Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Satz wurde nichts, seine Hinterpfote versagte ihm den Dienst.
Er landete auf der Nase.
Heiliger Sphinx, wie entwürdigend.
»Du bist ja verletzt, Kleiner!«
Kleiner. Oh Mann!
Noch ein Versuch. Da, durch den Zaun.
Wurde auch nichts. Er taumelte, seine Sicht war getrübt.
Der Mensch griff nach ihm. Er tatzte.
»Lass das, Süßer!«
Süßer? Das nahm ja Formen an!
»Bleib ruhig, Kätzchen. Ich helfe dir.«
Ruhig? Kätzchen?
Decke drüber.
Das durfte doch alles nicht mehr wahr sein.
Nefer schrie und kreischte und zappelte und jaulte und wurde weggeschleppt.
»Iris, ich hab eine verletzte Katze im Garten gefunden. Ich glaube, wir müssen sie zum Tierarzt bringen.«
»Besser zu ihren Besitzern.«
»Ich weiß aber nicht, wem sie gehört. Ich hab sie hier noch nie gesehen. Und sie kann kaum noch kriechen.«
»Ist ja schon gut. Ich hole Melles Korb aus dem Keller.«
Nefer wurde in eine Kiste verpackt, und als er sich endlich aus der Decke befreit hatte, kroch die blanke Panik unter seinen Pelz. Man verschleppte ihn. Er sah nicht, wohin, er befand sich in einem schaukelnden Gefährt, das gefährlich roch, wurde weitergeschleppt, mehr Menschen um ihn herum redeten, es stank nach Angst und Schmerz und Tod.
Würden sie ihre Medikamente an ihm ausprobieren?
Noch einmal nahm er all seine Kraft zusammen und schrie.
Und schrie.
Und schrie!
Es piekste etwas.
Es wurde dunkel um ihn.
Als er aus einem grauen Dämmer auftauchte, glaubte er sich zunächst in den Grauen Wäldern. Verirrt in den Schatten, wandernd durch einen endlosen Nebel.
Ein Schemen tauchte auf. Wurde zu einer Katze. Einer vertrauten, etwas rundlichen Gestalt.
Wieso war Che-Nupet hier?
Sie sprach nicht mit ihm, aber als er sich an ihren Schwanz heftete, sah er, dass sich der Dämmer lichtete.
Dann war sie fort.
Und er wieder da.
In einem Korb, auf einer Decke.
Mit einem gefesselten Bein.
Heiliger Sphinx, was war ihm übel. Das war ja schlimmer als nach drei Schälchen Eierlikör!
Was hatten sie mit ihm gemacht? War das Schlimmste eingetreten, was einer Katze passieren konnte? War er in einem Labor gelandet, wo die Menschen Versuche mit ihm anstellten? Imhoteps Schilderungen wurden Nefer gegenwärtig.
Grauen übermannte ihn.
»Er wacht jetzt allmählich auf, Felina. Die Wunde ist versorgt, es müsste ihm bald wieder besser gehen. Ich habe meine Karteikarten durchgesehen, zumindest zu meinen Patienten gehört er nicht. Vielleicht sollten Sie Zettel in Ihrer Gegend aushängen, dass Ihnen ein schwarzer, unkastrierter Kater zugelaufen ist.«
»Ja, mach ich.«
»Nehmen Sie ihn erst mal mit, aber lassen Sie ihn nicht nach draußen.«
»Nein, Frau Doktor. Ich kümmere mich um den armen Kerl.«
Nefer ließ den Kopf auf die Pfoten sinken. Erleichterung durchflutete ihn. Kein Labor. Nur ein menschlicher Heiler.
»Wenn Sie ihn behalten wollen, dann sollten Sie ihn bei Gelegenheit vorbeibringen, damit wir ihn kastrieren können.«
Nefer explodierte. Mit allen vier Pfoten kratzte und schlug er kreischend gegen die Korbwände.
»Himmel«, sagte die Tierärztin. »Gehen Sie von dem Korb weg. Mein Gott, ich habe ihm doch nur die ganz normale Aufwachdosis gegeben.«
»Vielleicht hat er das mit dem Kastrieren nicht gerne gehört, Frau Doktor. Ich glaube, Männer sind da manchmal sehr eigen.«
Die Frau lachte glucksend.
Nefer beruhigte sich etwas, um weiter zuhören zu können.
»Wenn er uns verstehen könnte, wäre das vermutlich eine nachvollziehbare Reaktion.«
»Wer sagt Ihnen, dass er es nicht versteht? Ich meine, vielleicht nicht die Worte, sondern die Absicht.«
»Ja, da ist was dran. Manchmal habe auch ich den Eindruck, dass meine Patienten sehr wohl wissen, was wir denken und vorhaben.«
»Dann würde ich vorschlagen, wir vergessen das mit der Kastration.«
»Natürlich. Prüfen Sie erst mal, wohin er gehört. Mag sein, dass er ein Zuchtkater ist, und dann würde es ohnehin Ärger geben.«
Zuchtkater. Na, wenn das seine Rettung war, dann würde er sich auch darum kümmern, schloss Nefer. Der Wutausbruch hatte ihn ziemlich geschwächt, und als er davongeschaukelt wurde, döste er ein.
Es roch nicht schlecht in diesem Revier, stellte er fest, als das Menschenweibchen ihn aus dem Korb hob. Jetzt war seine Sicht auch wieder klarer, und er erkannte in ihr das Mädchen, das er bei seinen Erkundungen nach Finn im Garten gesehen hatte. Also war er gar nicht so weit von seinem eigentlichen Ziel entfernt gelandet. Er musste nur noch aus
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