Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
aufwirble.«
»Ich schlitz dir die Reifen auf, dann kannst du auf deinen zwei Stelzen laufen.«
Langsam holte Finn auf. Und als sie die Steigung hinaufradelten, erreichte er den keuchenden Sem.
»Ausdauer fehlt euch Katzenhybriden auch in Menschengestalt«, höhnte er und zog vorbei.
»Sauber, Finn, sauber!«
Pepi ließ Schnurrhaare und Ohren im Fahrtwind flattern. Erst am Dolmen gesellte Sem sich wieder zu ihnen, und Ani spuckte hässliche Bemerkungen aus. Sofort war Pepi aus dem Korb gesprungen, und eine wüste Schlägerei begann zwischen den beiden schwarzen Katern. Finn grinste Sem an.
»Und, sollen wir uns auch prügeln, oder fehlt dir die Luft dazu?«
Obwohl Sem hörbar schnaufte, blitzten seine Augen kampfbereit. Finn lehnte sein Rad an die Steine, schüttelte dann jedoch den Kopf.
»Besser nicht. Hier ist Waldkatzen-Revier. Wir sollen sie nicht stören. Pepi, Ani, aufhören!«
»Waldkatzen?«, fragte Sem.
»Ich habe euch doch von ihnen erzählt.«
»Ah ja, die Ausgewilderten.«
Finn packte einen der Kater im Nacken und hob ihn hoch. Ani strampelte und fauchte, beruhigte sich in dem festen Griff aber. Pepi, seines Gegners beraubt, starrte wütend nach oben.
»Schluss, habe ich gesagt!«
»Der hat aber …«
»Der ist doch …«
»Wie die Hundewelpen, die beiden. Ich schieb euch gleich in den Dolmen und leg einen Stein vor den Eingang. Dann verbringt ihr die nächsten Wochen in den Grauen Wäldern.«
Die beiden Kater knurrten, und Sem lachte.
»Ich helf dir, Finn.«
»Warte, bis wir zurück sind«, grummelte Pepi.
»Ja, dann raufen wir.«
Frieden – nun gut, Waffenstillstand – war eingekehrt, und Ani strich um den Dolmen herum und begutachtete den Eingang. Er schnüffelte.
»Hier war noch ein anderer.«
»Was?«
»Wir sind bei Miou im Keller rausgekommen. Hier ist allerdings vor einiger Zeit noch eine andere Katze aus Trefélin in diese Welt gelangt.«
Pepi schnüffelte auch, Sem ebenfalls.
»Als ich unsere Papiere ausgegraben habe, ist mir nichts aufgefallen. Leider ist diese blöde Menschennase nicht empfindlich genug.«
»Ihr seid vor vier Tagen angekommen.«
»Der hier ist schon länger hier, mindestens einen Silbermond vorher eingetroffen.«
»Das hätte Majestät euch sagen sollen.«
»Für Majestät sind wir Gewürm.«
»Und außerdem – es war einer von uns hier, aber ob er gekommen oder gegangen ist, das wissen wir nicht«, meinte Pepi.
»Stimmt auch wieder.«
Ani sprang auf den Dolmen und wollte ihn beriechen, als Finn sah, dass er plötzlich erstarrte. Ganz langsam bewegte er sich rückwärts, das gesamte Fell gesträubt.
»Weg hier«, zischte er. »Geht weg!«
Finn achtete nicht auf seine Warnung, sondern trat näher.
Auf dem warmen Stein lag eine silbrig schimmernde kleine Schlange.
Ani zitterte.
»Ich glaub es nicht – ein tapferer Krieger wie du hat Angst vor einer harmlosen Blindschleiche?«, spöttelte Finn und stupste das Tier mit dem Finger an. Es schlängelte sich davon.
»Schlangen sind nicht harmlos«, sagte Ani.
»Die schon. Die ist nicht gefährlicher als ein Regenwurm. Was ist denn los?«
Auch Sem war blass geworden. »Schlangen sind unsere Feinde«, sagte er.
»Die Blindschleiche ist eine Echse. Sie hat keine Giftzähne, und sie greift keine Katzen an.« Finn schüttelte den Kopf. »Mir sind in Trefélin nie Schlangen begegnet.«
»Da gibt es auch keine. Aber hier …«
»Nur harmlose.« Doch dann schluckte er die nächste Bemerkung hinunter, denn er erinnerte sich, dass Feli ihm von der Kreuzotter berichtet hatte, die eine Siamkatze in die Pfote gebissen hatte. »Und Giftschlangen sind sehr selten«, ergänzte er lahm.
»Aber es gibt sie?«
»Irgendwo im Dschungel, ja. Macht euch darum keinen Kopf. Sollte euch hier wider Erwarten eine Kreuzotter begegnen, geht ihr einfach aus dem Weg.«
»Wenn du meinst.« So richtig überzeugt waren die drei nicht, aber Sem zuckte schließlich mit den Schultern.
»Schauen wir uns mal an, ob Finn sein Revier in Ordnung hält.«
Zu viert gingen sie die Forstwege ab. Sem blieb einmal stehen und sog die Luft ein.
»Waldkätzin. Ganz in der Nähe.«
Er sah sich suchend um, und sein Blick blieb an einem Baum hängen. Finn folgte ihm und erkannte oben in einer Astgabel die graubraune Kätzin.
Sem begann zu schnurren.
Der schwarz geringelte Schwanz schwankte hin und her.
Finn machte sich so unsichtbar wie möglich. Er vermutete, dass Sem die Kätzin hinunterlocken wollte, um sich mit ihr zu
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