Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Computer sind.«
»Gut. Und die Programme schützen wir mit unseren Passwörtern. Das ist aber manchmal nicht schwer, die herauszufinden, weil wir meistens Begriffe verwenden, die irgendwie persönlich sind.«
»Ah, guter Gedanke. Du meint, Shepsi hat einen Baum gewählt, der was mit ihm verbindet.«
»Genau. Was verbindet Katzen mit Bäumen, Schnuppel?«
»Öhm …«
Che-Nupet kratzte sich am Ohr, dann putzte sie ihren Schwanz und dann die cremefarbene Hinterpfote.
Feli schwieg. Dieses Putzen, hatte sie festgestellt, hatte etwas mit den Denkvorgängen der Katzen zu tun. Sie schaute geduldig zu, wie die Rotbraune sich sorgsam die Zehen reinigte, sich dann aufsetzte und in die Ferne schaute. Die rosige Zungenspitze lugte dabei aus ihrem Maul. Feli konnte nicht widerstehen, sie stippte leicht mit dem Finger dagegen.
Schlupps – weg war sie.
»fel’Derva!«
»Das sagt dir was, Schnuppel, mir nicht.«
»Stammt Shepsi aus dem Clan der fel’Derva im Scharrwald. Ist der Eichen-Clan. Der Scharrwald ist ein Eichenwald. Die Eiche könnte ihm was bedeuten.«
»Nicht schlecht. Aber auch davon stehen hier mehrere herum.«
»Das ist dein Ding.« Che-Nupet ging zur Laube und krallte in das Geäst. Mit einem gegabelten Zweig im Maul kam sie zurück. »Da. Das kannst du.«
»Ich?«
»Weißt du doch. Hast du das Ankh einige Zeit getragen. Findest du die richtige Stelle. Konzentrierst du dich auf die Eichen und machst das Bild in deinem Kopf von dem Ankh.«
»Du, ich hab nur mal so ein bisschen mit einem Pendel gespielt.«
»Ja, und? Jetzt spielst du hier. Ist doch alles Spielen, ne?«
»Wenn du’s sagst …«
Sie gingen gemeinsam zu der Baumgruppe, die gut hundert Schritte entfernt aufragte. Sie sah aus, als wäre sie extra so angelegt. Die Eichen bildeten fast ein perfektes Rund.
Ein wenig zweifelnd betrachtete Feli den Zweig. Wünschelrute nannte man so ein Ding. Na gut, es würde nichts schaden. Sie fasste die beiden Enden der Gabel, schloss die Augen und stellte sich den kleinen silbernen Anhänger vor.
Überraschenderweise ging es sehr leicht. Das Henkelkreuz erschien in seinem leuchtenden Umriss vor dem dunklen Hintergrund ihrer geschlossenen Lider. Und gleich darauf verspürte sie ein leichtes Drehen des Zweigs in ihren Händen. Nach links zog es sie. Sie wandte sich in die entsprechende Richtung. Die Rute vibrierte in ihren Fingern. Sie ging voran.
»Vorsicht, Wurzel.«
Che-Nupet war an ihrer Seite. Behutsam hob sie die Füße und folgte weiter langsam dem Gefühl in ihren Händen.
»Halt, du stehst direkt vor einem Baum.«
Felina blinzelte. Es war eine der knorrigen, uralten Eichen. Asthöhlen hatten sie, und ihre Wurzeln breiteten sich weit über dem laubbedeckten Boden aus.
Che-Nupet schnüffelte um den Stamm herum. Dann fing sie an zu scharren. Moosstücke flogen, Borke, Humus.
»Da!«
Triumphierend sah sie auf.
In einer Vertiefung zwischen den Wurzeln lag der kleine silberne Anhänger. Feli bückte sich und hob ihn auf. Es klebte etwas feuchte Erde daran, und sie rieb ihn an ihrem Hosenbein sauber.
»Besser, wir scharren das wieder zu.«
»Ja, mach du mal, da sind Hände geschickter.«
Nachdem sie den Anhänger in der Hosentasche verstaut hatte, packte Feli Erde und Laub in die Öffnung, deckte sorgsam die Moosstücke darüber und drückte sie fest.
»Fast wie vorher.«
»Wer es sucht, wird unsere Spuren trotzdem finden. Aber – na, egal. Laufen wir zurück und berichten Amun Hab.«
»Warte, ich hab hier ein Lederbändchen. Ich will das Ankh besser daran festmachen.«
Feli nestelte das Band los, das sie um ihr Handgelenk gebunden hatte. Es war das durchgebissene, an dem sie zu Hause das Henkelkreuz getragen hatte. Mit einem Knoten band sie es wieder zusammen.
»Komm her, Schnuppel. Dir wird es keiner so schnell vom Hals reißen.
Zu ihrer Überraschung machte Che-Nupet einen fast panikartigen Satz zurück.
»Oh nein, nein, nein. Nicht ich. Ganz bestimmt nicht. Darf ich nicht. Das darf ich überhaupt nicht. Bloß nicht.«
»Ja, aber …«
»Nein, nein!«
»Mir hat man es schon mal weggenommen.«
»Feli, du musst es tragen. Ich pass auf dich auf. Echt, ne. Versprochen!«
Verwundert zog Feli das Band über den Kopf und versteckte das Ankh unter ihrem Shirt. Noch nie hatte sie die Katze so entsetzt gesehen. Aber sie musste wohl ihre Gründe haben. Sicher – es war das Insignium der Königin, und es mochte Che-Nupet wie Anmaßung erscheinen. Aber das war es bei ihr doch auch,
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