Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Stelle zu erwarten ist und Frieden über der wohlgehüteten Heimstatt unseres Weisen herrscht der so lange Jahre mit großer Hingabe unserem Clan gedient hat und …«
»Machst du Klappe zu, ne!«
Schockiert sah Anuket zu Che-Nupet hin, und Nefer rang mit einem Kichern.
Sarapis brummte.
»Ich kann nicht mehr viel tun. Meine Augen sind trübe, meine Knochen schmerzen, Müdigkeit umfängt mein Denken. Nefer, es ist an dir zu entscheiden, was getan werden muss.«
»Wir brauchen dein Wissen und deine Weisheit, Sarapis.«
»Ich habe dir viel von meinem Wissen vermittelt, Nefer. Weisheit musst du nun selbst erwerben.« Mühsam schleppte sich der alte Kater zum Ausgang der Höhle und sog tief die Luft ein. »Ein schönes Land. Die Adler werden die Schlangen vernichten. Holt Amenti aus dem Land Wolkenschau. Er weiß, wie man die Stellen versiegelt, aus denen sie gekrochen kommen. Finden müsst ihr sie. Che-Nupet?«
Wieder sagte Che-Nupet etwas in einer Nefer nicht bekannte Sprache, und dabei zuckte es wild unter ihrem Fell.
Sarapis brummte noch einmal.
»Was ist, Schnuppel?«, fragte Feli so leise, dass Nefer es gerade noch hören konnte.
»Kannich. Kannich Glitschwurm suchen.«
»Du hast Angst vor Schlangen.«
»Hab ich. Sooo Angst, ne.«
Diese dicke Katze war wirklich ein eigenartiges Geschöpf. Sicher, Schlangen waren furchterregend, aber sie schien wie gelähmt bei dem Gedanken, sie suchen zu müssen. Er wollte gerade einen Vorschlag machen, als Feli sich meldete.
»Vielleicht kann ich helfen, Sarapis. Ich … na ja, als Mensch konnte ich ganz gut Verlorenes finden und so.«
Der alte Weise wandte sich ihr zu.
»Du bist eine Geomantin?«
»Ich weiß nicht. Es war irgendwie immer Spielerei.«
»Diesmal ist es ernst, Feli. Hilf meinem Volk.«
»Wenn ich kann. Ich werde es versuchen, Sarapis.«
»Danke, Menschenkind. Doch zuvor begleite auch du mich in die Berge.«
»Sicher, gerne. Was möchtest du dort tun?«
»Sterben.«
»Oh. Nein, ich meine …«
»Es ist an der Zeit, Kind, dass ich gehe. Nefer wird mein Amt übernehmen. Anuket?«
»Ja, Sarapis. Ich bin einverstanden …«
»Machst du Klappe!«
Che-Nupet erntete wieder einen irritierten Blick.
»Nefer?«
»Ja, ich begleite dich. Und ich übernehme dein Amt, Sarapis.«
»Ich werde morgen Abschied nehmen.«
Sie kamen in der Morgendämmerung, die Würdenträger des Landes. Und auch andere, die Sarapis kannten und schätzten. Sie berührten sein Fell mit ihren Nasen und wünschten ihm eine gute Reise. Gegen Abend dann versiegte der Strom der Besucher, und mühsam kam der Alte auf die Pfoten.
»Gehen wir.«
Nefer blieb auf seiner rechten, Che-Nupet an seiner linken Seite. Sie stützen seinen mühseligen Gang. Feli trottete hinter ihnen her. Eine Weile ging es bergan, langsam und bedächtig. Sie hatte viel gelernt an diesem Tag. Über den Tod vor allem. Die Katzengeborenen ihrer Welt starben, und ihre Seelen wanderten zu den Goldenen Steppen, wo sie in Frieden darauf warteten, erneut ein Leben zu beginnen. Das war ihr schon beim letzten Besuch erklärt worden, und sie hatte diesen Gefilden sogar einen kurzen Besuch abgestattet. Die Trefélingeborenen jedoch nahmen einen anderen Weg. Sie wurden weitaus älter als die weltlichen Katzen. Sarapis hatte über fünfhundert Jahre erlebt, und wie er ihr noch mitgeteilt hatte, hatte er auch etliche Jahrzehnte davon bei den Menschen verbracht. Doch würde er, wenn er gestorben war, nicht die Goldenen Steppen betreten, sondern – und auch hier gab es nur einen Mythos – durch die Kristallhöhle den Weg zu den Sternen finden. Und es mochte sein, dass sich in diesem Augenblick eine neue, reine, goldene Katzenseele in einer der Katzenmütter in Trefélin manifestierte.
Sarapis hatte keine Angst vor dem Tod, er ging ihm entgegen, denn er würde ihn von seinem gebrechlichen, schmerzenden Leib erlösen.
Trotzdem betrauerte Feli seine Entscheidung. Er war ein wirklich weiser Kater und so freundlich.
In der Nacht wärmten sie ihn mit ihren Körpern, und im Morgengrauen setzten sie ihren Weg fort. Che-Nupet hatte Feli ihre Stelle neben dem Alten angeboten, und so stützte sie ihn auf seinen letzten Schritten. In der Mittagszeit hatten sie ein steiniges Gehölz erreicht, und im Schatten eines abgestorbenen Baumes blieben sie stehen.
»Hier ist es«, sagte Sarapis erschöpft.
»Ein guter Platz«, bestätigte Nefer.
»Ruft ihn!«
Feli schauderte. Wen sollten sie rufen? Den Tod?
»Mach ich«, erklärte
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