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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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es würde gehen.
    »Amun Hab. Ich warte hier auf Hilfe. Bei Nathan, dem Förster. Er sieht.«
    »Gut.«
    Ein Zittern ging durch Scaramouches Körper, und Majestät drückte ihre Nase an die seine. Mit ihrem Atem nahm sie seinen letzten auf, und ein schöner, ehrwürdiger Kater verließ diese Welt, um in den Goldenen Steppen zu wandeln.
    »Rattenkacke!«, sagte Majestät und legte ihren Kopf erschüttert an seine erschlaffte Flanke. Nicht der Tod war schlimm, es war das Sterben. Und wie es den Katzengeborenen eigen war, mussten sie es wieder und wieder erdulden.
    Der Mond wanderte weiter, erreichte seinen Zenit, und noch immer saß sie bei ihm. Erst als die Dämmerung anbrach, zog sie seinen langsam erstarrenden Leib unter einen Busch und machte sich mit schleppenden Schritten auf, um in dem großen Waldgebiet den Dolmen zu suchen, an dem in dieser Nacht ihre Helfer auf sie gewartet hatten.
    Sie erreichte das Hügelgrab um die Mittagszeit, müde und niedergedrückt. Allerlei Spuren deuteten darauf hin, dass sich hier wiederum Menschen versammelt hatten. Ausgesprochen nachlässige sogar. Flaschen lagen herum, vier Fahrräder lehnten an den Bäumen, der Boden war zertrampelt, von einer niedergebrannten Feuerstelle wehte ein Wölkchen Asche auf. Und doch – es lag auch der Geruch nach Katze in der Luft. Hier, ja, genau hier an den Wurzeln der Eiche wurde er besonders stark. Kater, trefélingeboren! Es war also einer hier gewesen und hatte auf sie gewartet. Kater. Mhm. Und etwas anderes. Süßlich, nach Eiern, Sahne, Zucker. Stechend – Alkohol.
    Heiliger Sphinx! Menschen tranken das Zeug, um dusselig zu werden, was immer sie daran gut fanden. Aber ein Kater? Einer ihres Volkes? Was für ein Gezücht hatte der Weise hergeschickt? Oder stand das in irgendeiner Weise mit dem schwarzen Rinnsal in Zusammenhang?
    Irritiert beschnüffelte Majestät die Gegend weiter. Die Spur des Katers zeigte ihr, dass er nicht durch den Übergang verschwunden war, sondern im Morgengrauen in den Wald aufgebrochen sein musste. Unsicher auf den Pfoten, vermutlich wirr im Kopf. Nutzloser Rattenschwanz, der.
    Erschöpft ließ Majestät Fährte Fährte sein und rollte sich im trockenen Laub zusammen, um in tiefen Schlaf zu sinken.

Zweiter Teil

Ein Katerleben

18. Erwachen
    Finn war sich nicht ganz sicher, ob er wirr träumte oder ob er sich schon im Delirium befand. Eines aber wusste er ganz genau.
    Es war ihm gottserbärmlich übel.
    Er blinzelte. Schloss sehr schnell wieder die Augen. Er musste draußen sein. Die Sonne schien gnadenlos hell.
    Wieso draußen?
    Er schlief normalerweise im Container mit den drei Jungs zusammen.
    Und wieso so hell? Sie mussten doch schon im Morgengrauen raus, Erdbeeren pflücken.
    Ein gequälter Laut drang aus einer Kehle. Es hörte sich wie ein jämmerliches Jaulen an. Kein Wunder, so wie er sich fühlte.
    Ganz mühsam versuchte er die Puzzelsteine der Erinnerung in eine einigermaßen stimmige Ordnung zu bringen.
    Draußen.
    Richtig, sie waren zum Wald geradelt, er, Pepi, Sem, Ani und dieser ulkige Kater, den sie Nefer nannten.
    Wald war aber dämmrig, Laub und Geäst, oder?
    Ein weiteres Blinzeln zeigte ihm verschwommen einzelne Grasbüschel, Geröll und blauen Himmel.
    Sie mussten ihn auf eine Lichtung geschleppt haben.
    Sie hatten Abschied gefeiert, das war’s. Richtig. Sie hatten Brot und Käse und Wein dabeigehabt. Und Eierlikör. Weil dieser verrückte Kater den so gerne aufschlappte.
    Der war auch irgendwie betrunken gewesen nach dem dritten Schälchen und tief und fest in seinen Armen eingeschlafen.
    Komisch – und dann? Filmriss.
    Angestrengt suchte Finn nach weiteren Anhaltspunkten. Da war was mit Schmerz.
    Hatten sie sich geprügelt?
    Nein, eigentlich nicht. Die Jungs waren zwar rau, aber nicht gemein. Und Streit hatten sie auch nicht.
    Schmerz.
    Ah, es war wegen der Abreise. Stimmt, da hatten sie rumgesponnen. Gott, was für eine abstruse Geschichte hatten sie ihm da aufbinden wollen, als er sie gefragt hatte, wohin sie denn reisen würden. Nach Trefélin. Klar, hatte ja jeder schon von gehört. Aber so richtig genau konnten sie nicht beschreiben, wo das lag. Hörte sich ein bisschen keltisch an. Vielleicht. Oder Lateinisch? Aber sie konnten nicht einmal die Himmelsrichtung angeben. Ob es im Süden oder Norden oder so lag. Nein, sie bestanden mit irgendwie dümmlichem Gelächter darauf, dass es hinter einem grauen Wald lag. Das hörte sich ziemlich nach Schneewittchen an, hinter den sieben

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