Jägerin des Herzens
Salon.«
»Alex … warum sitzt du auf der Treppe? Und ,warum siehst du so … so glücklich aus? Und wenn du letzte Nacht nicht hier warst wo warst du denn?«
»Soweit ich mich erinnern kann, hast du heute Nachmittag zwei Gespräche mit potenziellen Hauslehrern. Du könntest dich schon einmal baden und umziehen, Henry.« Er kniff warnend die Augen zusammen. »Und ich bin nicht glücklich. Ich überlege, was ich mit Miss Lawson tun soll.«
»Der älteren?«
»Natürlich der älteren.«
»Woran denkst du denn?«, fragte Henry.
»Du bist noch zu jung, um das zu erfahren.«
»Sei dir da nicht zu sicher«, erwiderte Henry augenzwinkernd und rannte die Treppe hinauf, bevor Alex reagieren konnte.
Alex fluchte leise und grinste. Er schüttelte den Kopf. »Lily Lawson«, murmelte er. »Eins ist sicher du wirst viel zu beschäftigt mit mir sein, um eine weitere Nacht in Cravens Bett zu verbringen.«
Heute Abend würde es genauso werden, wie es gestern Abend gewesen war – schrecklich. Lily verlor mit Anmut und es gelang ihr, ein solches Selbstbewusstsein auszustrahlen, dass die Männer um sie herum nicht bemerkten, dass sie direkt vor ihren Augen unterging. Sie trug eins der hübschesten Kleider, die sie besaß, aus fleischfarbener Seide, über die schwarze Spitze gelegt war, so dass es so aussah, als trüge sie nur ein Nichts aus schwarzer Spitze.
Während sie mit Lord Tadworth, Lord Banstead und Foka Berinkov, einem gut aussehenden russischen Diplomaten, am Hasardtisch stand, trug Lily eine ruhige, fröhliche Maske zur Schau. Ihr Gesicht fühlte sich auch an wie eine Maske, steif und leblos, als wenn man es wie Papier hätte abziehen können. Die Chance, Nicole wiederzubekommen, schlüpfte ihr durch die Finger. Sie war innerlich ganz leer. Wenn jemand mit einem Messer auf sie eingestochen hätte, wäre noch nicht einmal Blut gekommen. Was ist bloß los? dachte sie voller Panik. Noch nie hatte sie so schlecht gespielt.
Sie bemerkte, dass Derek sie prüfend ansah, während er im Zimmer umherging. Sein Missfallen war beinahe mit Händen zu greifen. Jemand anderem, der so katastrophale Fehler machte, hätte Lily ohne weiteres geraten, es an einem anderen Abend noch einmal zu versuchen. Aber sie hatte keine Zeit mehr.
Nur noch heute und morgen. Der Gedanke an die fünftausend Pfund lastete schwer auf ihr. Fitz, der Croupier, beobachtete ihr Tun kommentarlos und wich ihrem Blick aus. Lily wusste, dass sie viel zu verbissen spielte, viel zu schnell und unnötig riskant. Wiederholt versuchte sie, sich zusammenzureißen, aber es war zu spät sie konnte nicht mehr aufhören.
Kühn warf sie die drei Würfel mit einer raschen Handbewegung auf den filzbespannten Tisch. »Na los, ein Dreier!« Die Kugeln rollten, bis alle Nummern feststanden. Eins, zwei, sechs. Nichts. Sie hatte fast kein Geld mehr. Nun«, sagte sie schulterzuckend, während Banstead sie tröstend anlächelte, »ich glaube, ich muss heute Abend auf Kredit spielen.«
Plötzlich stand Derek neben ihr und sagte ihr ins Ohr: »Komm, wir gehen zuerst einmal ein bisschen spazieren.«
»Ich spiele«, erwiderte sie leise.
»Nicht ohne Geld.« Er packte sie am Handgelenk. Lily entschuldigte sich bei den anderen Spielern und versprach, bald zurückzukehren. Derek führte sie gewaltsam an Worthys leeren Schreibtisch, wo sie einigermaßen un estort miteinander reden konnten.
»Bastard!«, zischte Lily. Sie lächelte dabei, damit es für die anderen so aussah, als führten sie ein erfreuliches Gespräch. »Was denkst du dir dabei, mich einfach vom Spieltisch wegzuziehen? Und wag es nicht, mir einen Kredit zu verweigern – ich habe hier Hunderte von Malen auf Kredit gespielt und ich habe immer gewonnen!«
»Du hast deine glückliche Hand verloren«, erwiderte Derek. »Sie ist weg.«
Sie hatte das Gefühl, er habe ihr eine Ohrfeige gegeben. »Das stimmt nicht. So etwas wie Glück gibt es nicht. Es sind nur Zahlen, das Wissen über Zahlen und Chancen …«
»Du kannst es nennen, wie du willst. Es ist weg.«
»Das ist es nicht! Ich gehe wieder an den Tisch und beweise es dir.«
»Du wirst nur verlieren.« »Dann lass mich eben verlieren«, entgegnete sie wütend. »Was willst du überhaupt? …
Mich beschützen? Hast du in der letzten Zeit ganz alleine das Recht dazu? Zur Hölle mit dir. Ich muss fünftausend Pfund gewinnen, sonst verliere ich Nicole für immer!«
»Und wenn du heute Abend noch mehr verlierst?«, fragte Derek kühl.
Lily wusste, dass es
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