Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
Anoki sie auch zu dem kleinen See, der sich im Bachlauf aufgestaut hatte.
»Der sieht tief aus«, meinte Feli zweifelnd.
»Höhlen unter dem Boden hier«, erklärte Che-Nupet, die sich endlich von ihrem Baum hinunter bequemt hatte. »Ganz tief.«
Sie sahen sich ratlos an. Und dann sahen drei Katzen Feli an.
Sie spürte die Blicke auf sich. Und Angst kroch ihr in die Kehle.
»Nein, nein.«
»Doch, doch. Menschen mögen Wasser. Und Menschen haben Hände. Hast du selbst gesagt«, meinte Nefer.
»Ich kann nicht tauchen.«
»Kannst du doch.«
»Und schon gar nicht in Höhlen.«
»Das ist keine Höhle, das ist nur ein tiefer Tümpel.«
»Che-Nupet hat gesagt …«
»Che-Nupet sagt viel, wenn der Tag lang ist.«
»Ich will nicht.«
»Nein, du musst, Felina. Wir brauchen diese Ringe, um Shepsi zu überführen.«
Ja, das mochte sein, aber …
»Es ist ein heißer Sommertag, Feli. Zu Hause würdest du an den Baggersee gehen.«
Was irgendwie stimmte. Und das klare, kühle Wasser sah auch verlockend aus.
»Na gut. Dreht euch um.«
»Warum?«
»Weil ich mich ausziehen muss. Mit Kleidern kann ich nicht tauchen.«
»Sei nicht so verschämt!«
»Jungs!«
»Geht weg!«, sagte Che-Nupet und schob Finn zur Laube.
Feli zog sich bis auf Slip und BH aus und tauchte dann den Zeh ins Wasser. Kühl. Erfrischend.
Der Rand jedoch ging gleich steil nach unten. Sie nahm ihren Mut zusammen und glitt hinein. Den Boden erreichte sie nicht mit den Füßen, und sie machte einige Schwimmbewegungen, um den Kopf über Wasser zu halten. Dann atmete sie einige Male tief ein und versuchte, nach unten zu kommen. Das Wasser schlug über ihrem Kopf zusammen. Ihre Füße erreichten kiesigen Boden. So tief war es nun auch wieder nicht. Erleichtert kam sie wieder hoch.
»Okay, ich versuch’s«, sagte sie zu Che-Nupet.
»Mach mal!«
Diesmal ging sie kopfüber nach unten und hielt die Augen in dem klaren Wasser offen. Die Sonne schien bis auf den Grund, und darum nahm sie das kleine goldene Glitzern auch wahr. Mit dem ersten Ring tauchte sie auf.
»Da!«
Che-Nupet nahm ihn an sich und setzte sich darauf.
Beim nächsten Abtauchen fand Feli zwei, dann noch mal jeweils einen Ring. Alle fünf waren nun zusammen, und sie kletterte aus dem Tümpel und schüttelte sich die Haare aus, die ihr nass ins Gesicht fielen.
»Igitt!«, sagte Che-Nupet, die im Tröpfchenregen saß. Aber sie rührte sich nicht von dem Nest voller Ohrringe unter sich.
»So, jetzt lege ich mich erst mal in die Sonne, um mich zu trocknen«, verkündete Feli. »Passt du auf, Schnuppel?«
»Immer. Geh bauchlüften.«
»Danke!« Feli umarmte die Katze und drückte ihr ihre eigene nasse Nase auf deren bräunliche trockene.
»Huch«, sagte Che-Nupet, und Feli lachte. Dann suchte sie sich eine Stelle im Gras, auf die die Sonne schien, legte sich auf T-Shirt und Jeans und schloss die Augen.
Die Wärme des Nachmittags hüllte sie ein. Das Summen der Bienen, das vielstimmige Zwitschern der Vögel, das leise Rascheln der Laubenwinde war alles, was zu hören war. Es war wundervoll still in diesem Land, dachte sie verschlafen. Keine Rasenmäher, keine Flugzeuge, keine Autos, keine Musik – obwohl, die hätte schon mal sein können. Aber zu sehr fehlte sie ihr auch nicht. Der Duft von Gras und wildem Thymian umwehte sie in der lauen Brise, und sie dämmerte weg.
Aus ihrem Schlaf erwachte sie, weil eine sanfte Zunge ihr über den Bauch schlappte. Es war ein witziges Gefühl, gar nicht unangenehm. Ein bisschen kitzelig.
»Ist auch ein hübscher Bauch, nicht, Schnuppel?«, sagte sie mit geschlossenen Augen. Die Zunge verweilte einen Moment und bewegte sich dann weiter nach oben. Sie schlappte nun zwischen den Körbchen ihres BHs, und Feli murmelte: »Na, na, na!«
Dann blinzelte sie.
Und schoss in die Höhe.
»Nefer!«
»Brmmm.«
»Was fällt dir ein?«
»Oh, eine ganze Menge. Du hast wirklich einen hübschen Bauch. Mhm. Und er schmeckt auch gut.«
»Nefer!!!«
»Du hast mich auch immer an allen möglichen Stellen angefasst. Hab ich mich darüber empört?«
»Das ist doch was ganz anderes.«
»Ja?«
Dieser verdammte schwarze Kater grinste doch wirklich. Und diese blauen Augen – also, die waren schon irgendwie bezwingend. Und so richtig empört war sie eigentlich auch nicht.
»Na, besser, ich zieh mich wieder an«, murmelte sie.
»Schade.«
»Nefer!!!«
Aber kichern musste sie doch. Sie schlüpfte in ihre Kleider und sah sich nach Che-Nupet um. Die saß noch
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