Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
unterhalten. Auch die beiden Kater blieben still und unbeweglich im Unterholz sitzen. Und wie es schien, gelang es Sem auch. Langsam stieg die Kätzin von Ast zu Ast weiter nach unten und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
Der begann zu maunzen.
Und dann erfolgte eine Konversation, die Finn trotz seines Ohrrings nicht verfolgen konnte. Allerdings musterte die Kätzin ihn zwischendurch immer mal wieder, und als Sem sich zu ihm umdrehte, maunzte sie ihm kurz zu und kletterte wieder in die höheren Etagen des Baumes.
»Sie weiß, dass du nach ihnen siehst, und meint, du würdest es recht anständig für einen Menschen tun. Darum darf ich dir verraten, dass sie Sylvana heißt und der Kater Sylvester. Die zweite Kätzin ist weitergezogen, du sollst dir keine Sorgen um sie machen. Und auch ihre Jungen haben ein ruhiges Revier jenseits der großen Straße gefunden.«
»Im Naturwaldgebiet. Das ist gut. Dort werden sie wenig gestört.« Und dann schüttelte Finn ungläubig den Kopf. »Hat sie die Katze in dir erkannt?«
»Sicher. Katzen erkennen die Trefélingeborenen. Auch in Menschengestalt.«
»Und ihr könnt euch verständigen.«
»Natürlich. Aber sie hat einen grauenvollen Dialekt.«
»Dialekte gibt es also auch. Verflixt, ich weiß so wenig von euch. Und von den Ringen und so.«
»Von uns weißt du eine Menge, aber wegen der Ringe … Pfff, da weiß ich auch nicht viel. Da musst du Seba oder Tija fragen.«
»Oder Che-Nupet.«
»Die? Nö. Die weiß gar nichts.«
Finn schwieg dazu. Er hatte den Eindruck, dass Feli aus der rundlichen Katze einiges herausgeschmust hatte. Aber die Idee, Seba über die Ringe auszufragen, erschien ihm plötzlich sogar sehr viel reizvoller. Zunächst aber galt es, seine drei Begleiter mit Rudi bekannt zu machen. Denn sein Rundgang durch den Wald diente auch dazu, einige Aufgaben zu lösen, die ihnen in ihrer Jagdausbildung gestellt worden waren. In der vergangenen Woche hatten sie sich im theoretischen Unterricht mit dem Spurenlesen befasst. Finn war schon zuvor mit einem der Jäger, der zu ihren Ausbildern gehörte, unterwegs gewesen und hatte den Mann ernsthaft verblüfft.
»Finn, Sie stellen jedes Trüffelschwein in den Schatten. Was Sie von Fährten nicht wissen, braucht man auch nicht mehr zu lernen. Sie sind ein Naturtalent«, hatte er gesagt und ihn gebeten, sich um Rudis praktische Ausbildung zu kümmern. Der war nämlich allenfalls ein Naturtalent darin, Fährten zu legen . Diesmal konnte Finn einer Spur von zerknüllten Papiertaschentüchern folgen, die er gewissenhaft aufsammelte und in eine Plastiktüte steckte.
Sie hatten sich am Forsthaus verabredet, und herzhaftes Niesen hallte schon von Weitem zwischen den Bäumen hindurch.
Ani und Pepi waren dem weit ausschreitenden Menschen zwar eine Weile gefolgt, aber irgendwann waren sie weiter und weiter zurückgeblieben.
»Warte mal, Finn. Die beiden sind zu klein, um auf Dauer mit uns mitzuhalten«, meinte Sem und blieb stehen.
»Oh – ja, klar.« Sie warteten, bis die Kater sie eingeholt hatten, und Sem hob Ani mit Schwung hoch und legte ihn sich um den Hals. Ani grinste und häkelte seine Krallen in Sems Shirt. Finn nahm Pepi hoch und klemmte ihn sich unter den Arm. Höflich waren dessen Bemerkungen nicht, aber er wehrte sich auch nicht dagegen. Aber als das Forsthaus in Sicht kam, und damit auch Rudi, verlangte er, wieder auf den Boden gesetzt zu werden.
Rudi, ganz in Waidgrün, das blinkende Jagdhorn am Gürtel, kam ihnen entgegen und starrte Sem durchdringend an. Sem blieb stehen und starrte zurück. Ani starrte ebenfalls.
»Rudi, das ist Sem …«
Rudi starrte weiter.
Sem und Ani begannen warnend zu brummen.
»Rudi!«
Rudi starrte.
Sem grollte.
Finn überkam eine mit Heiterkeit gemischte Vorahnung von massivem Ärger. Rudi riskierte eine deftige Abreibung, wenn er nicht bald aufhörte, die Kater anzugaffen. Und als Ani, die Ohren angelegt, seinen Kampfgesang anstimmte, fuhr Finn seinem Kollegen mit der ausgestreckten Hand vor dem Gesicht herum.
»Rudi, was ist los?«
»Hä?«
»Es ist unhöflich, jemanden anzustarren.«
Endlich senkte Rudi seinen Blick und grinste dann.
»Och, dein Freund, der ist so was von schön. Und dann dieser Kater. Mann, so was hab ich ja noch nie gesehen.« Und an Sem gewandt: »Sag mal, du hast es wohl leicht bei den Weibern, was?«
»Ganz bestimmt leichter als du«, fauchte Sem.
»Ja, sicher. Über mich kichern sie immer nur. Aber jemand, der so tolle schwarze Haare hat
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