Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Bergen und so.
Sie wollten es ihm vermutlich nicht verraten. Es war ihm dann und wann aufgefallen, dass sie sich etwas geheimnisvoll gaben. Ob sie irgendwelche Undercover-Ermittlungen betrieben? Oder – da sei der Himmel vor – waren sie möglicherweise Terroristen?
Finn spürte, wie sich sein Magen weiter verkrampfte.
Scheiße.
Dann saß er wirklich tief in derselben.
Aber eigentlich hatten sie ja nur rumgealbert, oder? Bis Sem dann auf die Idee mit dem Ticket kam. Richtig, das war es. Sie wollten, dass er mitkam. Und dazu brauchte er ein Ticket.
Schmerz.
Kurz, aber heftig.
An seinem rechten Ohr.
Genau, das war es. Sie hatten ihm einen Ohrring ins rechte Ohrläppchen gestochen.
Das sei sein Ticket.
Er sei jetzt einer von ihnen, hatten sie gesagt.
Und dann?
Und dann waren sie – mhm – aufgebrochen. Hatten einen Spaziergang durch den nächtlichen Wald gemacht. Genau. Aber wohin waren sie gegangen?
Er kannte sich nicht aus, aber die Jungs wussten, wohin sie zu gehen hatten. Komisch, ihren kleinen Kater, den hatten sie nicht mitgenommen. Er erinnerte sich, dass sie ihn in eine Blätterkuhle gelegt hatten. Na, der würde sauer sein. Der war so ulkig, dieser Kater, und die Jungs sprachen mit ihm wie mit einem Menschen. Manchmal hatte Finn sogar den Eindruck gehabt, dass der Katerich sie verstand.
Warum hatten sie ihn da zurückgelassen?
Wo war er eigentlich?
Und wo waren die Jungs?
Und – was gäbe er für einen Eimer Wasser!
Nicht zum Waschen – bloß nicht. Um ihn auszusaufen. Um diesen Pelz von der Zunge zu waschen.
Noch einmal öffnete Finn vorsichtig die Augen. Und stellte mit panikartigem Entsetzen fest, dass der Pelz nicht nur seine Zunge bedeckte.
Ein grau-schwarz getigertes Fell bedeckte seinen ganzen Körper.
Finn fiel in Ohnmacht.
19. Überfürsorgliche Eltern
»Wir haben mit deinem Klassenlehrer gesprochen, Sabine …«
»Papa, alle nennen mich Felina. Sogar mein Klassenlehrer!«
Ihr Vater seufzte. »Kind.«
»Egal, aber nicht Sabine!«
Er schüttelte den Kopf, ihre Mutter wollte etwas sagen, aber ihr Vater legte ihr die Hand auf das Knie.
»Also gut, wir haben mit Herrn Haseneck gesprochen, und er meinte, dass es für dich von Vorteil wäre, das letzte Schuljahr am hiesigen Gymnasium zu verbringen. Deine Leistungen lassen anscheinend hoffen, dass du einen überdurchschnittlich guten Abschluss machen wirst, was bei einem Schulwechsel vermutlich schwieriger würde. Also haben wir uns entschlossen, das großzügige Angebot deiner Tante Iris anzunehmen.«
Felina nickte. Sie hatte es erwartet, und gegen einen Schulwechsel hätte sie sich mit Händen und Füßen gewehrt.
»Gut. Kommen wir zum nächsten Punkt.«
Ganz der Manager, dachte Feli und setzte sich aufrechter hin.
»Wir haben bedauerlicherweise nur wenige Tage Zeit, um ausführlich über deine Zukunft zu sprechen. Morgen müssen wir nach München, und danach fliegen wir wieder zurück nach Peking. Deine Mutter und ich haben uns aber einige Gedanken über deinen weiteren Werdegang gemacht. Wie uns dein Lehrer mitteilte, hast du eine besondere Begabung in den Fremdsprachen. Wir würden es begrüßen, wenn du dich für eine Ausbildung in diesem Bereich entscheiden könntest. Gerade bei unseren Auslandsaufenthalten erweist es sich immer von großem Vorteil, gute Dolmetscher zu haben.«
Ihre Mutter fügte hinzu: »Und, Sab…«
Feli griff mit der Hand nach dem Ankh. Ruhe überkam sie. Sie stand wortlos auf und wollte aus dem Raum gehen.
»Ähm – äh – Felina!«
Als ihr Vater sie so nannte, ging sie zurück und setzte sich wieder. Ihr Herz hoppelte zwar wie ein wild gewordener Hase, aber sie zwang sich, tief einzuatmen.
»Ja, Papa?«
»Deine Mutter wollte etwas sagen.«
»Natürlich.«
Mama sah sie streng an, bezwang aber wohl ihre Missstimmung.
»Es scheint mir auch im Hinblick auf deine Gesundheit recht sinnvoll, eine Sprachausbildung zu machen. Es gibt vor Ort verschiedene Institute, was günstig ist, weil du hier die Ärzte und Krankenhäuser kennst.«
Wieder fasste Feli an das Ankh. Und wieder, beinahe noch stärker, durchströmte sie Ruhe und Gelassenheit. Ihr Herz verwandelte sich in das eines gemütlich mümmelnden Häschens.
»Und was wäre, wenn ich etwas ganz anderes studieren möchte, Mama?«
»Das hielte ich nicht für eine gute Idee.«
»Aber es ist mein Leben, nicht wahr? Ich muss doch einen Beruf ausüben, in dem ich gerne arbeiten würde.«
»Sicher, damit hast du recht. Was wäre
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