus rosarot anstreichen!«
»Ja, Mylord.«
Offensichtlich hatte Wolverton zu Ende gewütet denn das Gespräch brach ab. Als sie Schritte hörte, drückte Lily sich noch tiefer in die Eibenhecke. Es wäre nicht gut, wenn er sie entdeckte. Unglücklicherweise hatte er jedoch wohl einen siebten Sinn. Lily bewegte sich zwar nicht aber er sah trotzdem um die Hecke und bemerkte sie. Erstarrt blickte sie in sein wütendes Gesicht.
»Miss Lawson?«, schnappte er.
Lily schirmte ihre Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. »Ja, Mylord?«
»Habt Ihr genug gehört oder soll ich meine Rede noch einmal wiederholen?«
»Man konnte Euch meilenweit hören. Und falls es Euch beruhigt ich denke nicht im Traum daran, das Haus rosarot streichen zu lassen. Obwohl …«
»Was tut ihr hier?«, unterbrach er sie.
Lily dachte rasch nach. »Nun, Zachary und ich hatten eine … eine kleine Meinungsverschiedenheit. Ich bin hier herausgekommen, um mich etwas abzukühlen, und dann …«
»Ist Eure Mutter bei Zachary und Penelope?«
»Nun, das wird sie vermutlich sein«, erwiderte Lily unschuldig.
Wolverton blickte Lily so durchdringend an, als wolle er ihre Gedanken lesen. »Was habt Ihr vor?«, fragte er drohend. Dann wandte er sich abrupt um und ging auf das Haus zu.
O nein. Lily erstarrte bei dem Gedanken, er könne Zachary und Penelope in einer kompromittierenden Situation antreffen. Dann wäre alles ruiniert. Sie musste ihn irgendwie aufhalten. »Wartet«, rief sie und eilte ihm nach.
»Wartet! Wa …«
Plötzlich blieb sie mit dem Fuß hängen und stürzte zu Boden. Fluchend wandte sie sich um, um nachzusehen, was sie aufgehalten hatte. Sie war über eine Baumwurzel gestolpert. – Als sie versuchte, wieder aufzustehen, durchfuhr ein heftiger Schmerz ihren Knöchel, und sie sank wieder auf den Rasen. »Oh, verdammt noch mal …«
Wolvertons Stimme übertönte ihr heftiges Fluchen. »Was ist los?«, fragte er, während er ein paar Schritte zurück kam.
»Ich habe mir den Knöchel verdreht«, erwiderte sie wütend.
Alex warf ihr einen vielsagenden Blick zu und wandte sich wieder ab. »Verdammt noch mal, wirklich!«, schrie sie.
»Kommt her und helft mir. Selbst Ihr solltet genug Gentleman sein, um das zu tun – das bisschen an Erziehung müsstet sogar Ihr haben!«
Alex trat wieder näher, ohne jedoch den Versuch zu machen, sich zu ihr hinunterzubeugen. »Welches Bein ist es?«
»Müsst Ihr das unbedingt wissen?«
Alex hockte sich hin und zog den Saum ihres Kleides über ihre Knöchel. »Welches? Dieses?«
»Nein, das – autsch!« Lily wimmerte vor Schmerzen. »Was tut Ihr da – au! Das schmerzt wie der Teufel! Nehmt Eure verdammte Hand da weg, Ihr gemeiner Sadist!«
»Nun, anscheinend spielt Ihr kein Theater.« Alex ergriff sie bei den Ellbogen und zog sie hoch.
»Natürlich nicht! Warum hat diese verfluchte Wurzel eigentlich aus der Erde geschaut? Das ist ja lebensgefährlich!«
Er blickte sie finster an. »Wollt Ihr noch andere Veränderungen in meinem Garten vorschlagen?« Seine Stimme vibrierte vor unterdrückter Gewalttätigkeit.
Vorsichtig schüttelte Lily den Kopf. Sie hielt lieber den Mund.
»Gut«, murmelte er, und gemeinsam gingen sie auf das Haus zu.
Ungeschickt humpelte Lily neben ihm her. »Wollt Ihr mir nicht Euren Arm anbieten?«
Er hielt ihr seinen Ellbogen entgegen. Sie ergriff seinen Arm und stützte sich auf ihn. Lily tat ihr Bestes, damit Wolverton so langsam wie möglich vorankam. Zachary und Penelope sollten so viel Zeit wie möglich für sich allein haben. Verstohlen blickte Lily ihren Begleiter an. Nachdem er den Salon verlassen hatte, musste Wolverton sich mit den Händen durch die blonden Haare gefahren sein, denn seine normalerweise untadelige Frisur war zerzaust. Durch die feuchte Luft kringelten sich die Haare in seinem Nacken. Ein oder zwei lockige Strähnen fielen ihm in die Stirn. Für einen Mann hatte er wunderschöne Haare.
Während sie so nahe neben ihm herging, fiel Lily sein angenehmer Geruch auf, eine Mischung aus Tabak, gestärktem Leinen und einer angenehmen Duftnote, die Lily nicht identifizieren konnte. Obwohl ihr Knöchel pochte, genoss sie es beinahe, neben ihm zu gehen. Das verwirrte sie so sehr, dass sie wieder einen Streit anzetteln musste.
»Müsst Ihr so schnell gehen?«, fragte sie. »Ich komme mir ja vor wie beim Rennen.
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