Jägermond Bd. 1 - Im Reich der Katzenkönigin
der zweitens möglicherweise die Menschel entführt hat und drittens Anoki, der die Ringe klaut. Das Ankh ist zwar besonders wichtig, es ist aber auch besonders klein. Es wäre ja schon ganz ausreichend, wenn man Shepsi die Menschelentführung nachweisen könnte und ihn damit zwingen würde, auch das Ankh wieder rauszurücken.«
»Macht sie gut, ne?«, sagte Che-Nupet, setzte sich neben Felina und sah mit einem hingebungsvollen Augenaufschlag zu ihr auf.
Dem musste Nefer widerwillig zustimmen.
»Die Menschel aufzustöbern sollte nicht ganz so schwierig sein. Ich bin ein recht guter Fährtenleser.«
»Ich auch«, sagte Finn. »Machen wir beide uns auf die Suche.«
»Anat hat es schon versucht. Sie sagt, sie hat ihre Witterung nicht aufgenommen.«
»Anat ist eine Heilerin. Die hat andere Qualitäten!«
»Na gut, ihr seid die großen Fährtenleser. Aber ihr werdet mich dabei brauchen«, warf Felina ein.
»Nein, Felina. Du bist ein Mensch – wir gehen Spuren nach, die du gar nicht wahrnehmen kannst.«
»Außerdem laufen wir schneller als du.«
»Tatsächlich? Spurenlesen und schnell laufen geht gleichzeitig?«
Che-Nupet kicherte schon wieder. Nefer sah sie vernichtend an.
»Ich komm mit und trag Feli, wenn sie müde ist.«
»Ihr bleibt hier. Das ist keine Aufgabe für Weibchen.«
Entsetzlich, diese Vorstellung, ständig diese albernde Che-Nupet im Gefolge zu haben. Und Finn, der Felina anglupschte. Nefer drängte sich zwischen die beiden, weil Feli schon wieder begonnen hatte, Finn den Nacken zu kraulen.
»Willst du auch mal, Nefer? Ich kann auch beidhändig. Dafür habe ich ja Hände, nicht?«
»Lass das.«
»Ja?«
»Ja!«
»Und was soll ich damit machen, lieber, schöner Nefer?«
Ein goldener Ring glitzerte zwischen ihren Fingern auf. Ein schneller Blick – nein, es war nicht der, den sie im Ohr trug.
»Woher hast du den?«, herrschte er sie an.
»Von Amun Hab. Er hat ihn mir für dich gegeben. Ich soll ihn dir anstecken, weil ich doch Hände hab. Aber ich überleg mir das noch.«
Jetzt lachte Finn auch noch leise.
»Das ist fast so wirkungsvoll wie ›Tierarzt‹ und ›kastrieren‹, was?«
Nefer riss sich zusammen. Sehr zusammen. Überaus stark zusammen, um nicht um sich zu schlagen.
»Wisst ihr, wenn ihr die Menschel findet, dann könnte es doch sein, dass die ein bisschen schlecht auf Katzen zu sprechen sind. Oder Angst vor euch haben, nicht? Könnte es vielleicht nützlich sein, wenn so jemand wie ich dabei wäre, der ihnen zeigt, dass ihr keine bösen Schläger und Räuber und Mörder seid, sondern nette, freundliche und umgängliche Schmusebacken?«
Che-Nupet rieb ihre Schnauze an Felis Hüfte und schnurrte.
»Ihr macht mich fertig.«
Resigniert legte Nefer sich nieder. Und Feli kniete neben ihm, streichelte seinen Rücken und piekste ihm dann den Ring ins Ohr.
»Gut?«
»Mhrrr.«
»Und nun geht und sucht die Menschelspuren.«
Nefer war besänftigt.
»In Ordnung«, brummte er.
37. Waschbärentreiben
Feli, die sich dem nachtaktiven Leben der Katzen nicht anschließen mochte, hatte sich in ihren Schlafsack verkrochen und wollte eigentlich über die Suche nach den Menscheln nachdenken, denn sie war sich ziemlich sicher, dass die beiden Kater keine Spuren finden würden. Wenn Anat schon zugab, dass sie gleich nach dem Verschwinden ihres Kuri nichts entdeckt hatte, dann war es jetzt auf jeden Fall zu spät. Man musste das Problem anders angehen. So weit war sie gekommen, dann hatte die Dunkelheit sich gesenkt, und sie war darüber eingeschlafen. Irgendwann wurde sie wach und fühlte ein dickes, warmes, weiches Kissen um sich herum, das ein klein wenig nach Fisch roch und leise schnurrte. Zufrieden kuschelte sie sich an Che-Nupet und schlief weiter.
Als sie durch das laute Vogelzwitschern aufwachte, war das Katzenkissen fort, sie war alleine. Ausgeruht, aber zu faul, das Feuer anzuzünden, aß sie ein paar Früchte und Nüsse, nahm ein schnelles, kaltes Bad und sah sich dann suchend nach ihren Gefährten um.
Che-Nupet hatte ein sonniges Plätzchen gefunden und saß dort sehr aufrecht. Dann und wann hob sie eine Pfote und wedelte damit in der Luft herum, als wollte sie eine Fliege verscheuchen. Interessiert trat Feli näher.
Ein flinker Blick aus Che-Nupets Augen sagte ihr, dass die Katze sie gesehen hatte, aber sie rührte sich nicht aus ihrer Haltung.
»Ruhig! Muss Luft bewegen!«, wisperte sie.
Wieder beschrieb ihre Pfote eine rührende Bewegung.
Und wie von ihr
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