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Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin

Titel: Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Che-Nupet sich bereit und bürstete Sarapis über das Gesicht.
    Dann erhob sie ihre bronzene Stimme, und es hallte der Ruf über die Berge: »Cougar«, rief sie. »Cougar!«
    Dann setzte sie sich zwischen Nefer und Feli nieder.
    »Musst du keine Angst haben, ne.«
    »Ist gut.«
    Aber sie fürchtete sich doch. Und ihre Furcht wurde zu Entsetzen, als der silberne Berglöwe auf leisen Pfoten erschien. Er sah sie mit seinen goldenen Augen an und trat dann zu Sarapis.
    »Tu dein Werk, Bruder«, bat der, und der Puma tötet ihn mit einem Biss.
    Stille lag über dem Berg, Sonnenglast in der Luft.
    Ein Wirbel drehte sich, goldener Staub erhob sich. Sie sahen ihm nach, als er flimmernd in den blauen, klaren Himmel stieg.
    Der Puma blieb neben dem leblosen Pelz sitzen und betrachtete ihre kleine Gruppe nachdenklich.
    »Ein Großer unter euch ist gegangen.«
    »Ein Weiser unter uns«, bestätigte Nefer.
    »War gütig, ne.«
    Feli schluckte noch immer. Ihre Kehle war rau, ihre Augen brannten.
    Der Puma sah sie lange an, dann schien er zu lächeln.
    »Wie niedlich du bist, kleine Schwester.«
    Feli rutschte heraus: »Wie schön du bist, Cougar.«
    Und dann begannen sie die Große Klage zu singen.

45. Reviergang mit Rudi
    Tanguy wanderte. Der Pfad war schmal, steil und steinig. Diesmal war er dem Ruf gefolgt. Vielleicht, weil es eine andere, weniger herrische Stimme war, die ihn um Hilfe gebeten hatte.
    Hilfe hatte er geleistet, nun war er wieder alleine. Mit einem gewaltigen Satz erklomm er einen flachen Felsen und legte sich darauf nieder. Unten breite sich die Ebene aus, erstreckte sich bis zu einem dunstigen Horizont. Der Dunst wurde dichter, wallte wie Nebel zu ihm hoch, und als er die Augen aufschlug, drangen Sonnenstrahlen durch den Vorhang seines Zimmers. Langsam bewegte er seine Hände, wagte einen Blick darauf.
    Ganz gewöhnliche Hände mit Fingern, keine Tatzen mit Krallen. Er fühlte sein Gesicht, nur ein leichter Bartwuchs, kein Fell. Und doch war er sich ganz sicher, dass er noch eben über scharfe Reißzähne verfügt und in dem geschmeidigen Körper eines Berglöwen gesteckt hatte.
    Wieder war es geschehen. Aber diesmal war er nicht in diese kalte Panik geraten.
    Vielleicht ließ es sich tatsächlich ertragen, wenn er es einfach akzeptierte – als ungewöhnliche Erfahrung.
    Als er aufstand, überlegte er, ob er Finn seinen Traum erzählen sollte. Sie würden sich in einer halben Stunde zum Reviergang treffen. Mit Rudi allerdings, und dessen Ausführungen über Parallelwelten wollte er sich lieber ersparen.
    Der Morgen war noch frisch, ein Schauer in der Nacht hatte die Blätter genässt, es tropfte, wenn die leichte Brise durch die Bäume strich. Sonnenlicht funkelte auf den feuchten Farnen, die Morgensänger schmetterten ihr Konzert durch den Wald, frisch geschlagene Kiefernstämme dufteten harzig, Fährten von allerlei Getier fanden sich schon bei einfachem Hinsehen. Finn war nicht nur gut darin, sie zu entziffern, auch die Vögel konnte er an ihren Gesängen bestimmen. Tanguy hörte ihm wissbegierig zu; es war eine andere Fauna als die, die er in seinen heimischen kanadischen Wäldern kannte.
    Rudi hingegen sammelte eifrig Material ein, das er zu bestimmen hatte. Die blau schillernde Feder eines Eichelhähers starrte er voll Bewunderung an, konnte sie aber nicht zuordnen. Die Schälschäden, die ein Hirsch an einem Baumstämmchen hinterlassen hatte, schrieb er einem gefräßigen Borkenkäfer zu, den er einzutüten versuchte, die Losung eines Hasen immerhin erkannte er als das, was es war.
    »Hasenköttel!«, erklärte er stolz.
    Als die Sonne höher gestiegen war und die nächtliche Feuchte aufgezehrt hatte, machten sie Rast auf einer Lichtung. Finn holte einen Beutel Studentenfutter aus seiner Tasche und bot es an. Und während Tanguy Nüsse und Rosinen kaute, hörte er zu, was Finn zu berichten hatte.
    »Die ›Helfenden Hände‹ hatten gestern Abend eine ihrer Sitzungen. Ich habe mich mal dazugesetzt, um zu hören, was sich da so tut.«
    »Gute Idee.«
    »Ich weiß nicht. Es lief wenig spektakulär ab. Wie im Taubenzüchterverein. Charlene hatte offensichtlich keine neuen Visionen, und so arbeiteten wir uns von dem Tätigkeitsbericht der Suppenküche über die Kleidersammlung bis zum Kassenbericht voran.«
    »Gähn«, sagte Rudi, krallte in die Tüte und mampfte vor sich hin.
    »Ja, ziemlich ermüdend. Das einzige Mal, das ich aus dem halben Koma erwacht bin, war, als der Name deines Vaters genannt wurde,

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