Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
denn deine Wunschvorstellung?«, fragte ihr Vater.
»Das weiß ich noch nicht so genau, Papa. Ich möchte doch nur einfach die Wahl haben.«
»Das scheint mir berechtigt. Lege uns deine Gründe vor, und wir werden darüber entscheiden.«
Das Ankh schien Wellen der Kraft auszuströmen, und von sich selbst überrascht antwortete Feli: »Ihr dürft mich gerne beraten, Papa, aber ihr werdet darüber nicht entscheiden. In zehn Monaten bin ich volljährig. Und ich darf selbst entscheiden . «
»Wir bezahlen das Studium, Sab… Felina.«
»Sicher, wenn ihr möchtet, Mama.« Feli dachte an Finn, der als Erntehelfer arbeitete. »Andererseits könnte ich, wie viele andere Studenten auch, mir mein Studium selbst finanzieren. Es wird schon Möglichkeiten geben.«
»Das werden wir nie erlauben. Bei deinem schwachen Herzen …«
»Mein Herz ist nicht schwach. Ich bin kein Invalide. Ich muss nicht in Watte gepackt werden. Ich bin es leid, ständig bevormundet zu werden. Aus die Maus.«
Jetzt war sie wirklich wütend geworden.
Aber ihr Herz schlug munter im gemächlichen Mümmeltakt weiter.
Ihr Vater sah sie prüfend an und wandte sich dann an ihre Mutter.
»Elli, die Ärzte haben keinen Befund festgestellt. Wir sollten tatsächlich nicht ständig darauf herumreiten.«
Die zusammengekniffenen Lippen ihrer Mutter zeigten Feli, dass diese nur mit Mühe ihre Bemerkungen zurückhielt. Mochte ja sein, dass sie sich große Sorgen um sie machte, aber Fürsorge fühlte sich eben auch manchmal wie ein Käfig an.
»Ich denke darüber nach, was ich studieren möchte. Sprachen sind sicher nicht so schlecht, und wahrscheinlich hat Chinesisch große Zukunft. Gebt ihr mir Zeit bis nach den Sommerferien?«
»Natürlich. Das müssen wir nicht übers Knie brechen. Womit wir aber schon beim nächsten Thema sind. Wie hast du dir vorgestellt, die Ferien zu verbringen?«
»Mit Iris wandern gehen.«
»Das ist …«
»Das ist eine gute Idee, Elli«, sagte ihr Vater und schaute ihre Mutter durchdringend an. Die kniff die Lippen möglicherweise noch fester zusammen. »Meine Schwester wird ja sicher nicht gleich eine Trekkingtour durchs wilde Kurdistan planen.«
»Nein«, Feli kicherte. »Sie nimmt noch immer sehr viel Rücksicht auf meine schlappe Kondition. Ich brauche selten mehr zu tragen als ein paar Waldblümchen.«
Eine Stunde später trabte Feli dann auch an der Seite ihrer Tante durch den Forst. Es hatte geregnet, von den Blättern tropfte es noch, und die Wege waren voller Pfützen, aber das war ganz offensichtlich keine Entschuldigung, den Gang zu verschieben. Seit der verblüffenden Kaltwassertherapie hatte Feli zugestimmt, an ihrer körperlichen Ausdauer zu arbeiten, und – wenn sie ehrlich war – es machte ihr sogar Spaß.
Sie hatten diesmal einen Pfad abseits von den Spazierwegen gewählt, und Iris machte sie auf allerlei Pflanzen und Insekten aufmerksam, erklärte ihr die unterschiedlichen Vogelstimmen und die Spuren, die eine Horde Wildschweine in einem feuchten Tümpel hinterlassen hatten.
»Da vorne hat sich aber offensichtlich eine andere Art von Schweinen gesuhlt«, meinte Feli, als sie an den Platz kamen, wo Flaschen, Pappteller und vier Fahrräder wild durcheinanderlagen.
»Eindeutig menschliche Schweine! Und das an einem alten Hügelgrab. Widerlich!«
Und schon machte Iris sich daran, den Müll einzusammeln; Feli schnappte sich eine der herumliegenden Plastiktüten und half ihr, das Zeug hineinzustopfen.
Der Hufschlag ließ sie innehalten, und als sie aufschaute, sah sie hoch oben auf dem braunen Pferd den Förster sitzen. Er blickte missbilligend auf sie hinunter.
»Guten Tag, Herr Walker«, grüßte sie ihn freundlich. »Das haben nicht wir so hinterlassen.«
Er stieg von seinem hohen Ross und sah sich um.
»Nein, das glaube ich auch nicht. Sie sind doch die streitbare junge Dame, die die Seele der Tiere verteidigt hat, nicht wahr?«
»Ja, Herr Walker. Ich bin Felina Alderson, und das ist meine Tante, Iris Alderson.«
Ihre Tante begrüßte den Förster mit einem kurzen Nicken.
»Ich kann das nicht leiden, wenn irgendwelche Trottel ihren Dreck in die Natur schmeißen.«
»Ich auch nicht, Frau Alderson. Und da ich eine gewisse Vorstellung davon habe, wer die Übeltäter waren, werde ich sie auch zur Verantwortung ziehen. Stellen Sie die Beutel hier hin, ich entsorge den Müll.«
»Danke. Sie halten Ihr Revier in guter Ordnung, das ist mir schon aufgefallen, seit ich hier wandere.«
Feli stutzte,
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