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Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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neugierig.
    Sein Fehler.
    Der Waschbär streckte den Kopf vor.
    Finn sprang.
    Anoki quiekte.
    Er hielt seinen Nacken mit den Zähnen umfangen und zerrte ihn aus dem Gebüsch in den Schatten eines Baumes.
    »Gutkatz! Gutkatz! Nicht fressen«, jammerte seine Beute.
    Finn legte den Waschbären auf den Boden, doch bevor der sich rühren konnte, hatte er ihn auch schon auf den Rücken gedreht und seine Vorderpfote auf dessen Hals gedrückt.
    »Gutkatz. Nicht fressen.«
    »Du bist viel zu ungenießbar, Anoki. Ich möchte viel lieber mit dir spielen.«
    In den schwarzen Augen flackerte Panik auf. Der Waschbär wusste wohl, dass Katzen überaus raue Spiele mit ihren Opfern veranstalteten.
    »Soll ich, Anoki? So ein bisschen Herumwerfen vielleicht? So ein wenig Krallentennis?«
    »Gutkatz, ganz gut, ganz gut. Ist gegen Abmachung.«
    »Ach ja? Eine Abmachung?«
    »Gutkatz nicht töten Waschbär. Hände!«
    Anoki grapschte mit seinen Händchen nach Finns Fell. Der drückte die Krallen aus der Pfote.
    Anoki quiekte.
    »Nicht pieken!«
    »Ach ja, das ist ja gegen die Abmachung. Und das Aufschlitzen sicher auch?«
    Der Waschbär zitterte erbärmlich.
    »Ich glaube, es ist auch gegen die Abmachungen, einem Kater den Ohrring abzunehmen, nicht wahr?«
    »Nicht ich.«
    »Doch, du.«
    Finn fauchte noch einmal zur Abschreckung und zeigte Anoki die Zähne. Der winselte.
    »Was hältst du von einer Abmachung?«, schlug er dem verängstigten Waschbären dann vor.
    »Oh ja, Abmachung. Gutkatz. Gutkatz.«
    »Schön. Du arbeitest für mich, und ich lasse dich leben. Bis auf Weiteres.«
    »Ja, ja, ja! Cheffe!«
    »Ich lasse dich jetzt los. Wenn du versuchst abzuhauen, bist du tot.«
    »Ja, ja, Cheffe!«
    Vorsichtig hob Finn die Tatze. Es war leichter gegangen, als er dachte. Dieser jämmerliche Wurm entlockte ihm nur Verachtung. Natürlich blieb Anoki sitzen und tastete mit seinen Händchen das gezauste Fell ab. Ein bisschen Blut sickerte über seine Brust.
    Händchen waren das, was Finn brauchte.
    Denn Händchen konnten ihm einen Ring verschaffen.
    Che-Nupet hatte ihn vor zwei Tagen zu dem Laubengebiet gebracht, das sich um den See zog. Der von einem Wasserfall von den Ausläufern des Gebirges gespeist wurde, das sie Mittelgrat nannten. Hier hätte er Amun Hab treffen sollen, den Weisen, der über seinen Aufenthalt und vielleicht auch seine Rückkehr befinden konnte. Aber Amun Hab war nicht anwesend. Offensichtlich hatte es ein größeres Problem mit der Dienerschaft gegeben. Che-Nupet hatte Finn zur Geduld geraten und ihn ebenfalls verlassen. Es blieb ihm auch nichts anderes übrig, denn die Bewohner der Ansiedlung – so musste man diese labyrinthartigen Laubengänge wohl bezeichnen – mieden ihn. Aber immerhin hatte Finn einiges durch Lauschen erfahren. Diese Menschel, von denen er eines tot gefunden hatte, waren samt und sonders ausgerückt. Die einen verdächtigten sie der Rebellion, die anderen vermuteten eine Entführung. Auf jeden Fall schien es dem Hofstaat und den Scholaren ziemlich viel an Unannehmlichkeiten zu verursachen. Finn hatte etliche verrutschte Kopftücher bemerkt.
    Dass er Anoki wiedergetroffen hatte, entsprang aber auch dem Umstand, dass die Menschel abgehauen waren. Denn ein paar der Katzen hatten die Waschbären zu sich gerufen und ihnen die Aufgaben der Dienerschaft übertragen. Besonders zufrieden waren sie aber nicht mit dieser Notlösung.
    Das berührte Finn allerdings wenig. Viel interessanter fand er die Erkenntnis, dass so ein Ohrring tatsächlich so etwas wie ein Ticket zu sein schien, wie er es in seinem trunkenen Zustand gehört zu haben meinte. Mit diesen Ringen durchquerte man die Grauen Wälder und nahm dann auch wieder die Gestalt an, die in der jeweils anderen Welt die richtige war.
    Anoki war also genau der Helfer, den er brauchte, um sich einen solchen Ring zu beschaffen. Die Katzen, die sich in dieser Ansiedlung aufhielten, trugen vielfach derartigen Ohrschmuck.
    Es kostete ihn noch einige Drohungen und Faucher, bis er den Waschbären so weit hatte, dass er bereit war, einer schlafenden Katze heimlich den Ring abzunehmen und ihn in sein Ohr zu praktizieren.
    Am nächsten Tag ergab sich eine solche Gelegenheit. Auf einem abgelegenen Plätzchen mit weichem Gras lag eine prachtvolle weiße Perserkatze mit einem gelb gepunkteten, zartrosa Kopftuch. Gold glitzerte in ihrem wuscheligen Ohr. Die Sonne schien sie abgrundtief schläfrig gemacht zu haben.
    »Die da, Anoki. Deren Ring will ich

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