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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ging.
    Majestät setzte sich auf das Polster des Gartenstuhls und begann ihren Schwanz zu bürsten.
    Die kontemplative Arbeit zeitigte nach geraumer Weile Ergebnisse, und als Nathan am Abend zurückkam, war sie bereit, ihm ihre Wünsche vorzutragen.
    »Was hast du denn da schon wieder angerichtet?«, fragte er, als sie mit der Rassel im Maul zu ihm getrottet kam.
    »Murrrmirr!«
    Was in etwa einer Bitte gleichkam. Obwohl ein recht deutlicher Befehl dahinter stand.
    Nathan sah sie fragend an. Majestät wusste, dass er diesen Laut sehr wohl zu deuten in der Lage war. Sie hatten es in Verbindung mit Leberwurst geübt.
    »Man kann die Rassel nicht essen.«
    »Mirrr.«
    »Du möchtest das Geräusch hören?«
    »Mau!«
    »Also gut.«
    Er nahm die Rassel auf und schüttelte sie. Das Rascheln der Steinchen in dem Kürbis war ein sanfter Laut. Majestät schnurrte dazu und rieb dann ihren Kopf zustimmend an seinem Schienbein.
    »Das gefällt dir also.«
    »Mau.«
    »Und vermutlich sollte ich jetzt stundenlang weitermachen.«
    »Maumaumau.«
    So weit, so gut, das hatte er verstanden. Dennoch legte er die Rassel auf den Tisch und sah sie nachdenklich an.
    »Du willst mir etwas mitteilen, nicht wahr? Etwas, das dir wichtig ist.«
    »Mau.«
    »Du bist anders als gewöhnliche Katzen, das ist mir inzwischen klar geworden. Ich bin gerne bereit, auch das Ungewöhnliche zu akzeptieren.«
    Wieder stimmte Majestät ihm mit lautem Schnurren zu.
    »Vermutlich verstehst du mich weit besser als ich dich.«
    »Mau.«
    Sie sprang auf den Tisch und schubste die Rassel an.
    Nathan betrachtete sie nachdenklich.
    »Die Reise. Ja, ich glaube, ich weiß, was du meinst. Neulich, das war das Seltsamste, was ich je erlebt habe. Du warst dabei, nicht wahr? Du konntest mir folgen?«
    »Mau! Mau!!«
    »Was hast du mit jener Katze gemein, die ich mit dem Namen Wingcat rufe?«
    Heiliger Sphinx, das war ein verrückter Name, aber nicht einer der ihren: Flügelkatze. Was wusste dieser Mann?
    Majestät sah ihm fest in die Augen.
    »Du willst, dass ich sie noch einmal rufe?«
    »Mau! Mau! Mau!«
    »Gott, ich habe schon Verrückteres getan als das. Aber erst möchte ich mein Abendessen zu mir nehmen und die ganze diesseitige Zeitung lesen.«
    Geduld war nicht Majestätens Stärke, und fast hätte sie ihrer Bitte mit der Kralle Nachdruck verliehen. Aber sie besann sich gerade noch rechtzeitig, dass sie mit einer solch derben Aufforderung ihre Chancen schnell verringern würde. Immerhin hatte Nathan verstanden, was sie wollte.
    Es war schon dunkel geworden, als Nathan endlich bereit war, ihren Wunsch zu erfüllen. Wieder suchte er die Terrasse auf, um sich unter dem Sternenhimmel auf dem Liegestuhl niederzulassen. Unaufgefordert sprang Majestät sofort auf seine Brust. Er lachte leise und legte seinen Arm um ihr Hinterteil, sodass sie sich gemütlich einrollen konnte.
    »Na, wo soll die Reise hingehen?«
    Mann, das fragst du noch!
    Obwohl – vermutlich musste er fragen. Konnte sie denn bestimmen, wohin er wandern sollte? Hätte sie ihr Ankh bei sich gehabt, hätte sie seine Trance ebenso steuern können wie seine Träume. Aber so, ohne Hilfsmittel? Wie brachte sie ihn zum Lind Siron, dem Sternensee, in dem die Gesichte zu schauen waren?
    »Nun, probieren wir einfach mal was aus, nicht wahr? Den Kreis der Bäume kennst du offensichtlich.«
    Ja, der Kreis der Bäume war ein guter Ausgangsort.
    Nathan schloss die Augen und summte eine eintönige Melodie. Majestät öffnete ihren Geist und folgte ihm auf die runde Lichtung. Die schlanke, weiße Birke, die hochaufragende Kiefer, die biegsame Weide und die knorrige Eibe standen in den vier Himmelsrichtungen. Doch sie blieben in der Mitte des Kreises.
    Geh zur Weide, Nathan!, versuchte sie ihm zu vermitteln. Aber er verstand sie nicht. Er summte einfach weiter.
    Sie versuchte, selbst zu diesem Baum zu kommen, aber sie konnte sich nicht aus der Mitte bewegen, solange er sich nicht auch bewegte.
    Nathan summte geduldig weiter.
    Vielleicht musste sie die Katze, seinen Schutzgeist, rufen?
    Sie versuchte es, aber nichts bewegte sich.
    Noch immer summte Nathan sein eintöniges Lied.
    Summen.
    Summen war gut. War fast so gut wie Schnurren.
    Majestät ging ein Licht auf. Wie blöd konnte man eigentlich sein?
    Sie begann zu schnurren.
    Nathan wandte seine Aufmerksamkeit der Birke zu und begann, sie hinaufzusteigen.
    Falsch, total falsch, nicht in die Obere Welt.
    Majestät veränderte die Schnurrlage, und Nathan suchte die Eibe

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