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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Kalibers …«
    »Ich bin ein halber Ire, Mylord«, erwiderte Burton ruhig. »Die meisten Arbeitgeber möchten, dass ihre höher gestellten Dienstboten zur Kirche von England gehören, und das tue ich nicht. Das und mein irisches Erbe machen mich als Butler für die meisten anständigen englischen Familien untragbar. Deshalb steckte ich in einer unerträglichen Lage. Als Miss Lawson von meinem Dilemma hörte, bot sie mir an, für einen höheren Lohn, als ich zuvor verdient hatte, für sie zu arbeiten, obwohl sie wusste, dass ich auch für wesentlich weniger Geld gearbeitet hätte.«
    »Ich verstehe.«
    »Ihr beginnt vielleicht zu verstehen, Mylord.« Burton zögerte und fuhr dann leise fort. »Miss Lawson beschloss, ich müsse gerettet werden. Und wenn sie einmal einen solchen Entschluss gefasst hat kann sie nichts mehr aufhalten. Sie hat viele Menschen ›gerettet‹, aber es scheint niemand zu merken, dass eigentlich sie diejenige ist …« Er brach ab und räusperte sich. »Ich habe genug geplaudert Mylord. Verzeiht mir. Vielleicht überlegt Ihr noch einmal, ob Ihr Kaffee …«
    »Was wolltet Ihr sagen? Dass Lily selber gerettet werden muss? Wovor? Vor wem?«
    Burton blickte ihn so verständnislos an, als spräche er eine Fremdsprache. »Soll ich Euch mit Eurem Kopfschmerzpulver die heutige Ausgabe der Times bringen, Mylord?«
    Henry kauerte an dem langen Tisch in der Küche und sah fasziniert zu, wie Monsieur Labarge und die Armee der Küchenbediensteten großartige Dinge zubereiteten. Wohlriechende Saucen und geheimnisvolle Brühen brodelten in Töpfen auf dem eisernen Herd. Eine ganze Wand hing voller glänzender Töpfe, Pfannen und Tiegel, eine Sammlung, die Labarge als seine Batterie de Cousine bezeichnete. Der Küchenchef schritt wie ein General durch den Raum und gestikulierte mit Messern, Löffeln, was immer er gerade zur Hand hatte. Seine riesige weiße Kochmütze schwankte bei seinen Bewegungen wild hin und her. Er brüllte seinen zweiten Küchenchef an, der eine Sauce für ein Fischgericht viel zu schwer gemacht hatte, und die Bäcker, denen die Brötchen eine Spur zu dunkel geraten waren. Die dünnen, gezwirbelten Enden seines Schnurrbarts zitterten vor Wut als er sah, dass eins der Küchenmädchen die Karotten viel zu klein schnitt. Ganz plötzlich schwenkte seine Stimmung um, er stellte verführerische Gerichte vor Henry hin und strahlte, als Henry die schmackhaften Dinge hinunterschlang. »Ah, le jeune gentilhomme, mange, mange … Unser junger Gentleman sollte auch das hier probieren … und das … c’ est bien, oui?«
    »Sehr gut«, sagte Henry begeistert. Er hatte gerade ein Stück Kuchen mit Früchten und Zitronencreme vertilgt.
    »Kann ich noch etwas von diesen braunen Dingern mit der Sauce haben?«
    Mit väterlichem Stolz brachte ihm der Küchenchef einen weiteren Teller mit schmalen Kalbsstreifen in einer Sauce aus Brandybutter, Zwiebeln und Pilzen. »Das erste Rezept, das ich als Junge gelernt habe als geholfen habe, das Essen für le comte ich mon pere ge zuzubereiten«, erinnerte er sich.
    »Das ist sogar besser als das Essen in Raiford Park«, sagte Henry.
    Monsieur Labarge machte einige unfreundliche Bemerkungen über das englische Essen, das er als geschmacklosen Müll bezeichnete, den er nicht einmal einem Hund vorsetzen würde. Dies dagegen war französische Küche, dem englischen Essen so überlegen wie Kuchen fadem Brot. Henry nickte zustimmend und aß weiter.
    Gerade als Henry gezwungen war, seine Gabel niederzulegen, weil auch nicht der kleinste Bissen mehr in seinen Magen passte, betrat Worthy die Küche. »Master Henry«, sagte er ernst »Euer Bruder ist eingetroffen. Er sorgt sich anscheinend sehr um Euch. Ich glaube, es ist das Beste, wenn Ihr sofort zu ihm geht. Kommt bitte mit.«
    »Oh …« Henrys kornblumenblaue Augen weiteten sich erschreckt. Er legte die Hand vor den Mund, um ein Rülpsen zu unterdrücken, und blickte sich seufzend in der Küche um. Das Personal betrachtete ihn mitfühlend. »Es wird lange dauern, bis ich zurückkommen kann«, sagte Henry traurig. »Jahre.«
    Monsieur Labarge sah ganz traurig aus, sein dünner Schnurrbart zuckte, als er laut dachte. »Lord Raiford, er hat großes Temperament, non? Vielleicht sollten wir ihm zuerst Poularde a la Perigueux … oder Saumon Montpellier …
    « Der Küchenchef schwieg und überlegte weitere Delikatessen, die er zubereiten könnte, um den wütenden Mann zu besänftigen.
    »Nein«, sagte Henry

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