Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
kicherte.
»Manchmal kann ich’s, ne?«
»Ziemlich manchmal.«
»Na gut. Ich würd’s in einen Baum stecken.«
»Keine schlechte Idee. Alte Bäume haben Asthöhlen. Da kommt man mit den Krallen wahrscheinlich gut rein. Aber es gibt Vögel, die darin nisten. Und Elstern mögen glitzernde Sachen.«
»Ja, besser keine Asthöhle«, sinnierte Che-Nupet. Feli drehte die Forelle um.
»Ha! Wurzelhöhle?«
»Ja, und dann zuscharren. Könnte gehen.«
»Nur – Bäume habt ihr hier ziemlich viele.«
»Haben wir. Wird er aber einen gewählt haben, der in der Nähe seiner Laube steht.«
»Wo ist die?«
»Nordviertel am Lind Siron, nördlicher Zipfel. Schon ein bisschen schäbig die Gegend.«
»Also nicht weit von hier.«
»Nicht weit.«
»Gehen wir hin. Wenn ich gegessen habe.«
»Und ich auch. Krieg ich einen kleinen Fisch heute.«
Che-Nupet verschwand, Feli knackte ein paar Nüsse, die sie gerne zu ihrem Gegrillten dazu aß, und gerade als sie die Forelle vom Feuer nahm, kam die Katze wieder zurück. Sie trug ein etwa zehn Zentimeter langes Fischlein zwischen den Zähnen.
»Speisen zusammen, ne? Schmeckt dann nach mehr.«
»Machen wir, Schnuppel. Guten Appetit.«
Feli aß ihre Mahlzeit, doch das Mitleid mit der ewig hungrigen Katze, die langsam den winzigen Fisch zerkaute, nahm ihr den Genuss. Darum legte sie wieder ihren Arm über deren Nacken und kraulte sie fest zwischen den Ohren.
»Als Dessert«, flüsterte sie.
»Lecker!«
Der Weg zum Nordviertel war wirklich nicht weit und führte sie zunächst zwischen einigen wundervollen, blühenden Lauben hindurch. Die Bewohner, soweit sie sich sehen ließen, trugen fast alle Kopftücher in den farbenprächtigsten Ausführungen. Je weiter sie allerdings nach Norden kamen, desto kleiner wurden diese Behausungen, die Blütenpracht wich nüchternem Blattwerk, und hier und da hingen auch abgestorbene Ranken und braunes, verdorrtes Laub dazwischen. Einige Bewohner lagen vor den Eingängen und dösten, ein reichlich zerfleddertes Wildrind wurde von drei Katzenkindern benagt, zwei andere balgten sich um einen kleinen Vogel, dass die Federn stoben. Dann wurde der Boden karger, die Lauben lagen weiter auseinander. Dazwischen aber ragten hohe, alte Bäume auf, die an heißen Tagen Schatten spendeten.
»Da drüben ist es«, sagte Che-Nupet und deutete mit der Nase in Richtung eines belaubten Unterstands. Er war klein und wirkte verlassen.
»Kannst du Shepsi riechen?«
Che-Nupet schnüffelte.
»Nö. Können hineingehen.«
»An deiner Seite – ja.«
Es war eine schäbige Unterkunft, nur ein Haufen altes Laub, keine bemooste Ruhebank, keine fallenden Ranken, die wie Vorhänge einzelne Bereiche abteilten. Ein paar Federn von einer letzten Mahlzeit. Als sie die Laube umrundeten, fanden sie eine frische Scharrstelle dahinter.
»Er muss bis vor Kurzem noch hier gewesen sein.«
»War er auch. Und …«, die Katze schnüffelte noch mal, »ist ziemlich überstürzt aufgebrochen.«
»Imhotep wollte ihn suchen.«
»Der war auch hier.«
»Dann wollen wir hoffen, dass Shepsi nicht das Ankh mitgenommen hat. Aber vielleicht hat Imhotep es auch schon gefunden.«
»Vielleicht.«
Feli hatte den Eindruck, dass Schnuppel nicht begeistert war. Sie selbst fand die Vorstellung, dass ihnen der Kater zuvorgekommen sein könnte, auch nicht berauschend. Es wäre ein hübscher Erfolg für sie, wenn sie den kostbaren Anhänger zu Amun Hab bringen würden.
»Suchen wir mal«, sagte sie. »Vielleicht doch die Scharrstelle.«
»Igitt.«
Feli riss einen alten Ast aus dem Gehölz und kratzte damit im Boden herum. Ein ekelhafter Geruch stieg auf.
»Igitt!«
»Sag ich doch.«
Feli warf den Stock weg und ging noch einmal in die Laube, um den Blätterhaufen darin durchzuwühlen. Auch hier nichts.
»Ich wollte nur sichergehen, Schnuppel. Jetzt folgen wir deiner Idee. Die Bäume hier in der Gegend.«
»Tja, die Bäume.«
Sie sahen sich um. Mindestens dreißig zählte Feli, die in Sichtweite der Laube standen.
»Könnte es welche geben, die besonders geeignet sind?«
»Bestimmt. Sollten wir nachdenken, ne?«
»Ja, besser als jeden einzelnen abzusuchen. Weißt du, mir ist was eingefallen. Das ist vielleicht doof, aber … ich weiß nicht …«
»Sag ich auch immer.«
Feli musste kichern.
»Ja, sagst du auch immer. Und dann weißt du doch.«
»Na, dann sag doch, was du weißt.«
»Na ja, ich denke … Also wir haben Computer. So Geräte, um Daten zu sammeln.«
»Weiß ich, was
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