Jägermond Bd. 2 - Im Auftrag der Katzenkönigin
gehalten.«
Tija bekam einen sehnsuchtsvollen, traurigen Ausdruck, der Feli fragen ließ: »Was ist passiert?«
»Er wurde überfahren.«
Feli legte das Tuch nieder, an dem sie gearbeitet hatte, und legte ihr den Arm um die Schultern.
»Ist gut, Feli. Es ist viele Jahre her.«
»Er weilt auf den Goldenen Steppen, nicht wahr?«
»Ja, das tut er wohl.«
»Vielleicht kommt er eines Tages zurück.«
»Ich warte darauf. Aber wir wissen nicht, wann und wo sie zurückkehren.«
Die Goldenen Steppen waren ein wundervoller Ort des Friedens. Feli hatte das Glück gehabt, sie für eine ganz kurze Weile aufsuchen zu dürfen.
Tija machte sich sanft aus ihrer Umarmung los und widmete sich wieder ihrer Handarbeit.
»Erzählen wir uns lieber heitere Geschichten«, meinte sie. »Du kennst doch Nefer, Feli.«
»Ja, ich kenne diesen schwarzen, arroganten, hinreißenden Schnösel!«
Seba kicherte.
»Ist er, stimmt. Er ist jetzt in den Witterlanden und wird wohl der Nachfolger des dortigen Weisen Sarapis. Und darum darf er jetzt auch ein Kopftuch tragen. Guck mal, das haben wir für ihn ausgesucht.«
Sie zupfte aus dem Korb mit Seidentüchern eines hervor, das in quietschendem Pink leuchtete und mit kleinen Strichkätzchen bedruckt war.
»Hello Kitty!«, prustete Feli los. »Das tut ihr ihm nicht an, oder?«
»Wir werden es versuchen. Wird doch schick aussehen zu seinem schwarzen Fell.«
»Es wird ihm die Achtung und den Neid aller Würdenträger eintragen«, spöttelte Tija.
»Er wird euch die Kralle zeigen.«
»Ja, und darum, Feli, haben wir gedacht, du suchst ihm ein zweites aus, das wir ihm dann mit einem Gruß von dir zur Versöhnung überreichen.«
»Ich darf ihm eins aussuchen? Zeigt mal, was ihr so habt.«
Unter den Tüchern waren einige, die Feli gut gefielen. Sie erinnerte sich lebhaft an Nefers fleckenlos schwarzes Fell, weshalb sie sich schließlich für eines in Schwarz entschied, das mit feinen, silbrig glitzernden Fäden durchwoben war.
»Ja, das könnte ihm stehen. Du hast einen guten Geschmack«, meinte Tija.
»Den hat man mir bisher immer abgesprochen. Hach, ich muss euch unbedingt meiner Freundin Kristin vorstellen. Die ist modisch auf dem allerneuesten Stand.«
»Wir sollten nicht zu viel in Erscheinung treten, Feli«, gab Tija zu bedenken.
»Och. Aber Kristin ist Finns Schwester und tierisch in Sem verknallt.«
»Weiß sie, was wir sind?«
»N… nein. Nein, ich habe es ihr nicht gesagt. Und Finn auch nicht.«
»Finns Schwester?« Seba lächelte. »Warum nicht?«
Feli bemerkte, das Sebas grüne Augen funkelten. Ein kleiner Stich von Eifersucht piekte sie. Und der zeigte sich offensichtlich in ihrem Gesicht.
»Feli, ist Finn dein – wie sagt ihr hier? – Loverboy?«
»Loverboy? Ups – nein. Er ist ein Freund. Und so.«
»Und so? Was heißt das genau?«
»Was willst du von ihm?«
»Katzen schmusen gerne«, schnurrte Seba.
Wider Willen musste Feli lächeln.
»Finn auch. Ich eigentlich auch, aber … na ja …«
»Da war noch Nefer«, murmelte Tija hilfreich.
»Ähm, ja.«
»Ich bin beim nächsten Silbermond weg. Krieg ich Finn bis dahin, Feli?«
»Das musst du mit ihm ausmachen.«
Richtig einverstanden war Feli nicht, aber weniger, weil sie Besitzansprüche geltend machen wollte, sondern weil sie das Gefühl beschlich, dass die verführerische Seba ihm wehtun würde. Andererseits hatte sie Finn auch schon wehgetan. Sie war sich ziemlich sicher, dass er weit mehr für sie fühlte als sie für ihn.
»Na, ich werde mal sehen. Und diese Kristin liebäugelt mit Sem?«
»Sie hat eine Neigung zur Schwärmerei. Und Sem ist ziemlich attraktiv.«
»Ein echter Schmusekater, ja, ja.«
Für eine Weile stichelten sie schweigend weiter an ihren Tüchern, bis Tija sich nach Che-Nupet erkundigte.
»Sie hat sich mit meinem Kater angefreundet und sich mit Finns Chipolata irgendwie arrangiert.«
»Nicht mehr so schüchtern?«
Viel wollte Feli nicht von Che-Nupet erzählen, aber ein paar kleine Geschichten, wie sie mit Chip gekämpft hatte und mit Pu-Shen auf Mäusejagd gegangen war, konnte sie beisteuern.
»Ich habe hier ein hübsches Tuch für sie gefunden. Schau mal«, meinte Seba und legte ein elfenbeinweißes Quadrat mit Rosenblüten und Spitzenkante vor sie. Kitschig, völlig unpassend, fand Feli und schüttelte den Kopf.
»Ich hab schon eins für sie gekauft.« Und als sie daran dachte, wie sie es erstanden hatte, fiel ihr etwas ein. »Ah, wisst ihr, worüber ihr euch mit Kristin
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