Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
haltlosen Versprechen«, grollte Finn.
»Halt’s Maul«, zischte Feli ihn an und wandte sich wieder dem Bären zu. »Du bist doch ein Junge, oder?«
Kleines Nicken.
»Und du verstehst mich auch?«
Wieder ein Nicken.
»Wer ist dein Cheffe?«
»A … A … An …«
»Anoki?«
Großes Nicken.
»Wo ist Anoki?«
»W … weg.«
»Kommt er zurück?«
Nicken.
»Wann?«
»Sp … später.«
»Gut, dann warten wir hier auf ihn. Und du mit uns.«
Heftigstes Kopfschütteln.
»Doch, doch.«
Jetzt waren die Augen des Waschbären ohne Panik. Sie blickten flink um sich.
»Denk gar nicht dran«, sagte Nefer und legte ihm die Tatze ins Genick.
»Nettkatz, Nettkatz.«
»Ich bin eine sehr nette Katze, wenn du uns noch ein paar Fragen beantwortest. Und ich bin eine sehr, sehr …« Nefers Krallen drückten sich in den Pelz. »… sehr hungrige Katze, wenn ich keine guten Antworten bekomme.«
»Ich nix weiß«, jammerte sein Gefangener.
»Doch, Junge, du weißt bestimmt ganz viel«, sagte Felina nun wieder mit sanfter Stimme. »Zum Beispiel, wo die Menschel sind.«
»Nix Menschel.«
»Waren denn Menschel hier?«
»War nix Menschel. Nur Stamm.«
»Vermutlich hat er recht«, meinte Feli und sah die anderen an.
»Ja, vermutlich«, stimmte Nefer ihr zu.
»Seit wann wohnt ihr hier?«
»Wohnen?«
»Die Laube, seit wann seid ihr in der Laube?«
»Oh, ein Mond Laube.«
»Schön hier, nicht?«
»Oh, viel schön. Cheffe gemacht.«
»Das hat Cheffe gut gemacht. Mit wem?«
»Mit große Cheffe. Mit Cheffekatz.«
»Was macht ihr für Cheffekatz?«
»Ich nix weiß. Ich nix machen. Ich klein.«
»Der Unterling weiß wahrscheinlich wirklich nichts«, meinte Finn. »Er ist noch sehr jung. Passen wir einfach auf ihn auf und schnappen uns dann Anoki. Ich bin sicher, der weiß verdammt viel mehr über den Deal mit Cheffekatz.«
Che-Nupet hatte schweigend zugehört, stand jetzt auf, reckte sich, machte einen Buckel und meinte: »Halte ich Ausschau nach Cheffe.«
Mit einem Satz war sie einen Baumstamm hoch, balancierte einen dicken Ast entlang und legte sich dann in einer Astgabel nieder.
»Keine schlechte Idee«, sagte Nefer.
Anoki kam, als die Sonne den Zenit überschritten hatte. Finn und Nefer stürzten sich auf ihn, noch bevor er die Laube erreichen konnte. Der Waschbär hatte keine Chance gegen die beiden großen Katzen, und seine Stammesangehörigen flohen wild in alle Richtungen, als sie sahen, was mit ihrem Anführer geschah. Auch der junge Waschbär entkam Feli, doch sie kümmerte sich nicht mehr um ihn. Finn ging ruppig mit Anoki um, fand sie. Andererseits hatte der Kerl ihn ja auch schon mal verpfiffen. Finn hatte ihn im Nacken gepackt und schüttelte ihn kräftig durch. Dann warf er ihn Nefer zu, der ihn mit den Pfoten, aber ohne Krallen herzhaft herumstieß. Feli hatte dieses Verhalten bei Melle manchmal beobachtet, wenn sie mit einer Maus spielte. Sie bekam Mitleid mit dem Waschbären, der schon aus etlichen Wunden blutete.
»Hört auf. Es wird Zeit, ihm Fragen zu stellen.«
»Der kann noch ein bisschen Fußball!«
»Kann er nicht. Schluss!«
»Schluss, Cheffe!«, röchelte Anoki.
Finn wollte ihn noch mal packen, aber Feli schlug dem Kater die flache Hand auf die Nase.
»Aus! Platz!«
»Ich bin doch kein Hund!«
»Lassen wir ihn«, sagte Nefer und setzte sich neben den Waschbären. »Was habt ihr hier zu suchen?«, herrschte er ihn an.
»Dürfen hier sein.«
»Wer hat es erlaubt?«
»Cheffekatz.«
»Welche?«
»Klugkatz.«
»Name?«
»Cheffe!«
Feli mischte sich ein.
»Kopftuch?«, fragte sie mit eine entsprechenden Handbewegung.
Anoki nickte.
»Farbe?«
»Helldunkel.«
»Farbe, Freundchen!«
»Kenn nicht Wörter.«
Feli rupfte eine Butterblume ab und hielt einen Grashalm daneben.
»So?«
»Ja, ja, Cheffe-Farbe!«
»Könnte sein«, murmelte Nefer. »Was für eine Arbeit macht ihr für Cheffe?«
Anoki wirkte verstockt. Finn zeigte ihm seine Pfote und ließ die Krallen hervortreten.
»Aufgabe?«
»Wie … wie du, Cheffe!«
»Ringe klauen?«
Heftiges Nicken.
»Schau an«, sagte Feli. »Und wo sind die Ringe?«
»Weg.«
»Finn, die Krallen!«
»Neiiiiin!«
»Wo sind die Ringe?«
Es brauchte noch eine kleine Weile der Überredung, dann war es heraus. Die Waschbären hatten auf Shepsis Anweisung die fünf gestohlenen Ringe in einem Tümpel versenkt, in der Annahme, dass keine Katze sie dort finden und schon gar nicht herausholen würde. Auf ihr barsches Drängen hin führte
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