Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
Staub gemacht.
Als sie eintrafen, hatte Nathan gerade mit drei Revierförstern eine Besprechung abgehalten, was sich als nützlich erwies. Sie hatten aus Kevin recht schnell allerlei nützliche Informationen herausbekommen. Die vier Kumpels hatten es Finn im vergangenen Jahr übel genommen, dass er sich mit ihnen angelegt hatte, weil sie eine Katze quälen wollten. Außerdem hatten sie angenommen, dass er sie wegen Vandalismus bei dem Förster angeschwärzt hatte. Es war dem Mann, der sich Sebti nannte, ein Leichtes gewesen, sie in ihrer Stammkneipe anzusprechen und mit einer recht beträchtlichen Bezahlung dazu zu überreden, ihn zu verfolgen. Wie Kevin sagte, nur um ihn einzuschüchtern. Das aber glaubte Finn nicht ganz.
»Wir werden das der Polizei überlassen. Wie heißen die drei anderen, Finn?«
Er nannte Nathan die Namen, und der nickte.
»Ich halte dich auf dem Laufenden. Wir werden sehen, wie man an diesen Sebti herankommt. Jetzt behandle deine Prellungen. Und nimm dir ein Bier aus dem Kühlschrank.«
Als die lange Dämmerung die Farben verblassen ließ, saßen Finn und Tanguy auf der Terrasse.
»Danke«, sagte Finn.
»Hat Spaß gemacht. Du kämpfst gut.«
»Du auch.«
Finn fühlte sich seltsam zufrieden. Der süße Geschmack in seinem Mund war verschwunden, aber er erinnerte sich wieder daran, dass er ihn schon mehrmals gespürt hatte. Und zwar immer, wenn Gefahr drohte. Das war eigenartig und trat erst auf, seit er in Trefélin gewesen war. Ob es mit der Verwandlung zusammenhing? Es gab so viele Fragen, die er gerne beantwortet hätte. Aber im Augenblick war er froh, dass er einer Bedrohung entronnen war und auch dass Tanguy bei ihm war. Er hatte Freunde gehabt, einige davon hatten sich als falsch erwiesen, andere waren irgendwie aus seinem Leben verschwunden. In Trefélin, da hatte er gelernt, was es bedeutete, sich auf Kameraden verlassen zu können, und was es auf der anderen Seite auch hieß, für andere da zu sein. Vertrauen und Verantwortung gehörten dazu.
Er vertraute Tanguy, obwohl er ihn erst seit drei Wochen kannte.
»Erzähl mir von dem Katzenland, Finn«, sagte Tanguy leise. »Wie kommt man da hin?«
»Durch die Grauen Wälder. Und in die gelangt man bei Vollmond durch den Dolmen. Wenn man denn einen Ring wie diesen trägt.«
»Ich muss es glauben, nicht wahr?«
»Tu es einfach und hör zu.«
Und der Wald wurde grau, der zunehmende Mond stieg auf, während Finn in leuchtenden Farben das Heim der Katzen beschrieb.
49. Träume im Eibenhain
Die Kratzer, die Felis Auseinandersetzung mit Sheshat hinterlassen hatten, waren nach zwei Tagen gut verheilt. Che-Nupet hatte sie gründlich abgeleckt und beschnurrt. Amenti erwies sich als wesentlich freundlicher, auch wenn er Che-Nupet nicht recht ernst zu nehmen schien.
»Warum nennt er dich Chichi, Schnuppel?«
»Ist Kindername, ne.«
»Müsste er nicht wissen, dass du deinen richtigen Namen erhalten hast?«
»Glaubt er nicht. Weißt du doch. Bin ich komisch.«
Feli kratzte sich das Ohr. Hatten Katzen so gründliche Vorurteile? Oder war es ein derartiger Frevel, den Sheshat einst begangen hatte? Oder wussten sie nicht, wer ihr Vater war?
Oder wussten sie es und hatten deshalb Angst vor ihr?
Che-Nupet blieb in sich gekehrt, während sie zu dritt zurückeilten, und als sie an der Höhle angelangt waren, die nun Nefer bewohnte, brummelte sie nur: »Muss ich jetzt gucken, ne. In den Wäldern, ja? Komm ich, wenn du zurückgehst.«
»Schade. Kannst du nicht bei mir bleiben?«
»Hab ich Aufgabe. Rufst du mich, wenn du mich brauchst. Weißt du noch?«
Feli blickte in Che-Nupets schöne waldseegrüne Augen und sah den Kreis der Bäume sich darin spiegeln. Ja, sie erinnerte sich sehr gut daran, wie sie Che-Nupet erreichen konnte. Sie legte ihre Nase an Che-Nupets und pustete sie an.
»Ich rufe dich. Und dann kommst du mit mir nach Hause, und wir suchen für dich ein ganz besonders schönes Kopftuch aus.«
Schlapp! Einmal noch wischte ihre Zunge über ihr Gesicht, dann sprang Che-Nupet in weiten Sätzen davon.
Amenti sah ihr ein wenig verwundert nach.
»Sie ist nicht so träge, wie sie gerne tut«, sagte Feli und wandte sich dann an Nefer. »Ich habe Adler kreisen sehen.«
»Ja, sie kommen ihrer Verpflichtung nach. Sie haben schon etliche Schlangen getötet.«
»Woher kommen die Schlangen?«, fragte Amenti.
»Anfangs sind sie am Roc’h Uhel aufgetaucht, doch den haben wir erneut versiegeln lassen. Dort hat man auch keine mehr
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