Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
immer am selben Platz, regungslos wie eine Statue, auf einer Ohrenspitze ein gelber, auf der anderen ein weißer Schmetterling. Als sie zu ihr trat, erhob sich ihr Ohrschmuck und flatterte davon.
»Fünf Ringe, Nefer.«
»Hab ich schon gehört. Damit sollten wir Amun Hab schnellstens aufsuchen. Wir haben aus Anoki auch noch ein paar Details herausbekommen. Aber über die Menschel wusste er nichts.«
»Das überlassen wir Amun Hab, wenn er sich mit Cheffe Shepsi unterhält, denke ich.«
Che-Nupet erhob sich bereitwillig von den Ringen, und Feli steckte die kleinen Schmuckstücke in ihre Hosentasche.
»Wo ist Finn?«
»Ratzt.«
»Dann wecken wir ihn mal auf.«
Ausgeruht und mit sich zufrieden trabte Feli zwischen den Katzen den Bachlauf entlang. Abends briet sie sich einen Fisch auf einem kleinen Feuer, schlief zwischen drei wärmenden Pelzen, und am nächsten Morgen brachen sie frühzeitig auf, damit sie um die Mittagszeit am Lind Siron sein konnten. Sie waren schon am Ausläufer des Mittelgrats angekommen, als Nefer plötzlich stehen blieb.
Auch Che-Nupet hob die Nase.
»Glitschwurm!«, sagte sie.
»Wer?«
»Scheiße!«, sagte Finn.
Und dann sah Feli sie auch. Vier schwarze Gestalten lauerten geduckt unter einem Busch, eine fünfte lag in einer Astgabel.
»Panther!«, flüsterte Nefer. »Die haben hier nichts zu suchen.«
Schon sprinteten die fünf Gestalten auf sie zu.
Feli blieb ein Schrei in der Kehle stecken. Finn und Nefer stellten sich den Raubkatzen. Kreischen ertönte. Sie rannte in heller Panik los. Zwei waren hinter ihr her. Sie sprang über den Bach. Die schwarzen Pfeile flogen ebenso hinüber. Einer war vor ihr. Der andere hinter ihr. Sie knurrten.
Feli versuchte, nach links zu laufen. Ein dritter sprang auf sie zu. Er setzte sich hin und leckte sich die Pfote.
»Was wollt ihr von mir?«
Sie bekam keine Antwort.
Sie versuchte, langsam rückwärts zu gehen. Zweie folgten ihr. Geduckt, die gelben Augen glühend vor Blutdurst. Sie stolperte, fiel hin.
Knurrend näherten die drei sich.
»Nicht. Ich hab euch nichts getan!«
Auf dem Boden rutschte sie weiter weg von ihnen.
Sie saßen still, lauernd.
Ihr Herz raste, sie keuchte.
Einer fauchte leise.
Wieder versuchte sie aufzustehen.
Die drei standen ebenfalls auf.
Sie kam auf die Füße, schaute kurz nach hinten.
Freie Ebene. Keine Deckung. Vor ihr ansteigendes Geröllfeld.
Oh Gott, das war ihr Ende!
Die drei schlichen näher, einer riss sein Maul auf. Ein tiefes, böses Grollen ertönte.
Es würde schnell gehen, hoffte sie und warf sich aufschluchzend zu Boden.
Etwas Rotbraunes tauchte auf. Krallen zischten durch die Luft. Ein Aufheulen, dann ein Kreischen. Feli erstarrte, atmete nicht mehr.
Blutgeruch breitete sich aus.
Brüllen, markerschütternd.
Ein Panther rannte fort, einer lag leblos am Boden, Blut strömte aus seiner aufgerissenen Kehle. Der dritte brach eben zusammen, blind, die Ohren zerfetzt, die Augen ausgerissen.
Che-Nupet setzte sich ruhig zwischen den toten und den sterbenden Panther.
Sie schnaufte leise.
»Schnuppel«, keuchte Feli. »Schnuppel?«
»Mhm.«
»Warst das wirklich du? Du alleine gegen drei Panther?«
»Na ja. Mach ich. Wenn man mich ärgert, werd ich zum Tier, ne.«
»Äh – ja.«
Mühsam rappelte Feli sich auf. Der steinige Boden war nicht freundlich zu ihr gewesen. Sie humpelte auf die Katze zu, doch die wehrte ab.
»Bleib weg, Felina.«
Gehorsam blieb sie stehen. Und sah Che-Nupet genauer an. Ein seltsames Licht glomm in ihren Augen, abgründig, golden, flackernd. Sie senkte sofort die Lider.
»Finn? Nefer?«
»Hauen sich mit den zwei anderen.«
Der sterbende Panther röchelte.
»Che-Nupet … Kannst du …?«
»Ja. Dreh dich um.«
Feli folgte. Das Röcheln verstummte.
»Geh zum Bach, Feli!«
»Ja.«
Sie hinkte, trotz der Mittagshitze frierend, zum Bachlauf. Dort legte sie den Rucksack ab. Ihr rechter Unterarm blutete aus vielen Abschürfungen, und ihr Knöchel schmerzte. Che-Nupet tauchte neben ihr auf, doch blieb sie einige Meter von ihr entfernt. Feli erinnerte sich an die wohltuende Behandlung mit der Katzenzunge und bat: »Leckst du da mal drüber, Schnuppel?«
»Später. Wasser.«
»Gut.«
Sie zog Schuhe und Strümpfe aus und watete in den kalten Bach und wusch die Wunden aus. Dann kehrte sie zurück und setzte sich nieder, um sich abzutrocknen.
Che-Nupet stakste zum Ufer, trat in das Wasser und legte sich flach hinein.
»Ich dachte, Katzen mögen nicht nass
Weitere Kostenlose Bücher