Jägerin des Herzens
vielleicht begleitet dich Zachary ja?«
»Oh, ich …« Penelope blickte in Zacharys ernstes, gut aussehendes Gesicht und errötete verwirrt. »Ich glaube, das wäre nicht richtig.«
»Bitte«, drängte Zachary. »Es wäre mir ein großes Vergnügen.«
»Aber … ohne Begleitung …«
»Komm, wir wissen doch, dass Zachary der perfekte Gentleman ist«, sagte Lily. »Und ich werde Euch auch die ganze Zeit über im Auge behalten. Ich passe aus der Ferne auf dich auf. Wenn du natürlich nicht gehen möchtest Penny, dann kannst du auch bei mir hier in der Kutsche bleiben und die schöne Aussicht von hier aus bewundern.«
Penelope war hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, mit dem Mann, den sie liebte, durch die Wiesen zu spazieren, und der Aussicht, mit ihrer Schwester in der Kutsche sitzen zu bleiben. Unschlüssig nagte sie an ihrer Unterlippe, aber schließlich siegte die Versuchung. Sie lächelte Zachary an. »Vielleicht nur ein kurzer Spaziergang.«
»Wir kehren sofort zurück, wenn du es wünschst«, erwiderte Zachary und sprang eifrig vom Kutschbock.
Lily beobachtete amüsiert wie er Penny aus der Kutsche hob und die beiden über die Wiese gingen. Sie passten perfekt zueinander. Zachary war ein ehrenhafter junger Mann, stark genug, um sie zu beschützen, und dabei so jungenhaft, dass er sie nie einschüchtern würde. Und Penny war genau das süße, unschuldige Mädchen, das er brauchte.
Lily legte ihre Füße auf den samtgepolsterten Sitz und griff nach dem Korb mit Obst und Gebäck, den sie mitgenommen hatten. Sie aß eine Erdbeere und warf den grünen Stengel aus der Kutsche. Dann löste sie die Bänder ihres Strohhuts, ließ die Sonne auf ihr Gesicht scheinen und nahm eine weitere Erdbeere. Einmal, vor langer Zeit hatten Giuseppe und sie auch an einem Picknick teilgenommen, auf einer Wiese, die dieser hier sehr ähnlich gewesen war. Das war in den Tagen gewesen, bevor sie ein Liebespaar wurden. Damals hatte Lily geglaubt recht gewitzt zu sein. Erst viel später hatte sie gemerkt, wie dumm sie eigentlich gewesen war …
»Die Landluft ist wundervoll«, hatte sie erklärt, sich mit den bloßen Ellbogen auf eine Decke gestützt und in eine butterweiche, reife Birne gebissen. »Hier draußen schmeckt alles besser.«
»Dann bist du also der leeren Vergnügungen in der Stadt überdrüssig, amore mio?« Giuseppe hatte sie aus seinen schönen schwarzen Augen mit den langen Wimpern angesehen.
»Die Gesellschaft ist hier genauso langweilig wie in England«, sagte Lily nachdenklich und starrte auf das saftig grüne Gras. »jeder versucht, witzig und geistreich zu sein, alle reden und niemand hört zu.«
»Ich höre zu, Carissima, ich höre auf alles, was du sagst.«
Lily wandte sich ihm lächelnd zu. »Ja, das stimmt. Warum eigentlich, Giuseppe?«
»Weil ich dich liebe«, erwiderte er leidenschaftlich.
Sie musste unwillkürlich lachen. »Du liebst alle Frauen.«
»Ist das falsch? In England vielleicht. Nicht in Italien. Ich kann jeder Frau besondere Liebe schenken. Besondere Liebe für dich.« Er pflückte eine reife Traube ab und hielt sie ihr an die Lippen, während er sie eindringlich ansah.
Ihr Herz schlug schneller, und Lily öffnete geschmeichelt den Mund. Sie ergriff die Traube mit den Zähnen und lächelte ihn an, während sie kaute. Kein Mann hatte je mit so glühender Sanftheit um sie geworben. Sein Blick versprach Zärtlichkeit, Lust, Verlangen, und obwohl ihr Verstand ihm nicht glaubte, wollte ihr Herz es unbedingt.
Sie war so lange allein gewesen. Und sie wollte das Geheimnis ergründen, das offenbar jeder für selbstverständlich hielt.
»Lily, mein schönes englisches Mädchen«, murmelte Giuseppe. »Ich kann dich glücklich machen. So glücklich, Bella.«
»Du solltest das nicht sagen …« Sie wandte den Blick ab und versuchte, die Röte auf ihren Wangen zu verbergen.
»Niemand kann so etwas versprechen.«
»Perche no? Lass es mich versuchen, Cara. Schöne Lily, immer mit diesem traurigen Lächeln. Ich werde alles besser machen.« Langsam beugte er sich über sie, um sie zu küssen. Seine Lippen waren warm und angenehm. In diesem Moment hatte Lily beschlossen, dass er eine Frau aus ihr machen sollte. Sie würde sich ihm hingeben.
Schließlich würde niemand erwarten oder glauben, dass sie noch Jungfrau war. Ihre Unschuld war allen gleichgültig.
Als sie sich jetzt daran erinnerte, konnte Lily sich nicht mehr vorstellen, warum sie Männer und die Liebe für so ein
Weitere Kostenlose Bücher