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Jägerin des Herzens

Jägerin des Herzens

Titel: Jägerin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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wehmütig. Er wusste, dass selbst Labarges getrüffeltes Hühnchen oder Lachs in Kräutersauce Alex nicht besänftigen würden. »Ich glaube nicht dass das funktionieren würde. Aber ich danke Euch, Monsieur.
    Das war jede Strafe wert, Für einen Eurer Kuchen mit Kaffeecreme würde ich einen Monat in Newgate zubringen – oder auch für dieses grüne Souffle.«
    Offensichtlich gerührt packte der Küchenchef Henry bei den Schultern, küsste ihn auf beide Wangen und hielt eine kurze Rede auf Französisch, von der Henry kein Wort verstand. Er beendete seine Rede mit dem Ausruf: »Quel jeune homme magnifique … was für ein prächtiger Junge!«
    »Kommt Henry.« Worthy winkte dem Jungen. Sie verließen die Küche und durchquerten die Speisezimmer. Bevor sie zur Eingangshalle kamen, fühlte Worthy sich veranlasst seinerseits eine kurze Rede zu halten. »Henry …
    vermutlich wisst Ihr, dass sich ein Gentleman immer diskret verhält. Vor allem, wenn es um die … ähm …
    Aktivitäten mit dem schönen Geschlecht geht.«
    »Ja«, erwiderte Henry verblüfft. Er blickte Worthy stirnrunzelnd an. »Soll das heißen, dass ich meinem Bruder besser nichts von den Mädchen erzähle, denen Mr. Craven mich gestern Abend vorgestellt hat?«
    »Es sei denn … es gäbe einen besonderen Grund, es ihm mitzuteilen.«
    Henry schüttelte den Kopf. »Mir fällt kein einziger Grund ein.«
    »Gut.« Worthy stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Entgegen Henrys Erwartungen sah Alex nicht allzu finster aus. Eigentlich wirkte er sogar recht ruhig, als er in der Eingangshalle stand, die Hände in die Taschen seiner Jacke geschoben. Seine Kleidung war zerknittert und sein Kinn voller Bartstoppeln. Henry war gar nicht gewöhnt, seinen Bruder in einer, solchen Aufmachung zu sehen. Aber seltsamerweise kam ihm Alex so entspannt wie lange schon nicht mehr vor. Seine Augen glänzten, und seine Miene war unbekümmert. Henry fragte sich stirnrunzelnd, was wohl mit ihm los war und warum er erst heute Morgen erschienen war und ihn nicht schon gestern Abend abgeholt hatte.
    »Alex«, sagte er, »es war alles meine Schuld. Ich hätte niemals wegfahren sollen, ohne es dir zu sagen, aber ich …«
    Alex packte ihn bei den Schultern, musterte ihn prüfend und fragte: »Geht es dir gut?«
    »Ja. Ich habe gestern Abend phantastisch gegessen. Ich habe von Mr. Craven gelernt Cribbage zu spielen, und ich bin früh zu Bett gegangen.«
    Durchdringend blickte Alex ihn an. »Wir werden uns unterhalten müssen, Henry. Über Verantwortungsgefühl.«
    Der Junge nickte pflichtbewusst. Ihm war klar, dass es eine sehr lange Fahrt nach Hause werden würde.
    »Mylord«, warf Worthy ein, »im Namen von Mr. Craven und unserem Personal möchte ich Euch sagen, dass Euer Bruder ein äußerst wohlerzogener junge ist. Ich habe Mr. Craven – ganz zu schweigen von unserem temperamentvollen Küchenchef – noch nie so begeistert von jemandem gesehen.«
    »Das ist ein angeborenes Talent. Henry hat schon als Kleinkind alle bezaubert.« Alex blickte zu seinem jüngeren Bruder, der ihn einfältig anlächelte, und dann wieder zu dem Faktotum. »Mr. Worthy, ist Miss Lawson hier?«
    »Nein, Mylord.«
    Alex fragte sich, ob er wohl log. Vielleicht lag Lily gerade in Cravens Bett. Eine Anwandlung von Eifersucht durchfuhr ihn. »Wo könnte ich sie dann wohl finden?«
    »Ich nehme an, Miss Lawson wird sich an den nächsten Abenden hier aufhalten, Mylord, entweder in den Kartenzimmern oder am Hasardtisch. Und ganz bestimmt wird sie an unserem Maskenball am Samstag teilnehmen.« Worthy zog die Brauen hoch und musterte ihn durch seine runde Brille. »Soll ich ihr etwas ausrichten, Mylord?«
    »Ja. Sagt Ihr, sie soll sich auf die nächste Runde vorbereiten.« Mit dieser geheimnisvollen Bemerkung verabschiedete sich Alex von dem Faktotum und verließ mit Henry das Haus.
    Als Alex in Raiford Park eintraf und ins Haus trat merkte er sofort, dass Unheil in der Luft lag.
    Auch Henry spürte die unsichtbare dunkle Wolke. Fragend blickte er sich in dem stillen Haus um. »Es kommt mir so vor, als sei jemand gestorben.«
    Unterdrücktes Schniefen kündigte das Erscheinen von Lady Totty an. Sie kam langsam die Treppe herunter, das Gesicht jämmerlich verzogen. Sie sah Alex so an, als erwartete sie, er käme auf sie zugestürzt und würde ihr etwas antun. »Mylord«, quäkte sie und brach in Tränen aus, »sie ist weg! Meine geliebte Penny ist weg! Macht meinem armen, unschuldigen Kind keinen

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