Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
setzte zum Überholen an und schnitt ihn so eng, dass er fast in die Leitplanke ausgewichen wäre.
Die anderen blieben dicht hinter ihm, der erste tänzelte vor ihm in Schlangenlinien hin und her.
Finn biss die Zähne zusammen. Die wollten was von ihm.
Vor einem Jahr noch war er mit ein paar Kumpels zusammen gewesen, deren Maschinen er immer bewundert hatte, zumal er lediglich mit dem Roller unterwegs war, den jetzt Feli benutzte. Er versuchte das Nummernschild des Fahrers vor sich zu erkennen, aber das war gründlich verdreckt.
Warum wohl?
Finn hielt sich mittig auf der Straße, der Gegenverkehr verhinderte, dass ein zweiter Biker ihn überholte. Er überlegte fieberhaft. Wohin? Die nächste Abfahrt runter und zurück? Würden sie versuchen, ihn bis nach Hause zu verfolgen? Vielleicht – besser wäre, sich Hilfe zu suchen.
Nathan. Tanguy.
Sein Vordermann wurde langsamer, die hinteren drängten ihn. Inzwischen war ihm klar, dass sie Motorräder fuhren, die seinem weit überlegen waren. Und dennoch, die Fahrbahn vor ihm war jetzt frei.
Ein süßer Geschmack breitete sich in seinem Mund aus, süß wie die Gefahr. Er gab Gas und schleuderte an dem vor ihm vorbei. Gerade hatte er die Maschine abgefangen, als er das Röhren hörte. Die Jagd begann. Sie holten auf, doch Finn hatte ein Ziel. Fünfhundert Meter noch, die Tankstelle. Dreihundert, zweihundert, einhundert. Mit voller Geschwindigkeit fuhr er auf den Parkplatz, legte das Motorrad schräg. Die Süße auf seiner Zunge explodierte. Engste Kurve, Hundertachtziggrad-Wendung. Zurück auf die Straße.
Einer der vier flog vom Motorrad, so viel bekam er noch mit.
Höchstgeschwindigkeit!
Rote Ampel ignoriert.
Zwischen zwei Kleinwagen überholen.
Drei waren wieder hinter ihm, holten auf.
Ein Traktor! Scheiße! Nur nicht bremsen. Über den Randstreifen, rechts vorbei. Ein kleiner Vorsprung. Nächste Abfahrt, Wirtschaftsweg im Wald. Schotter spritzte. Wieder die drei, sie kamen näher. Nathan würde sauer werden, aber er nahm den Reitweg. Eine Abkürzung. Durch eine Pfütze, Schlamm spritzte, er geriet ins Schleudern. Schaffte es gerade noch, die Maschine abzufangen. Heulende Motoren. Dann sah er ihn. Tan, auf Jeronimo. Das Pferd stieg. Finn bremste, warf sich auf die Seite. Einer der Biker donnerte an ihm vorbei. Schleuderte, blieb quer zum Weg stehen. Die anderen hielten hinter ihm. Finn riss sich den Helm von Kopf.
»Tan!«
»Freunde?«
»Nein.«
Tan hatte Jeronimo wieder unter Kontrolle und brachte ihn näher an den ersten Mann heran. Der stürzte sich auf Finn. Dem Fußtritt konnte er gerade noch ausweichen, da wurde er auch schon von hinten gepackt. Würgegriff um den Hals, er holte aus. Sein Ellenbogen traf sein Ziel, ein Befreiungsgriff löste die Umklammerung. Tan war vom Pferd gesprungen und hatte den ersten Biker im Schwitzkasten. Der dritte tänzelte mit geballten Fäusten vor Finn. Der leckte sich die Lippen. Ruhe erfüllte ihn. Schlag, Abwehr, Konterschlag. Tritt, hoch und gemein. Ihm wurde das Standbein weggetreten. Fiel auf die Seite, Beinschere, sein Angreifer stürzte über ihn. Er packte dessen Helm und versuchte, das verspiegelte Visier hochzuschieben. Der Mann wehrte sich, er knallte ihm das Knie zwischen die Beine. Er wehrte sich nicht mehr. Finn öffnete das Visier.
»Hansi, nett dich wiederzusehen.«
Es war einer der Kumpels von damals.
Hinter ihm ertönte ein unterdrückter Schrei. Tanguy federte eben von einem Tritt zurück. Sein Gegner brach in die Knie. Der Dritte im Bunde hatte es plötzlich eilig.
»Okay, nehmen wir ihm den Helm ab«, sagte Finn und stand von Hansi auf. Der mochte wegkriechen, wenn er konnte.
Tan kniete schon hinter dem Liegenden, Finn öffnete den Kinnriemen und das Visier.
»Ah, Kevin. Kenn ich auch.«
Danach arbeiteten sie schweigend, und Finn stellte fest, das Tan recht genau wusste, wie man einem Bewusstlosen einen Helm abnahm.
»Er wird gleich wieder zu sich kommen«, sagte er. »Willst du dich mit ihm unterhalten?«
»Ja, aber am liebsten in Nathans Gegenwart.«
»Dann muss Jeronimo ihn tragen.«
Finn wischte sich die Lippen ab und stellte fest, dass seine Hand blutig war.
»Ist aufgeplatzt. Und dein Auge sieht auch nicht gut aus.« Tan reichte ihm ein Papiertaschentuch. »Ich kümmere mich um den da. Du dich um dein Bike.«
Kurz darauf war Kevin waidmännisch verschnürt und hing über dem Sattel. Finn schob sein Motorrad, Tan das andere. Hansi hatte sich tatsächlich unbemerkt aus dem
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