Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
eine gewisse Klarheit erbürstet, und sein Fell glänzte.
Felina schien eine gewisse Sympathie für Katzen zu empfinden. Er hatte ihr natürlich nicht alles erzählt, nur dass er und seine Freunde gekommen waren, um Ankh und Königin zu retten. Herzlich gelacht hatte sie über die Schwierigkeiten, in die seine Begleiter geraten waren, aber ihr Ungeschick hatte auch ihr Mitgefühl geweckt.
Sie war von Natur aus hilfsbereit, war seine Schlussfolgerung. Und ihre Unterstützung würde er wohl am besten durch seinen nicht unbeträchtlichen Charme erlangen. Die Kätzinnen in seinem Land waren bisher immer anfällig dafür gewesen, wenn er sie umworben hatte. Mochte seine Schönheit sich ihm hier wohl mal als nützlich erweisen.
Felina räkelte sich, gähnte und machte die Augen auf.
»Guten Morgen«, schnurrte er und hüpfte neben sie. »Gut geschlafen?«
Er wollte ihr einen sanften Nasenstups geben, aber sie rümpfte die Nase.
»Bäh, du stinkst nach totem Fisch.«
»Das ist das Futter, das du mir hingestellt hast.«
»Sicher. Aber es verursacht Mundgeruch.«
»Glaubst du denn, dass du besser riechst?«
»Habe ich dich eingeladen, an mir zu schnuppern?« Sie setzte ihn auf den Boden und strampelte sich aus der Decke frei. » Ich geh mir jetzt die Zähne putzen.«
Verdutzt sah Nefer ihr hinterher. Das war beleidigend. Äußerst beleidigend. Ein Mensch mit seinem verkümmerten Geruchssinn wagte es, ihm, einem sauberen Kater, vorzuwerfen, er stinke nach totem Fisch.
Wasser plätscherte, Zitronenduft schwebte durch die Türritze, dann Pfefferminze, dann irgendwas Süßliches. Alles nicht echt, alles chemisches Menschenzeug.
Nefer grollte.
»Siehst du, mein Schöner, jetzt bin ich sauber, und ich rieche jetzt gut.«
»Das meinst auch nur du.«
»Wenn dir das nicht gefällt, dann verpiss dich!«
Sie hielt ihm die Tür auf.
Falsch, alles ganz falsch. Er brauchte ihre Kooperation. Sie trug Ankh und Ring.
Nefer hasste es, wenn er klein beigeben musste. Aber es musste sein.
Also setzte er sich neben ihr Bein und schaute zu ihr hoch.
»Fehlstart, was?«, fragte sie.
Er rieb seinen Kopf an ihrer Wade.
»Gut, also, noch mal von vorne. Wir müssen uns wohl noch ein bisschen aneinander gewöhnen.«
»Du duftest wie eine Blumenwiese und siehst aus wie ein Schälchen Sahne.«
»Sahne, die nach Blumen riecht. Netter Vergleich. Aber wahrscheinlich liegt das an der Lotion mit Vanilleduft.«
Felina wirkte belustigt.
Aber Sahne sah doch hübsch aus und war lecker. Das hatte sie gestern selbst gesagt.
»Na, komm mit, du bekommst dein Schälchen Sahne, aber dann muss ich zur Schule.«
»Ich muss mit dir reden, Felina.«
»Das muss bis heute Nachmittag warten. Und jetzt sei still! Meine Tante erklärt mich für bekloppt, wenn ich mich mit dir unterhalte.«
Nefer hatte sich seine Erklärungen zurechtgelegt, als Feli zurückkam, und erfreulicherweise hörte sie ihm auch aufmerksam zu.
»Ja, Nefer, ich verstehe, dass du Ring und Anhänger brauchst. Ich kann dir auch den Ring ins Ohr stecken und der Königin das Ankh umhängen. Aber was ist, wenn sie nicht kommt? Ich meine, sie ist ja hier nur eine ganz normale Katze. Es – mhm – gibt Gefahren!«
Diese entsetzlichen Gedanken hatte Nefer sich auch schon gemacht.
»Dann muss ich das Ankh auf jeden Fall zurückbringen, Feli. Es ist zu wichtig für uns.«
»Wichtiger als die Königin?«
»Ich fürchte, ja.« Er überlegte, ob er ihr wirklich erklären konnte, wie wichtig es war. Vermutlich war es die einzige Möglichkeit, sie zu überzeugen. »Felina, dieses Amulett hat – Kräfte. Kräfte, die sich auf die Ringe auswirken. Warum das so ist, kann ich dir nicht genau sagen, aber diese Ohrringe verlieren im Laufe der Zeit ihre Wirkung. Und dann müssen sie in einer geheimen Zeremonie mit dem Ankh zusammengebracht werden, damit sie gefahrlos benutzt werden können.«
»Aha. Also irgendwie wieder aufgeladen werden.«
»Ja, so ungefähr. Das übernimmt normalerweise die Königin. Aber wenn sie … verschollen bleibt, wird man eine Nachfolgerin wählen. Sie kann aber das Amt nur ausfüllen, wenn sie das Ankh trägt.«
»Ja, ich verstehe. Wenn die Königin also nicht zum Dolmen kommt, musst du das Ankh im Maul tragen. Denn wenn es wirklich so ist, dass du so groß wie ein Tiger bist, dann würde dich das Halsband erwürgen. Oder es würde reißen und abfallen.«
Sie hatte den Schwachpunkt ziemlich schnell erkannt.
»Ich krieg das schon hin.«
»Was ist, wenn es
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